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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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auf dem Rücken eines Pferdes saß. Seiner abgetragenen Rüstung nach war er ein altgedienter Krieger. Der Helm, den er trug, hatte eine breite Krempe, fast wie bei einem Hut, von der ringsum der Regen troff. Den durchnässten Umhang des Mannes zierten die Farben von Tirgaslan. Der Trupp selbst jedoch bestand, wie Balbok und Rammar zu ihrer Verblüffung feststellten, aus Orks, an die fünfzig Krieger in schwerer Rüstung, bewaffnet mit langen Speeren und Schilden und, was ziemlich seltsam aussah, in Reih und Glied marschierend. Weiter hinten, in Regen und Dämmerung nur noch undeutlich zu erkennen, ragten mehrere große, von Ochsen gezogene Wagen auf.
    Es war das erste Mal nach sehr langer Zeit, dass Balbok und Rammar Orks zu sehen bekamen, die nicht ihre Untertanen waren. Beide waren gespannt gewesen auf diese Begegnung, aber ihre freudige Erwartung zerplatzte wie eine Blase auf einer Jauchepfütze. Obwohl es Artgenossen waren, wirkte etwas an diesen Kriegern seltsam fremd.
    Unnahbar.
    Unheimlich …
    »Was treibt ihr Gesindel da?«, wollte der Hauptmann der Abteilung wissen, dessen Augen forschend unter der Krempe seines Eisenhuts hervorstachen.
    Erst jetzt wurde Rammar bewusst, dass er den abgebrochenen Arm des steinernen Balbok noch in den Händen hielt. Rasch warf er ihn von sich, sodass er auf den Boden schlug und zersprang.
    »Nichts, wir räumen nur … auf«, behauptete der Ork.
    Der Hauptmann streifte die Trümmer des zerstörten Denkmals mit einem Seitenblick, besonders zu interessieren schien es ihn nicht. »Zu welchem Haufen gehört ihr?«, fragte er stattdessen.
    »Haufen?«, fragte Rammar verständnislos.
    »Gehört ihr zu Fenriks Leuten? Oder zu Corunds Abteilung?«
    Jetzt erst begriff Rammar – dieses dämliche Milchgesicht dachte, dass sie Söldner waren! Orks, die ihre Freiheit aufgegeben und ihren Waffenarm in den Dienst eines menschlichen Kriegsherrn gestellt hatten …
    »Weder noch«, hörte er Balbok in diesem Moment bereits sagen, der offenbar dieselben Schlüsse gezogen hatte. »Wir …«
    »Ihr gehört zu keinem Heerhaufen?«, fiel der Hauptmann ihm ungläubig ins Wort. »Ihr seid noch nicht verpflichtet worden?«
    »Nein«, versicherte Balbok ahnungslos und schüttelte den Kopf, wofür Rammar ihn am liebsten geohrfeigt hätte.
    »Nun«, meinte der Anführer, worauf ein triumphierendes Grinsen über seine bärtige Visage huschte, »in diesem Fall ist es mir eine Freude, euch zu eröffnen, dass ihr ab sofort zum Heer König Tandelors von …«
    »Sie gehören zu mir«, rief Dag schnell.
    »Zu dir? Und wer bist du?« Der Hauptmann schien den jungen Mann jetzt erst wahrzunehmen, und er schenkte ihm das Wohlwollen, mit dem man einen Blutegel bedachte.
    »Mein Name ist Dag. Ich bin Händler und Erfinder.«
    »Erfinder, so.« Der Reiter verzog in unverhohlenem Spott das Gesicht. »Und diese beiden Orks …«
    »… gehören zu mir«, ergänzte Dag, ohne mit der Wimper zu zucken. »Sie sind meine Leibwächter und werden dafür angemessen entlohnt. Wollt Ihr die Papiere sehen? Sie tragen das Siegel des königlichen Beirats für Rechtsfragen.«
    Einen Augenblick lang geschah nichts.
    Der Hauptmann saß auf seinem Pferd, seine fünfzig Krieger im Rücken, und schien nachzudenken, während der Regen weiterrauschte und prasselte. Hektisch pendelten Rammars Blicke zwischen den Orks, seinem Bruder und Dag hin und her. Falls der Hauptmann Befehl zum Angriff gab, hatten sie nicht den Hauch von der Ahnung einer Chance, so viel stand fest.
    Aber der Anführer des Trupps schien nicht auf Ärger aus zu sein. »Nein«, sagte er, »lass gut sein, Junge. Ist nicht das richtige Wetter, um Papiere zu prüfen. Aber wenn du der grünen Kerle jemals überdrüssig werden solltest, weißt du, wohin du sie schicken kannst. Der Kerl auf dem Sockel ist wahrscheinlich zu fett, um auf dem Schlachtfeld lange zu überleben, aber der Hagere könnte sich als Unterführer versuchen.«
    »Verstanden, Hauptmann. Ich danke Euch«, erwiderte Dag und deutete eine Verbeugung an, und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Der Anführer und seine Krieger zogen an den Gefährten vorbei, wobei die Orks in strammen Gleichschritt verfielen – dies waren nicht die Orks, die Balbok und Rammar in Erinnerung hatten, keine freien Krieger, die dem Chaos verpflichtet waren und nur das taten, was ihnen in den Kram passte. Es waren Söldner, willfährige Werkzeuge in den Händen menschlicher Herren.
    Den Kriegern folgten die Wagen, acht an

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