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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Zwergenkönig es erwartet oder zumindest erhofft hatte, stand die Stadt weder in Flammen noch war die gegenüberliegende Flussseite von Leichen übersät.
    Natürlich hatten die Späher bereits berichtet, dass es nicht zur Schlacht zwischen den Menschen gekommen war; die Massenflucht, die unter den orkischen Söldnern eingesetzt hatte, hatte den Waffengang offenbar verhindert. Nun jedoch mit eigenen Augen sehen zu müssen, wie offenkundig sein von langer Hand vorbereiteter Plan gescheitert war, schmerzte Winmar sichtlich – und Vigor, der seinem König wie immer beflissen zur Seite stand, wappnete sich innerlich gegen die Vorwürfe, die jeden Augenblick über ihn hereinbrechen würden …
    »Das ist wohl Euer schlimmstes Versagen«, blaffte der Zwergenkönig prompt – einen Funken Trost, wenn man überhaupt davon sprechen konnte im Angesicht Winmars, gewann Vigor allenfalls noch aus der Tatsache, dass auch Lord Lavan damit gemeint war, der neben dem transportablen Königsthron auf seinem Pferd saß, die feiste Miene wie versteinert. »Ihr habt mir ein Reich in Auflösung versprochen, einen Feind, der sich auf der Flucht befindet – und was liegt nun vor uns? Eine kampfbereite Stadt!«
    »Daran trage ich keine Schuld, mein König«, versicherte Lavan, dessen schwammige Züge sich auffallend gerötet hatten. »Tandelor ist tot, wie ich es Euch vorausgesagt habe – dafür, dass seine Tochter seine Nachfolge angetreten hat, kann ich nichts. Schließlich ist sie aus Euren Kerkern entkommen.«
    »Was Aryanwen tut und was nicht, spielt keine Rolle mehr, mein König«, beteuerte Vigor im Bemühen, den Zorn seines Monarchen ein wenig zu glätten. »Nach der Flucht der Orks haben die Menschen allenfalls noch zweitausend Mann unter Waffen, vielleicht weniger. Die Kaldronen könnten es blind mit ihnen aufnehmen, von unseren Ork-Söldnern ganz zu schweigen.«
    »Ja«, räumte Winmar missmutig ein, »wenn wir uns auf freiem Feld befänden. Du vergisst dabei nur eine Kleinigkeit, Oberst – nämlich dass die Menschen durch deine Unachtsamkeit gewarnt wurden und sich hinter ihre Mauern verschanzt haben. Und diese Mauern haben schon den Heeren Tirgaslans getrotzt.«
    Vigor biss sich auf die Lippen.
    Die Art und Weise, wie ihn sein König zurechtwies, kränkte ihn bis ins Mark, aber dies war nicht der rechte Augenblick für Empfindlichkeiten. »Dann lasst mich eine Möglichkeit finden, wie wir ins Innere der Stadt gelangen können. Gebt mir nur ein wenig Zeit, mein König. Verrat hat schon manches Tor geöffnet, das …«
    »Hältst du mich für so einfältig? Glaubst du, ich gebe auch noch den letzten Vorteil aus der Hand? Zeit ist das Einzige, was ich nicht habe, Oberst, denn Aryanwen und ihre neuen Freunde werden jeden Augenblick, den sie bekommen, dazu nutzen, die Mauern zu verstärken und ihre Vorräte aufzustocken. Jede Stunde Zögern kostet uns Dutzende von Kaldronen und Hunderte von Kriegern!«
    »So … so habe ich es nicht bedacht, mein König«, musste Vigor zugeben. »Ich meinte nur, dass …«
    »Du kannst von Glück sagen, Oberst, dass ich längst nicht mehr auf dein Urteil vertraue und es noch eine andere Stimme gibt, auf die ich höre.«
    »Ich weiß, mein König«, knurrte Vigor mit Blick auf Lavan, nun nicht mehr in der Lage, seinen Unmut noch länger zu verbergen.
    Ein selbstgefälliges Lächeln spielte darauf um die Züge des Lehnsherren, jedoch nur so lange, bis Winmar freudlos auflachte. »Glaubst du, dass ich dich meine, Mensch? Ganz sicher nicht, denn auf deine Weise bist du in deiner Weltsicht ebenso beschränkt wie Vigor.«
    »Aber … mein König!«, widersprach Lavan empört.
    »Ich habe einen anderen Verbündeten«, eröffnete Winmar, »der mich noch niemals enttäuscht hat. Dieser Verbündete weiß um meine Rolle in der Geschichte. Er war es, der die neue Waffe entdeckt und der mir dazu geraten hat, sie ins Feld zu führen.«
    »A-aber …« Vigor stammelte, wusste nicht, was er erwidern sollte. Die ganze Zeit über hatte er geglaubt, dass es kein anderer als Lord Lavan gewesen war, der ihm seine Stellung in der Gunst des Königs streitig gemacht hatte, indem er für ihn am Hof von Tirgaslan spionierte und ihm geheime Informationen zutrug – nun musste er erfahren, dass es noch jemand anderen gab, einen Dritten, der ihrer beider Stellung offenbar längst eingenommen hatte …
    »Wer, mein König?«, wollte auch Lavan wissen, dem sich Vigor plötzlich auf seltsame Weise verbunden fühlte, wenn

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