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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dabei waren sie den feindlichen Bogeschützen nahezu schutzlos ausgeliefert.
    Es war Wahnsinn, Savaric hatte kein anderes Wort dafür.
    Nicht nur, dass der Angriff unzählige Kämpen das Leben kosten würde, er würde den Krieg auch auf die eine oder andere Weise beenden – und vor allem daran konnte Savaric nicht gelegen sein. Doch er brauchte nur einen Blick auf seinen todkranken und dennoch aufrecht im Sattel sitzenden König zu werfen, um zu wissen, dass dessen Entschluss unverrückbar feststand.
    Oder?
    »Mein König«, kam Savaric nicht umhin, das Wort zu ergreifen. Über den feuchten Grasboden, auf dem die Hufe der Pferde tiefe Abdrücke hinterließen, lenkte er sein Tier an Tandelor heran. »Ich ersuche Euch dringend, Eurer Vorhaben zu überdenken. Wie Ihr sehen könnt, ist Osbert nicht halb so überrascht, wie wir gehofft hatten. Einen unvorbereiteten Gegner hätten wir womöglich überrumpeln und schlagen können – doch gegen die Mauern von Andaril anzurennen wäre glatter Selbstmord!«
    »Was erwartet Ihr?« Tandelors matter Blick zeigte, dass er nicht mehr Herr seines Handelns war, sondern ein Gefangener bereits getroffener Entscheidungen. »Dass ich meine eigene Tochter im Stich lasse? Dass ich Ansun mit diesem Frevel ungestraft davonkommen lasse?«
    Trotz seines geschwächten Zustands, der dem Tod näher zu sein schien als dem Leben, hatte der König es fertiggebracht, noch einmal seine ganze Autorität in seine Rede zu legen, sodass niemand zu widersprechen wagte – und Savaric war klar, dass er allein sein würde, wenn er sich offen gegen Tandelor stellte. Keiner der Feiglinge aus dem Kronrat würde ihn unterstützen, am allerwenigsten Lavan und Ruvon. Der eine hatte sich auf seinem Lehen verkrochen, der andere zog es vor, den gehorsamen Gefolgsmann zu spielen.
    Savarics Fäuste schlossen sich um die Zügel seines Rosses, sich der Tatsache bewusst, dass dies der Augenblick war, der Moment der Entscheidung.
    Wenn er Tandelor jetzt nicht zum Schweigen brachte, wenn er der Herrschaft des Königs jetzt nicht ein Ende setzte, würde dieser den Angriff befehlen – und alles, was sich Savaric je erträumt, wofür er sein halbes Leben lang gekämpft, intrigiert und betrogen hatte, würde verloren sein. Aber wenn er es tat und seine Klinge zu Ende bringen ließ, was das Gift nicht bewirkt hatte, würden ihn die Schwerter der Leibwächter in Stücke hacken.
    Savarics Gedanken rasten, suchten verzweifelt nach einem Ausweg – als plötzlich ein heiserer Ruf erklang.
    »Mein König! Seht!«
    Tandelor und seine Getreuen schauten talwärts, um zwei einzelne Reiter zu erblicken, die den Fluss durchquerten.
    »Boten«, sagte Savaric, dankbar darüber, noch ein wenig Zeit zu gewinnen.
    »Nur einer von ihnen trägt die Farben Anuns«, wandte einer der Leibwächter ein. »Der andere …« Er unterbrach sich, als die beiden Reiter dass diesseitige Ufer erreicht hatten und auf ihren Tieren die Anhöhe heraufsprengten. »Das … das ist doch nicht möglich!«, hauchte er atemlos.
    Auch Savaric erkannte in diesem Moment, was den Kämpen so in Aufregung versetzte, ebenso wie die übrigen Edlen, die sich auf der Hügelkuppe versammelt hatten. Denn was sie im ersten Moment für den Helmbusch eines der Reiter gehalten hatten, war in Wirklichkeit langes Haar, das im Morgenwind flatterte, und seine grazile Gestalt legte die Vermutung nahe, dass es kein Mann war, sondern …
    »Die Prinzessin!«, schrie irgendjemand das Unbegreifliche laut hinaus. »Aryanwen ist zurück!«
    »Aryanwen … Aryanwen«, pflanzte sich der Ruf vom Hügel aus fort, als auch die einfachen Kämpfer erkannten, wer sich dort näherte. »Prinzessin Aryanwen ist zurück!«
    König Tandelor saß wie vom Donner gerührt auf seinem Pferd. Tränen schossen dem König in die Augen, der in diesem Moment, da alle Last von ihm abfiel, wie ein gebrechlicher Greis wirkte.
    »Aryanwen, mein geliebtes Kind«, flüsterte er – dann gab er seinem Pferd die Sporen. Das Schlachtross trabte los, zur Bestürzung der Leibwächter, die ihren König zurückhalten wollten, aber Tandelor sprengte davon, den Hügel hinab auf die beiden Reiter zu.
    Als die Streiter Tirgaslans ihren Herrscher auf seinem schneeweißen Ross den Hang hinabsprengen sahen, seiner verloren geglaubten Tochter entgegen, erhob sich unter ihnen unbeschreiblicher Jubel, denn für alle stand fest, dass das große Blutvergießen nun entfallen und man unverrichteter Dinge den Rückzug nach Hause antreten

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