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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sich lieber gegenseitig die Zungen herausgerissen hätten, als es offen zuzugeben, reisten beider Gedanken für einen Augenblick in die Vergangenheit.
    Sie sahen sich um die Mauern der Verborgenen Stadt schleichen, in Begleitung Alannahs, des verhassten Elfenweibs, und des Kopfgeldjägers Corwyn, und nach einem Eingang suchen. Und selbst Balbok und Rammar hatten in diesem Moment den Eindruck, dass all dies bereits Jahrhunderte zurücklag …
    »Das Große Tor«, stieß Rammar hervor, »gibt es das noch?«
    »Wir bewegen uns direkt darauf zu.«
    Dag übernahm die Führung, und die Orks trotteten hinter ihm her durch den strömenden Regen. Tatsächlich kamen kurz darauf die eindrucksvollen Formen jenes Tores zum Vorschein, das Tirgaslan einst über tausend Jahre hinweg bewacht hatte.
    Farawyns Pforte.
    Die steinernen Torflügel, in die Symbole der alten Elfenschrift eingemeißelt gewesen waren, waren verfallen, aber die Türme, in luftiger Höhe durch eine mit Zinnen bewehrte Brücke miteinander verbunden, erhoben sich noch zu beiden Seiten des Tores. Auch an ihnen hatte der Zahn der Zeit genagt, eindrucksvoll waren sie jedoch noch immer – sogar in den Augen der Orks.
    » Tornomouch , Rammar«, murmelte Balbok, während sie dort standen und an dem Bauwerk emporblickten. »Weißt du noch?«
    »Natürlich weiß ich das noch, Schmalhirn. Wir sind ja nicht irgendwer, sondern die Nachkommen Currans, des allerersten Orks – und damit haben wir dieselben Vorfahren wie der alte Farawyn. Schon komisch, nicht wahr? Den Flunsch, den die Elfin gezogen hat, als wir das Tor öffneten, werde ich nie vergessen.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Balbok zu.* [* Falls sich der geneigte Leser diese denkwürdigen Ereignisse noch einmal vergegenwärtigen möchte – sie sind nachzulesen in DIE RÜCKKEHR DER ORKS.]
    »Die gute alte Zeit?«, fragte Dag.
    Es war, als würde Rammar wie aus einem Traum erwachen. Jäh riss er sich vom Anblick des Tores los, und seine grüne Miene, die eben noch etwas Freundliches, fast Entrücktes gehabt hatte, wurde wieder so verdrießlich wie zuvor. »Was geht dich das an, Mensch?«, fuhr er ihn an, »du bist schließlich nicht dabei gewesen, oder?«
    »Nein.« Dag schüttelte den Kopf.
    »Dann halt die Klappe und führ uns zu dem Buch, aber ein bisschen plötzlich. Ich krieg allmählich Schwimmhäute von dem verdammten Regen!«
    Er sagte es mit derartiger Entschiedenheit, dass Dag nicht widersprach. Gemeinsam durchschritten sie das Tor und gelangten auf die alte Hauptstraße, die sich im Regen und der allmählich hereinbrechenden Dunkelheit ebenfalls ganz anders präsentierte, als die Orks sie in Erinnerung hatten.
    Vom einstigen Elfenprunk war nicht mehr viel zu sehen, die Menschen hatten sich offenbar alle Mühe gegeben, in den vergangenen fünfhundert Jahren niederzureißen, was zuvor über ein ganzes Zeitalter hinweg Bestand gehabt hatte.
    Rammar schnaubte.
    Sollten sie.
    Ihm konnte es einerlei sein. Und seinem Bruder auch. Alles, was sie brauchten, war das Buch, dann konnten sie auch schon wieder abhauen.
    An dunklen Hausfassaden vorbei, in deren Eingängen sich elend aussehende Gestalten drängten, näherten sie sich dem Königspalast, der im Regen nur schemenhaft zu erkennen war – eine undeutliche Anhäufung von Mauern und Zinnen und kuppelbekrönten Gebäuden, hinter deren Fenstern flackernder Lichtschein zu erkennen war. Vermutlich saß irgendwo dort oben der König der Menschen und fragte sich, wie er das ganze Chaos wieder in Ordnung bringen sollte, das seinesgleichen angerichtet hatte …
    »Sag mal, wohin führst du uns eigentlich genau?«, fragte Balbok in diesem Moment.
    »Korr« , stimmte Rammar zu. »Doch nicht etwa zum Palast? Der kann uns nämlich gestohlen bleiben, und der König gleich mit.«
    »Nein, keine Sorge.«
    »Wohin bringst du uns dann?«
    »Ich möchte euch etwas zeigen, das euch interessieren wird.«
    »Drauf geschissen«, knurrte Rammar. »Wir wollen das Buch sehen und sonst nichts.«
    »Ihr werdet es bekommen. Aber vorher möchte ich euch noch etwas zeigen, dass euch sicher interessieren wird.«
    »Ha«, knurrte Rammar. »Als ob ein Gnomenhirn wie du wüsste, was uns interessiert. Da lachen ja die Ghule.«
    »Du, Rammar«, sagte Balbok plötzlich und blieb stehen.
    »Was ist?«
    »Wir brauchen gar nicht mehr weiterzugehen.«
    »Warum nicht?«
    »Ganz einfach.« Der hagere Ork lächelte wissend. »Weil wir schon da sind.«
    »Weil wir – was ?« Rammars Augen verengten

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