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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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entladen wollen, und lauschte.
    Tatsächlich waren Stimmen zu hören.
    Verzweifelte Rufe.
    Und jemand, der lauter sprach als alle anderen.
    Der Wind, der über die baumlose Ebene wehte und zwischen den Behausungen der Dorfbewohner hindurchpfiff, stand ungünstig, sodass kein Wort davon zu verstehen war. Aber je näher die Gefährten dem Dorfplatz kamen, desto lauter wurde die Stimme – und sie begriffen, dass sie zum zweiten Mal Zeugen eines Prediger-Vortrags wurden.
    In der Mitte des Dorfplatzes ragte ein Galgenbaum auf, an dem die verwesenden Überreste gleich mehrerer Dorfbewohner hingen. Wer ihnen dieses schmähliche Ende beigebracht hatte, war nicht schwer zu erraten. Die schwarz gefiederten Ork-Pfeile, mit denen die leblosen Körper noch zusätzlich gespickt waren, sprachen in dieser Hinsicht Bände.
    »Das da«, rief der Prediger, der unmittelbar unter den Gehenkten stand und mit einer dürren weißen Hand zu ihnen hinaufdeutete, »kommt dabei heraus, wenn man Unholden die Verteidigung des Landes überlässt! An einem Tag noch mögen die Orks euch freundlich gesinnt sein, aber schon in der nächsten Stunde überfallen sie eure Dörfer und schneiden euch die Kehlen durch!«
    »Korr« , brummte Balbok halblaut.
    »Das ist der Untergang!«, schrien einige Stellvertreter, die beim Galgenbaum standen, und schlugen mit ihren Ruten auf sich ein. »Unser aller Untergang!«
    »Der Tag des Untergangs ist nicht mehr fern«, stimmte der Prediger zu, der wie ein Fels aus der Menge ragte und in seinem grauen Gewand mit der hochgeschlagenen Kapuze selbst den größten Dorfbewohner noch um Haupteslänge überragte. »Ihr versucht, ihn aufzuhalten, indem ihr euch für die Vergehen anderer bestraft, was selbstlos ist und von größerem Mut zeugt, als ihn jene an den Tag legen, deren Aufgabe es eigentlich wäre, das Reich zu beschützen! Die Verantwortung übernehmen müssten für die Welt, in der sie leben …!«
    »Du, Rammar«, sagte Balbok plötzlich. »haben wir das nicht schon mal gehört?«
    »Allerdings«, knurrte Rammar, der dasselbe unangenehme Gefühl verspürte wie vor einigen Tagen. »Das ist derselbe Kerl, dem wir in Tirgaslan begegnet sind.«
    »Unwahrscheinlich.« Dag schüttelte den Kopf. »Im Grenzland ziehen zahllose Prediger umher. In ihren grauen Kutten sehen sie einander zum Verwechseln ähnlich, und sie alle reden davon, dass die Welt bald untergehen wird. Und wer weiß«, fügte er düster hinzu und ließ seinen Blick über den Dorfplatz und die angrenzenden Häuser schweifen, »vielleicht haben sie ja sogar recht damit.«
    Rammar stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Ihr Halbhirne würdet den Untergang noch nicht einmal bemerken, wenn er unmittelbar bevorstünde. Ihr zieht es vor, in der Vergangenheit zu leben oder in der Zukunft, aber niemals in der Gegenwart.«
    »Vielleicht.« Dag nickte und schaute Rammar fragend an. »Und das ist bei Orks anders?«
    Rammar erwiderte seinen Blick, blieb eine Antwort jedoch schuldig. »Lasst uns weitergehen und Vorräte besorgen«, knurrte er stattdessen. Er wandte sich ab und watschelte davon, während der Prediger hinter ihm weiter seine Tiraden hielt.
    Und einmal mehr hatte Rammar das unangenehme Gefühl, dass der Blick des Mannes auf ihm lastete.

3.
    KOUM ABOR
    Aryanwen war von Unruhe getrieben.
    Die Begegnung mit König Winmar, der sie im Kerker aufgesucht hatte, um sich an ihrer Verzweiflung und ihrer Furcht zu weiden, stand ihr noch immer vor Augen – und in den einsamen Stunden, die sie seither in ihrer Zelle verbracht hatte, war ihr klar geworden, dass nicht nur sie selbst einen entscheidenden Fehler begangen hatte, sondern auch ihr Vater: Sie hatten den Zwergenherrscher unterschätzt.
    In den Augen der meisten Menschen war Winmar ein etwas sonderlicher Emporkömmling. Jeder wusste, dass er nicht aus noblen Verhältnissen stammte, und es war ein offenes Geheimnis, dass er durch Lug, Intrige und Mord an die Macht gekommen war. Entsprechend hatte man nichts darauf gegeben, als bekannt wurde, dass er als neuer Herrscher auf dem Thron der Äxte saß. Die Zwergenherrscher der zurückliegenden Jahrhunderte waren ohne Ausnahme freundlich gewesen und friedfertig, und nicht wenige von ihnen hatten sich dem Schutz der Menschen unterstellt und waren treue Gefolgsmänner von Tirgaslan gewesen.
    Mit Winmar jedoch hatte sich alles geändert.
    Als die Zwerge die nördliche Grenze ihres Reiches überschritten und in die Nordlande einfielen, glaubte man noch den

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