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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Aryanwen ihn dazu gebracht, für sie eine Nachricht aus Gorta Ruun zu schmuggeln.
    Noch immer verkrampfte sich ihr Innerstes vor Abscheu, wenn sie an die Gegenleistung dachte, die Rungbold von ihr verlangt hatte. Vergeblich hatte sie ihm Reichtümer in Aussicht gestellt, ihm vergeblich Ruhm versprochen. Der Zwerg hatte nach einer Entlohnung verlangt, die zu entrichten es keiner Prinzessin bedurft hätte – jede Dirne aus den dunkelsten Hinterhöfen von Tirgaslan hätte es ebenso vermocht. Doch wie grässlich die Schmach auch gewesen sein mochte und wie abgrundtief die Erniedrigung – der Kerkerknecht hatte Wort gehalten und die Nachricht mitgenommen, die Aryanwen in eine Tonscherbe geritzt hatte. Ob er sie tatsächlich abgeschickt und ob sie ihren Empfänger erreicht hatte, vermochte Aryanwen nicht zu beurteilen. Trotzdem wollte sie Rungbolds Dienste ein zweites Mal in Anspruch nehmen, wie hoch der Preis dafür auch sein mochte.
    Als sie hörte, wie sich die charakteristischen Schritte näherten, mit denen sich der auf dem linken Bein lahmende Zwerg durch die Kerkergänge schleppte, wappnete sie sich innerlich. Sie redete sich ein, dass es nicht von langer Dauer sein würde, der Nutzen dafür unermesslich. Wenn sie ihre Tugend und ihre Würde ein weiteres Mal opfern musste, um damit ihrem Vater und dem Reich zu helfen, würde sie es ohne Zögern tun.
    Musste es ohne Zögern tun …
    Die Schritte verharrten vor ihrer Kerkertür. Aryanwen erhob sich, und tatsächlich tauchte im nächsten Moment eine wohlbekannte Gestalt in dem viereckigen Guckloch auf, das in die rostige Kerkertür eingelassen war.
    Rungbold.
    Doch irgendetwas stimmte nicht.
    Der Bart des Zwergs war mit dunklen Flecken besudelt, seine einfältigen Züge seltsam blass, die Augen starr und auf geradezu bizarre Weise verdreht. Und an der Art und Weise, wie sein Haupt vor der kleinen Öffnung auf und ab tanzte, erkannte Aryanwen, dass es geführt wurde wie eine Puppe.
    Die Prinzessin wich zurück, bis sie gegen die Rückwand der Kerkerzelle stieß. Ein gellender Schrei entfuhr ihr, als ihr die grässliche Wahrheit dämmerte.
    Rungbolds Haupt besaß keinen Körper mehr.
    Abgetrennt stak es auf einem Spieß, den jemand vor der Türöffnung schwenkte, und an dem hämischen Gelächter, das ihren Schrei beantwortete, erkannte sie, wer dieser Jemand war.
    Vigor …
    »Erschrocken, Teuerste?«, rief Winmars oberster Folterknecht von draußen, dabei ein schlechtes Imitat von Rungbolds leiser Stimme liefernd, wobei er die schaurige Staffage weiterschwenkte. »Soll ich Euch wiederum zu Diensten sein? Das wird sich kaum machen lassen, denn mein Körper ist mir auf rätselhafte Weise abhandengekommen …«
    Wieder erklang wüstes Gelächter, und Aryanwens anfängliches Entsetzen verwandelte sich in hilflosen Zorn. Rungbold war gewiss kein Mann von Ehre gewesen, und sie hatte keinen Grund, ihn zu betrauern – aber selbst er hatte ein solches Ende nicht verdient. Und die Art und Weise, wie sein Henker seinen Leichnam verhöhnte, erschütterte sie.
    »Scheusal!«, schrie sie ihre Wut und ihr Entsetzen laut hinaus, worauf Rungbolds leblose Züge verschwanden und das Gesicht des ruchlosen Vigor vor dem Fenster erschien. »Elendes, unbegreifliches Scheusal!«
    Es war nicht zu erkennen, ob ihre Worte im Gesicht des Folterknechts eine Wirkung hinterließen – der dichte Bart und das breite Grinsen überdeckten jede Reaktion.
    »Was denn?«, konterte er, weder seine Stimme noch sein grausames Wesen länger verstellend. »Wollt Ihr tatsächlich so tun, als wärt Ihr überrascht? Niemand anders als Ihr seid es, der die Schuld an Rungbolds unrühmlichem Ende trägt! Bevor er diese Welt verließ, hat er mir alles erzählt …«
    »Erzählt«, echote Aryanwen voller Bitterkeit.
    »Ich habe ihm unter Anwendung einiger höchst nützlicher Methoden die Zunge gelöst«, drückte Winmars Scherge es auf seine Weise aus. »Sehr gesprächig ist der Gute nie gewesen – zum Ende hin jedoch hat er geredet wie ein Wasserfall. «
    »Ihr seid ein Schwein, Vigor!«
    » Oberst Vigor«, verbesserte er grinsend. »Ihr werdet in Eurer Einsamkeit doch nicht etwa wahre Gefühle für den guten Rungbold entdeckt haben? Für so verzweifelt hätte ich Euch nicht gehalten, Aryanwen.«
    »Hoheit« , verbesserte sie ihn diesmal. »Und ich würde Euch raten, Eure lästerliche Zunge zu hüten!«
    »Sonst was?« Er lachte höhnisch. »Ich staune, wie Ihr Menschen es immer wieder fertigbringt, die Nase

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