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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Gassen noch verstärkt wurden – entsprechend unharmonisch war das Ergebnis.
    »Klingt doch gut«, meinte Balbok achselzuckend und spitzte erfreut die Ohren. »Fast wie bei uns zu Hause.«
    »Korr« , stimmte Rammar zu – und musste widerwillig feststellen, dass das nicht die einzige Gemeinsamkeit war, die die Milchgesichter mit den Orks entwickelt zu haben schienen.
    Nach allem, was Dag ihnen über Erdwelt erzählt hatte – über all die Veränderungen, die stattgefunden hatten, über den Krieg, der dort tobte und das Elend, das er verbreitete – hatte Rammar erwartet, Menschen vorzufinden, die schweigend und mit hängenden Schultern durch die Gassen zogen und über ihr schreckliches Los lamentierten. Doch die Menschen, die er sah, beschwerten sich keineswegs – im Gegenteil.
    Fröhlich tänzelten sie durch die Straßen, lächelnd und mit verklärtem Blick, oder drängten sich vor den Tavernen, aus denen auch die Musik drang. Rammar staunte nicht schlecht. Obwohl es heller Vormittag war, schienen die Gasthäuser bereits prall gefüllt zu sein, was, wie die Orks wussten, für Menschen höchst ungewöhnlich war – für gewöhnlich gefielen sich die Milchnasen doch darin, den Tag mit hirnrissigen Schuftereien zu verbringen, um sich erst am Abend jenen Dingen hinzugeben, denen Orks den lieben langen Tag frönten (sofern sie nicht dabei waren, irgendwem den Schädel einzuschlagen).
    Fressen.
    Saufen.
    Würfelspiel.
    »Sieh an, die Milchgesichter haben sich gemacht«, meinte Rammar deshalb anerkennend, während sie eine schmale Gasse durchquerten, die zu beiden Seiten von offenen Eingängen gesäumt wurde. Musik drang von drinnen auf die Straße, im schummrigen Laternenschein sah man Menschen in ekstatischen Bewegungen tanzen. »Offenbar haben sie die Tugenden der Orks für sich entdeckt.«
    »Wenn du damit meinst, dass sie den ganzen Tag nur lachen und tanzen, während ringsum die Welt untergeht, dann hast du vermutlich recht«, versetzte Dag düster.
    »Du Miesmacher«, machte Rammar mit einer wegwerfenden Klauenbewegung, »bist doch nur neidisch, weil die da den Sinn des Lebens gefunden haben und du nicht.«
    »Wohl kaum.« Dag schüttelte den Kopf. »Alles, was diese armen Kreaturen gefunden haben, ist ihr eigener Untergang. Irgendwann werden sie aus ihrem Zustand nicht mehr erwachen, so wie es früher oder später allen Lotusessern ergeht.«
    »Lotus?«, hakte Rammar nach. »Etwa schwarzer Lotus?«
    »Aus dem Südreich«, bestätigte Dag, worauf der Ork angewidert das Gesicht verzog. Während das Besäufnis mit Blutbier unter Unholden als kulturelle Errungenschaft und orkische Tugend galt, war ihnen der Gebrauch von kungal’hai wie dem Schwarzen Lotus oder dem Drachendampf zutiefst verdächtig. Die Art und Weise, wie einem das Zeug in den Kopf stieg und das Hirn verdrehte, war ihnen fast so unheimlich wie Zauberei.
    »Seit Beginn des Krieges gelangt der Lotus in riesigen Mengen nach Tirgaslan«, erklärte Dag weiter.
    »Wie das?«, fragte Rammar. »Ich denke, ihr liegt im Krieg mit dem Südreich?«
    »Genau deshalb wird das Zeug in solch großen Mengen unter das Volk gebracht – um Tirgaslan zu schwächen. Die Spelunken in diesem Teil der Stadt sind berüchtigt dafür, es besonders billig zu verkaufen. Und die Menschen kommen aus allen Himmelsrichtungen, um dem Genuss des Lotus zu frönen.«
    »Verstehe – deshalb warst du dir so sicher, dass sich niemand um uns scheren würde.« Rammar nickte. »Und wieso tut der König nichts dagegen?«
    »Um ein Problem zu bekämpfen, muss man es zunächst einmal erkennen. Außerdem hat König Tandelor andere Sorgen, als sich um die Lotusesser zu kümmern. Der Krieg gegen die Zwerge im Norden und Osten erfordert seine ganze Kraft und Anstrengung. Zudem wurde unlängst seine Tochter verschleppt.«
    »Das ist ja furchtbar.« Rammar verzog seine grüne Visage vor Mitleid. »Dann haben wir jetzt wohl etwas gefunden, was sich in all der Zeit, die vergangen ist, nicht geändert hat – die Schwäche der Menschen für Gefühle. Und ihre Feigheit.«
    »Damit hast du wohl recht«, gab Dag ohne Zögern zu. »Wären die Menschen derart stark und mutig, wie sie es gerne von sich behaupten, so wäre das Reich wohl nie zerfallen. Aber das sind sie nicht – sondern ichsüchtig, grausam und unberechenbar in ihrer Gier.«
    »Moment mal«, rief Balbok einigermaßen ratlos dazwischen. »Reden wir jetzt über Menschen oder über Orks? Ich komme langsam durcheinander.«
    »Geht mir

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