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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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weit hinausgebeugt, sodass er die Schlinge werfen konnte. Mehrmals ließ er sie kreisen, zielte – und warf.
    »So ein Wahnsinn!«, beschwerte sich Rammar auf Orkisch, als die Schlinge durch die Luft flog – und sich einen Herzschlag später um eine der Zinnen legte.
    Sofort zog sich die Schlinge zu. Das Seil spannte sich, und die rasante Fahrt des Luftschiffs wurde jäh gestoppt.
    Ein Ruck durchlief die Plattform, sodass Rammar nach hinten kippte und womöglich heruntergefallen wäre, hätten die Taue ihn nicht gehalten. Auch Balbok wurde gehörig durchgeschüttelt. Aber als die beiden sich wieder hochgerappelt hatten, sahen sie, dass das waghalsige Manöver gelungen war – das Luftschiff hatte an der Turmplattform festgemacht.
    Zur Sicherheit brachte Dag noch eine weitere Schlinge an, dann zwängte er sich zwischen den Haltetauen hindurch und sprang auf den Turm. Rammar wagte nicht, sich auf der schwankenden Plattform ganz zu erheben, da unter ihnen eine Gasse klaffte, tief wie eine Schlucht. Entsprechend kroch er auf allen vieren zu der Stelle, wo das Luftschiff an der Zinne festgemacht hatte, und setzte bäuchlings hinüber.
    Kaum hatte er wieder festen Boden unter den Füßen, sprang er auf und schnappte nach Atem, um seinem Unmut Luft zu machen. Aber der Rauch, der von den umliegenden Kaminen aufstieg, war so schwer und beißend, dass der dicke Ork nichts als ein heiseres Husten zustande brachte. Dazu traten ihm Tränen in die Augen, die an seinen feisten grünen Backen herabrannen.
    »Willkommen in der Gegenwart«, sagte Dag trocken.

15.
    SGOL UR’SOCHGASH
    Es schien ein Tag der Überraschungen zu werden.
    Die erste war gewesen, dass sich die einstmals strahlende Elfenstadt Tirgas Dun in einen grauen, stinkenden Moloch verwandelt hatte, der von der Küste im Süden bis hinauf in die alte Hauptstadt zu reichen schien.
    Die zweite Überraschung hatte – zumindest für Rammar – darin bestanden, dass sie das waghalsige Andockmanöver dieses großmäuligen Milchgesichts überstanden hatten, ohne in die Tiefe zu stürzen und sich dabei sämtliche Knochen zu brechen. Und es sollte nicht die letzte Überraschung gewesen sein.
    In aller Eile hatten sie die Taue eingeholt und die sich rasch abkühlende Luft aus der Blase gepresst. Anschließend hatte Balbok Dag dabei geholfen, die Stoffbahnen aufzurollen, während sich Rammar auf den asar gesetzt und ihnen dabei zugesehen hatte – für sein Dafürhalten hatte er sich an diesem Tag ohnehin bereits mehr angestrengt als ratsam. Auch die Plattform wurde eingeholt und zusammen mit dem Brenner und der zu einem dicken Paket verschnürten Luftblase oben auf dem Turm verstaut.
    »Lässt du die Kugel einfach so da oben? Hast du keine Sorge, dass das Zeug verschwindet?«, erkundigte sich Rammar, während sie über die schadhafte Treppe nach unten stiegen, die sich in engen Windungen ins Innere des Turmes schraubte.
    »Nein«, wehrte Dag leichthin ab. »Ganz sicher nicht. Nicht in diesem Teil der Stadt.«
    »Karsok?« , fragte Balbok.
    »Ja, nun red schon, du geheimniskrämerischer Möchtegernelf«, pflichtete Rammar bei, »was hat es mit diesem Viertel auf sich, dass sich die Milchgesichter hier so seltsam benehmen? Ihr steckt doch sonst eure Nase in alle möglichen Angelegenheiten, ganz gleich, ob sie euch etwas angehen oder nicht!«
    »Wartet noch«, beschied Dag ihm, der ihnen auf der Treppe vorausging. »Gleich werdet ihr es verstehen.«
    »Ich warne dich«, zischte Rammar, der hinter ihm ging und Mühe hatte, sich durch die schmale Röhre zu zwängen. »Wenn du uns schon wieder auszutricksen versuchst …«
    »Keine Sorge«, versicherte Dag.
    »Sorge? Glaubst du, dass du kleiner Trollfurz …?«
    Rammar verstummte, als er von außerhalb des Turmes plötzlich Geräusche wahrnahm, die zuvor noch nicht dagewesen waren. Oder er hatte sie nur einfach nicht wahrgenommen, auch das war möglich.
    »Hörst du das, Rammar?«, fragte Balbok, der das Schlusslicht bildete.
    »Ich bin ja nicht taub.«
    »Musik«, erkannte Balbok.
    »Jedenfalls, was die Milchgesichter dafür halten«, fügte Rammar grunzend hinzu.
    Tatsächlich war rhythmischer Trommelschlag zu hören, dazu Flötenspiel und der schräge Klang von Fideln. Je weiter sie hinabgelangten, desto lauter wurde es, und als sie schließlich durch eine schäbige Holztür auf die Straße traten, schwoll ein wahres Konzert unterschiedlicher Melodien an, die aus allen Richtungen drangen und durch den Widerhall in den engen

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