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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Beteuerungen von Winmars Gesandten, die versicherten, dass es sich lediglich um eine Maßnahme zur Sicherung der eigenen Grenzen handle – als die Städte der Nordmenschen jedoch in Flammen standen, war klar, dass Winmar nicht nur die Festigung seiner Herrschaft im Sinn hatte, sondern noch sehr viel mehr.
    Der Krieg, der Erdwelt nunmehr seit Jahrzehnten entzweite, war nie offiziell erklärt worden. Nie hatte es eine Gesandtschaft gegeben, die wie zu alter Zeit den Zustand des Friedens für erloschen deklariert hatte, nie war man einander in einer großen Schlacht begegnet, um in einem einzigen Blutvergießen die Entscheidung zu suchen. Diese Schlacht war von einer anderen Art. Sie tobte ständig und beinahe überall, war wie ein Geschwür, das sich ausgebreitet hatte und das sich immer noch weiterfraß.
    Und nun wollte ausgerechnet Winmar eine Entscheidung herbeiführen. Der Zwerg, der einer direkten Konfrontation in all den Jahren aus dem Weg gegangen war, der es nach einigen anfänglichen Scharmützeln vorgezogen hatte, lieber nur gezielte Vorstöße zu unternehmen und Krieg nicht nur gegen die Soldaten, sondern auch gegen das Volk, vor allem gegen die Landbevölkerung von Tirgaslan zu führen. Allerdings würde er auch diesmal nicht alles auf eine Karte setzen und den entscheidenden Waffengang wagen, sondern Tirgaslan und Ansun gegeneinander ausspielen. Und das ausgerechnet jetzt, da zumindest die Möglichkeit bestanden hatte, dass sich die Rivalen einander annäherten.
    Für Aryanwen stand fest, dass der Zeitpunkt kein Zufall sein konnte. Auf welchem Wege auch immer – vermutlich durch das Zutun seines Bluthundes Vigor, dessen Augen und Ohren überall zu sein schienen – hatte Winmar von ihren Plänen erfahren. Er hatte ihr aufgelauert, als sie auf dem Weg nach Smerada gewesen war, und setzte nun alles daran, ihre Pläne zu vereiteln. Mehr noch, ausgerechnet Aryanwen, die den Frieden zwischen Tirgaslan und Ansun hatte herbeiführen wollen, wurde zum Werkzeug des Krieges und des Untergangs!
    Der Gedanke stürzte sie in Panik.
    Sie musste ihren Vater warnen!
    Schon einmal war es Aryanwen gelungen, eine Nachricht aus ihrem Kerker zu schmuggeln, doch diese erste Botschaft hatte sie nicht an ihren Vater geschickt, damit er nicht ihretwegen seine Pflichten vernachlässigte oder gar mit einem Heer gegen die Zwergenfeste zog und dadurch die Verteidigung des Reiches vernachlässigte. Stattdessen hatte sie ihren Hilferuf nach Ansun gesandt, in der Hoffnung, dass er seinen Empfänger erreichte. Was daraus geworden war, wusste sie nicht, doch nun musste Aryanwen eine zweite Botschaft schicken – und zwar direkt nach Tirgaslan.
    Marschierte ihr Vater gegen Ansun, so beschwor er damit das Ende der Menschen herauf. Der schreckliche Alltag dieses Konflikts, der seit so langer Zeit tobte, hatte die Menschen von Tirgaslan eingelullt. Sie hatten sich mit Elend und Zerstörung abgefunden und sie so gut es eben ging aus ihrem Leben verdrängt. Das Kämpfen und Sterben hatten sie anderen überlassen, doch nun ging es um alles.
    Um das Überleben des Reiches.
    Um die Freiheit der Menschen.
    Die Interessen Einzelner mussten dahinter zurückstehen, selbst die einer Prinzessin – auch wenn es bedeutete, dass Aryanwen niemals wieder aus ihrem dunklen Kerkerloch befreit und das Tageslicht nicht wiedersehen würde.
    Tandelor hatte seine Tochter zu Disziplin und Pflichtbewusstsein erzogen, und Aryanwen fühlte sich den alten Tugenden und Traditionen ihres Hauses verpflichtet.
    Ihr Schicksal zählte nichts.
    Das Wohl des Reiches zählte alles.
    In ihren Gedanken setzte Aryanwen eine neue Botschaft auf. Eine Botschaft, in der sie ihrem Vater verbot, zu ihrer Befreiung zu eilen. Dann wartete sie im Dunkel ihrer Zelle, bis draußen auf dem Gang die schlurfenden Schritte auf dem Gang erklangen.
    In den vielen Tagen, die sie nun schon in ihrem Kerker weilte, hatte sie Zeit genug gehabt, um Beobachtungen anzustellen. Ihr war aufgefallen, dass die Kerkerknechte, die ihr einmal am Tag zu essen brachten, in regelmäßiger Folge abwechselten – und an jedem fünften Tag (also bei jedem fünften Strich, den sie in die Zellenwand ritzte) brachte Rungbold ihr das Essen.
    Der bucklige Kerkerknecht war der Einzige, der ihr seinen Namen genannt hatte. Der Einzige von Winmars Schergen, der mit ihr gesprochen hatte. Und unter Aufbietung all dessen, was sie angesichts ihrer Umgebung und ihrer Gefangenschaft an Liebreiz aufzubringen in der Lage war, hatte

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