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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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würde. Auch Savaric atmete auf, denn damit entfiel jeder Grund, den Waffengang mit Ansun zu suchen, und der Krieg würde weiter seinen gewohnten, gewinnversprechenden Gang nehmen.
    Doch es kam anders.
    Denn kaum hatte sich der König den beiden Reitern bis auf zweihundert Schritte genähert, ließ er plötzlich die Zügel los. Der Jubel der Männer verlor sich in der Weite des Tals, während sie gebannt auf ihren Herrscher blickten.
    Noch einen bangen Augenblick lang gelang es Tandelor, sich im Sattel zu halten.
    Dann kippte er hintenüber und fiel vom Pferd.

8.
    TACHORRASH’HAI
TUTOUM’DOK
    »Vater!«
    Als Aryanwen ihren Vater vom Pferd stürzen sah, trieb sie ihr eigenes Tier zur Eile an. In gestrecktem Galopp legte es die Distanz bis zu jener Stelle zurück, wo Tandelor reglos im Gras lag, dann zügelte die Prinzessin das Pferd mit brachialer Gewalt und sprang ab, noch ehe es ganz zum Stehen gekommen war.
    »Vater …!«
    Hals über Kopf eilte sie zu ihm und fiel neben ihm nieder. Was den Sturz betraf, so schien Tandelor unversehrt, doch Aryanwen erschrak, als sie in die bleichen, ausgemergelten Züge ihres Vaters blickte. Er war todkrank, und sie war nicht bei ihm gewesen …
    »Vater, was ist mit dir?«
    Der König von Tirgaslan, der für einen Moment bewusstlos gewesen zu sein schien, öffnete langsam die Augen. Suchend wanderten seine Blicke umher, bis sie Aryanwen fanden. Daraufhin entspannten sich seine ausgezehrten Züge ein wenig.
    »Meine Tochter«, stieß er hervor, mit einer Stimme, die bereits aus dem Jenseits zu dringen schien. Aryanwen schauderte.
    »Ich bin hier.« Sie ergriff seine Hand, erschrak darüber, wie kalt und leblos sie war.
    »Du lebst …«
    »Es geht mir gut«, versicherte sie, mit den Tränen ringend. Inzwischen hatte auch Dag sein Pferd gezügelt und war abgestiegen, eilte im Laufschritt heran. Als Tandelor ihn gewahrte, durchlief ein Ruck seinen gepeinigten Körper, und er versuchte, an sein Schwert zu gelangen, was angesichts seines Zustands geradezu bemitleidenswert wirkte.
    »Daghan ist ein Freund, Vater«, versicherte Aryanwen und versuchte ein Lächeln. »Ein lieber Freund.«
    »Ein Freund …«, echote Tandelor ungläubig. Die Tatsache, dass dieser Freund den Rock und die Farben von Ansun trug, schien ihn zu verwirren.
    In diesem Augenblick bekamen sie Gesellschaft. Hufgetrappel war zu hören, und Aryanwen sah, dass mehrere königliche Leibwächter den Hügel herabgeritten kamen, an ihrer Spitze die Landgrafen Ruvon und Savaric, beide Angehörige des Kronrats.
    »Aryanwen«, stieß der König hervor, während seine Getreuen ihre Pferde zügelten und aus den Sätteln sprangen, »du musst mir … etwas versprechen.«
    »Was immer du willst, Vater.«
    »Du musst das Reich … zusammenhalten … die Herrschaft … wenn du erst die Krone trägst …«
    »Nein, Vater«, widersprach sie und konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. »Ich will die Krone nicht, hörst du? Ich will, dass du gesund wirst und noch lange Jahre regierst. Eine Zeit des Friedens wird kommen und …«
    »Nicht für mich«, wehrte Tandelor ab. Ein Lächeln schlich sich in seine totengleichen Züge, und für einen kurzen Moment klärte sich der Blick seiner grauen Augen. »Habe nicht viel geleistet in meinem Leben … war ein schlechter König.«
    »Das ist nicht wahr, Vater!«
    »Es ist wahr, und du weißt es … sollst es besser machen … die Zukunft liegt in deiner Hand …«
    Seine zitternde Rechte wanderte an seiner reglos daliegenden Gestalt hinab, bis sie den Griff des Königsschwerts ertastete. Seine Kraft reichte nicht mehr dazu aus, es aus der Scheide zu ziehen und seiner Tochter zu übergeben, stattdessen nahm er ihre Hand und legte sie auf den mit filigranen Schnitzereien versehenen Griff aus Elfenbein.
    Dann dehnte ein letzter, ächzender Atemzug seinen Brustkorb, und ein Lächeln legte sich auf seine Züge, die noch immer ausgezehrt und bleich waren, in denen jedoch schon eine Ahnung des kommenden Friedens lag. »Aryanwen«, hauchte er.
    Der Blick seiner Augen blieb auf sie gerichtet, doch plötzlich schienen sie seine Tochter nicht mehr zu sehen, sondern in eine andere, weit entfernte Welt zu reichen.
    Einen Moment lang verharrte Aryanwen in atemlosem Entsetzen, während sich ihr Verstand mit aller Macht weigerte zu begreifen, was geschehen war. Dann streckte sie die Hand aus und schloss ihrem Vater die Augen, und für einen Moment hatte sie das Gefühl, vor Schmerz und Trauer

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