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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Bösen bekämpften, um unsere Welt vor der Vernichtung zu bewahren? Was all denen, die sich geopfert haben, weil sie noch an etwas glaubten …?«
    »Wer redet da so ein wirres Zeug?«, wollte Rammar wissen. Die Stimme drang vom Ende der Gasse herauf, wo sich offenbar ein Platz befand.
    »Ein Prediger«, erklärte Dag. »Viele von ihnen ziehen in diesen Tagen durch das Land.«
    Rammar lauschte weiter. Für gewöhnlich hatte er für derlei Dinge nichts übrig, aber die Art und Weise, wie die Stimme sprach, weckte seine Neugier – und sie amüsierte ihn, weil sie den Menschen ordentlich den Marsch blies.
    »Ihr seid nichts im Vergleich zu denen, die vor euch in dieser Stadt lebten! Ihr habt alles vergessen, wofür sie gekämpft haben, gleichgültig ist es euch geworden …«
    Rammar, Balbok und Dag erreichten das Ende der Gasse und traten hinaus auf den Platz, der von hohen schäbigen Fassaden umgeben war. In der Mitte gab es einen Brunnen, auf dessen Ummauerung der Prediger stand – ein schlanker Mann, der ein schlichtes graues Gewand mit weiter Kapuze trug. Ein scharf geschnittenes Gesicht war darunter zu erkennen, aus dem ein dunkles, stechendes Augenpaar blickte. Das Haar des Alten war ebenso grau wie sein Mantel.
    Eine Meute von Zuhörern umlagerte den Brunnen, darunter ein paar Lotusesser, die seinen Worten mit entrückten Mienen lauschten. Nüchtern jedoch waren auch die übrigen Menschen nicht, die sich auf dem Platz versammelt hatten, und sie alle sahen schmutzig und heruntergekommen aus.
    »Dafür sind wir noch am Leben!«, rief jemand aus der Menge und erntete dafür Gelächter und zustimmendes Lallen.
    »Leben nennst du das?«, hielt der alte Mann dagegen und hob beschwörend die Arme. »Seht euch doch nur an! Was ist aus euch geworden? Ihr flüchtet euch in Branntwein und Rauschgift und frönt dem Vergnügen!«
    »Ja, gut so«, riefen einige junge Frauen von der anderen Seite und lachten hysterisch. Ihren üppigen Rundungen und ihrer spärlichen Kleidung nach, die nur aus einigen Stoffstreifen bestand, die mehr zeigten als sie verhüllten, waren es Huren.
    »Deshalb seid ihr nicht auf der Welt!«, beschied ihnen der Prediger mit erhobenem Zeigefinger. »Ihr seid erleuchtete Wesen, die einen Auftrag zu erfüllen haben! Das Schicksal Erdwelts liegt in euren Händen!«
    »Das Schicksal Erdwelts«, kreischte eines der Freudenmädchen. »Ich hatte vorhin etwas ganz anderes in meinen Händen!«
    Wieder Gelächter, doch der Prediger schien nicht gewillt, sich davon beirren zu lassen. »Ihr seid keine Tiere, die nur ihren niederen Trieben genügen sollen, sondern Menschen«, rief er ihnen ins Gedächtnis. »Ihr müsst Verantwortung tragen für die Welt, in der ihr lebt!«
    »Wofür haben wir denn einen König?«, fragte jemand.
    »Genau!«, stimmte ein anderer zu.
    »Der König kann es nicht allein, seht ihr das denn nicht?«
    »Und ob wir das sehen, Prediger – alles hier geht vor die Hunde, das ist offensichtlich!«
    »Und das schert euch nicht?«
    »Nicht, solange es genug zu fressen und zu saufen gibt!«, scholl es heiser zurück, worauf erneut Beifall und dröhnendes Gelächter einsetzten.
    »Korr!« , rief auch Balbok und schloss sich dem Beifall an, ehe Rammar ihn mit einem tadelnden Blick zur Ordnung rief. Der dicke Ork wusste es nicht zu erklären, aber etwas an diesem Prediger beeindruckte ihn. Auch wenn der Kerl im Grunde nur shnorsh erzählte …
    »Ihr seid Narren, die ihre Zeit mit unnützen Dingen verschwenden«, hielt er den Leuten vor. »Ein weiser Mann hält Maß und nutzt die Zeit, die ihm gegeben ist.«
    »Wozu denn noch?«, rief jemand. »Ich will lieber feiern und das Leben genießen, solange noch Gelegenheit dazu ist!«
    »Und wenn der Feind vor den Toren der Stadt steht?«
    »Dann sollen die Orks uns gefälligst verteidigen!«
    »Ist das euer Ernst? Ihr wollt das Schicksal eurer Welt den Unholden überlassen?«
    »Warum auch nicht?«, rief Balbok laut.
    »Willst du wohl still sein?«, zischte Rammar ihm zu.
    Aber es war schon zu spät.
    Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf sie, auch die des alten Predigers – und Rammar hatte das Gefühl, unter dem Blick seiner dunklen Augen zu schmelzen wie ein Brocken Eis in der Sonne.
    »Ihr«, zischte er. Nach einem Augenblick, der Rammar wie eine Ewigkeit vorkam, fuhr er, an die Menschen gewandt, fort: »Eure Vorfahren würden sich für euch schämen. Eure Welt stirbt, und ihr tanzt vor ihrem Totenbett. Nur zu, immer weiter! Fresst und sauft,

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