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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Selbstloses getan?«
    »Weißt du, Rammar«, meldete Balbok sich jetzt zu Wort, »eigentlich ist das doch gar nicht so schlecht. Vielleicht sieht so ein Standbild von mir ja ganz schick aus.«
    »Kaum.« Rammar schüttelte den Schädel. »Ein klapperdürres Etwas mit zu großen Ohren sieht immer dämlich aus, ganz gleich ob in echt oder aus Stein gemeißelt.«
    »Die Künstler haben sich alle Mühe gegeben«, versicherte Dag. »Allerdings seht ihr darauf etwas … anders aus.«
    »Inwiefern anders?«
    »Ich – äh – würde vorschlagen, dass ihr euch das am besten selbst anseht, wenn wir in Tirgaslan sind.«
    »Es sieht euch Menschen ähnlich, die Dinge zu verändern. Mit der Wahrheit konntet ihr noch nie besonders gut umgehen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ihr behauptet immer, ihr würdet die Vergangenheit in Ehren halten, so wie wir Orks das tun«, stichelte Rammar weiter. »Aber in Wahrheit geht es euch Milchgesichtern nur um die Dinge, an die ihr euch erinnern wollt . Alles andere wird absichtlich vergessen. Ihr betrügt euch selbst und redet euch so lange ein, wie wunderbar es einst war, bis keiner mehr am Leben ist, der etwas anderes behaupten könnte. Das nennt ihr dann die ›gute alte Zeit‹. Ist es nicht so?«
    Der Ausdruck in Dags Gesicht veränderte sich. Rammar war nicht sehr gut darin, die bleichen Mienen der Milchgesichter zu deuten, zumal sie sich kaum verfärbten und im Gegensatz zu Orks weder Zähne bleckten, wenn sie zornig waren, noch die Nase rümpften wenn sie misstrauisch wurden. Dennoch glaubte Rammar zu erkennen, dass Dag plötzlich ernst wurde.
    »Damit hast du wohl recht«, gestand er unerwartet ein und nickte, Rammars Worte schienen ihn nachdenklich gemacht zu haben. »Und bei Orks ist das nicht so?«
    »Niemals!«, verneinte Rammar kategorisch. »Sofern wir uns überhaupt etwas daraus machen, behalten wir die Vergangenheit genauso in Erinnerung, wie sie war, das Gute ebenso wie das Beshnorshte.«
    »Da hast du recht«, pflichtete Balbok bei und schien sogar Hunger und Durst für einen Augenblick zu vergessen. »Weißt du noch, als der Kopf von unserem Anführer Girgas verloren ging? Als wir ihn suchen mussten und auf den Zauberer trafen?«
    »Erinnere mich nicht daran!« Rammars grüne Züge verzerrten sich vor Abscheu.
    »Ich sehe schon.« Dag grinste. »So groß sind die Unterschiede zwischen Menschen und Orks auch wieder niii…!«
    Das letzte Wort ging in einen entsetzten Schrei über, als plötzlich ein Stoß die Plattform durchlief.
    »Balbok!«, rief Rammar reflexhaft. »Was hast du nun wieder angerichtet, du umbal ?«
    »A-aber Rammar«, verteidigte sich dieser verdutzt. »Ich kann nichts daf…«
    Eine zweite Erschütterung folgte, begleitet von einem Geräusch, das sich anhörte, als würde eine Bogensehne reißen.
    »Es ist nicht seine Schuld«, bestätigte Dag, der auf seiner Seite der Plattform aufgesprungen war. »Die Haltetaue reißen!«
    »Was?«
    Als wäre der panische Blick, mit dem Rammar auf die aus Leder geflochtenen Stränge blickte, mit denen die Plattform an der Heißluftblase hing, zu viel für das Material, gaben zwei weitere Taue nach. Mit einem hässlichen »Twäng« rissen sie entzwei – und die Plattform sackte erneut ab.
    »Shnorsh!« , rief Rammar aus. »Was hast du getan, Mensch?«
    »Ich … ich kann nichts dafür!«, erklärte Dag stammelnd. »Jemand muss die Taue angeschnitten haben!«
    »Angeschnitten?« Pures Unverständnis sprach aus Rammars Augen. »Aber wer sollte …?«
    »Jemand, der nicht will, dass ihr zur Insel zurückkehrt«, folgerte Dag. Zwei weitere Taue gaben nach – und für die restlichen Stränge wurde die Last zu groß. Einer nach dem andern gab mit lautem Knall nach.
    Twäng.
    Twäng.
    Twäng …
    »Wenn die Seitentaue reißen, hält uns noch dieser Strang«, schrie Dag und wies auf das dicke Geflecht in der Mitte, an dem auch der Brenner hing.
    »Wir sind zu schwer!«, rief Balbok.
    »Korr« , stimmte Rammar zu. »Wir müssen Gewicht loswerden. Spring ab!«
    »Wieso ich?«
    »Wieso nicht? Willst du etwa, dass ich in die Tiefe springe? In den sicheren Untergang?«
    »Aber ich …«
    In diesem Moment gab es ein letztes »Twäng«, und die verbliebenen Seitentaue rissen alle gleichzeitig.
    Rammar gab einen spitzen Schrei von sich, als die Plattform kippte, jetzt nur noch von dem dicken Mittelstrang gehalten. Wie ein großer Teller, den ein Gaukler auf einem Stab balancierte, eierte die Plattform daran hin und her, und alles, was

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