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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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eigenen Gesetze«, erklärte Dag kopfschüttelnd. »Wenn die Ork-Söldner des königlichen Heeres mit ihrer Entlohnung nicht zufrieden sind, dann holen sie sich anderswo, was sie haben wollen.«
    »Korr« , meinte Balbok, dem das sehr einleuchtete.
    »Die größeren Siedlungen sind zu stark befestigt, um einfach überfallen zu werden, die Dörfer und Gehöfte jedoch sind Räubern schutzlos ausgeliefert. Viele Bauern wurden getötet oder sind Seuchen zum Opfer gefallen. Der Rest hält sich versteckt oder ist nach Süden geflüchtet.«
    »Hm«, machte Rammar. »Und wieso lässt sich euer König so einen shnorsh bieten? Wenn meine Krieger anfangen würden, meine Insel zu plündern …«
    »Unsere Insel«, verbesserte Balbok.
    »… würde ich ihnen die Köpfe runterreißen und sie ihnen vor die Füße schmeißen.«
    »Wie ich schon sagte – dieser Krieg hat seine eigenen Gesetze, und einige davon sind außer Kontrolle geraten«, räumte Dag ein. »Dadurch, dass die Bauern in die Stadt flüchten und ihre Felder unbestellt zurücklassen, werden Nahrungsmittel im Reich immer knapper. Es gibt Viertel in Tirgaslan, in denen kaum noch etwas Essbares aufzutreiben ist.«
    »Na und?«, grunzte Rammar höhnisch. »Was brauchen sie auch zu fressen, wo sie doch den Lotus haben.«
    »Nicht alle«, widersprach Dag. »Für die Bauern, die alles verloren haben, ist selbst der billige Lotus aus dem Südreich zu teuer. Die Reichen in den wohlhabenden Vierteln der Stadt hingegen sitzen nach wie vor an reich gedeckten Tafeln. Von der bitteren Wirklichkeit des Krieges bekommen sie nichts mit.«
    »Ich verstehe«, meinte Balbok. »Das ist Fortschritt, korr ?«
    Inzwischen hatten sie sich der Siedlung bis auf fünfzig Schritte genähert. Der Wachturm am Dorfeingang war unbesetzt, die umliegenden Hütten wirkten verlassen – doch dieser Eindruck täuschte. Als die Orks und ihr menschlicher Begleiter heran waren, öffneten sich knarrend einige Türen, und die Bewohner traten auf die Straße. Allerdings hatten sie gar keine Augen für die Besucher, sondern huschten eilig die Hauptstraße hinab, dem Kern des Dorfes entgegen.
    Dag rief ihnen nach, worauf einer von ihnen – ein untersetzter Mann von buckliger Postur – für einen Augenblick stehen blieb und sich zu ihnen umwandte. Zu ihrer Überraschung sahen die Orks, dass der Mann bemalt war – mit Ruß hatte er sich schwarze Striche und andere seltsame Symbole ins Gesicht und auf den nackten Oberkörper gemalt.
    Als er die Orks erblickte, öffnete sich sein Mund zu einem lautlosen Schrei. Gleichzeitig hob er den Arm, in dem er eine Weidenrute hielt.
    Balbok hob den saparak . »Ich glaube, er will uns angr…«
    Der hagere Ork verstummte, als der bemalte Mann auch schon mit der Rute zuschlug – jedoch nicht auf die Besucher, sondern auf sich selbst. Den Schmerz, den er dabei empfinden musste, ertrug er mit gleichgültiger Miene. Dann wandte er sich ab und setzte den anderen hinterher. Sein nackter Rücken war von blutigen Striemen überzogen.
    »Was war das?«, fragte Rammar. »Hat der einen Sparren locker?«
    »Er ist ein Stellvertreter«, erklärte Dag.
    »Ein was ?«
    »Ich hatte euch doch von den Wanderpredigern berichtet, die durch das Land ziehen – für die Armen stellen sie oft ihre einzige und letzte Hoffnung dar. Einige dieser Prediger vertreten die Ansicht, dass der Krieg und das Elend nur deshalb über das Reich gekommen sind, weil die Herrschenden Fehler begangen und sich falsch verhalten haben.«
    »Klingt einleuchtend, Milchgesichter machen viele Fehler«, gab Rammar zu. »Und weiter?«
    »Deshalb bestrafen sich diese Leute selbst anstelle derer, die die Strafe eigentlich treffen müsste, und hoffen auf diese Weise, das Schicksal zu besänftigen.«
    Rammar schickte ihm einen Seitenblick.
    »Ich sage nicht, dass ich daran glaube«, bekräftigte Dag. »Aber diese Menschen tun es.«
    »So wie du, Rammar«, meinte Balbok unverblümt.
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Du machst oft etwas falsch. Und mich bestrafst du dann stellvertretend dafür.«
    Rammar schüttelte den Kopf wie jemand, der eine schallende Ohrfeige bekommen hatte. »Bist du übergeschnappt? Fehler sind mir fremd. Wenn ich doch welche mache, dann nur deinetwegen!«
    »Siehst du? Genau das meine ich.«
    »Du unverschämter umbal ! Wie kannst du …?«
    »Schhhht!«, brachte Dag sie mit einem energischen Zischen zum Schweigen. Widerwillig hielt Rammar in der Schimpfkanonade inne, die er über Balbok hatte

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