Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer

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Lehnsherr zögerte. Vorsichtig streckte er seine Hand aus, die sichtbar zitterte. »Und wenn … wenn ich nicht will?«
    »Natürlich steht es Euch frei zu gehen«, räumte Savaric ein. »Keiner von uns würde Euch einen Vorwurf machen.«
    »Aber Ihr könntet Euch niemals sicher sein«, fügte Ruvon mit falschem Lächeln hinzu.
    »Sicher? Worüber?«
    »Ob in der Dunkelheit ein Messer lauert, sobald Ihr das Licht gelöscht habt. Ob der Wein, den Ihr zum Essen trinkt, womöglich vergiftet wurde. Ob die Hure, die Ihr Euch in Eure Kammer holt, Euch nicht im Schlaf ermeuchelt. Ob …«
    »Schon gut!«, rief der Feiste energisch und legte in einem verzweifelten Entschluss seine fleischige Rechte auf die Hände seiner Mitverschwörer. »Ich habe verstanden.«
    »So sei es also«, knurrte Savaric. »Drei Rivalen schließen sich zusammen – und ein König wird sterben.«

10.
    LORG ANN DORASH
    Sie hatten das Tageslicht nicht wiedergesehen.
    Denn als der Morgen heraufdämmerte und die Sonne den wolkenverhangenen Himmel mit fahlem Schein beleuchtete, saßen die beiden Orks und ihr menschlicher Begleiter bereits in einem Wagen, der durch einen dunklen, nicht enden wollenden Stollen einem ungewissen Ziel entgegenrumpelte.
    Es war einer jener Wagen, wie die Zwerge sie zum Transport von Nachschub und anderen Gütern benutzten – ein stabiles Gefährt mit einem Rahmen aus Eisen, das auf ebenso eisernen Achsen fuhr. Boden, Seitenwände und Dach bestanden aus massiven übereinandergelagerten Holzbohlen, die jeden Ausbruchsversuch von vornherein zu einem aussichtslosen Unterfangen machten. Gezogen wurde das Gefährt von zwei Höhlentrollen, die davorgespannt waren – gedrungene, bucklige Kreaturen, deren Arme doppelt so lang waren wie ihre Beine und deren Haut die Farbe und das Aussehen von Felsgestein hatte. Anders als ein gewöhnlicher Karren fuhr der Wagen auf eisernen Schienen, die auf quer liegenden Holzbohlen verlegt waren und tief ins Innere des Berges führten.
    Lorg ur’airun hatte Balbok sie spontan genannt.
    Die Fährte aus Eisen.
    Im inneren des Gefährts herrschte schummriges Halbdunkel, das von der kalten Stollenbeleuchtung rührte, die durch zahllose Ritzen hereindrang. Durch eine dieser Ritzen spähte Dag. »Einfach unglaublich!«, meinte er. »Man hat immer vermutet, dass das Zwergenreich von Stollen wie diesen durchzogen ist, aber es gab nie einen Beweis dafür.«
    »Nein«, stimmte Rammar verdrießlich zu, der in einer Ecke fläzte und in einer Haltung totaler Verweigerung alle viere von sich streckte. »Und du wirst ihn auch nicht erbringen, Milchgesicht, denn schon in kurzer Zeit wird dein Schädel auf einer Zwergenlanze stecken.«
    »Wir haben uns immer gefragt, wie sie in der Lage sind, ihre Truppen so schnell von einem Schauplatz zum anderen zu verlegen«, fuhr Dag aufgeregt fort, den Einwurf geflissentlich überhörend. »Jetzt wissen wir es. Jedes Lager scheint über einen solchen Tunnel zu verfügen, der direkt mit der Königsfestung verbunden ist!«
    »Und?«, lamentierte Rammar weiter. »Was nützt dir dieses Wissen, wenn du in ein paar Stunden in Kuruls Grube liegen wirst?«
    »Noch sind wir nicht tot«, gab Dag zu bedenken.
    »Weil sie uns zuerst verhören werden, ehe sie uns hinrichten.«
    »Richtig – und das wäre nicht so, hätte ich ihnen nicht von Aryanwen erzählt«, bestätigte Dag und bedachte den Ork im Halbdunkel des Wagens mit einem vielsagenden Blick.
    »Deswegen hast du denen erzählt, was du vorhast?«, fragte Rammar entgeistert.
    Dag zuckte mit den Schultern. »Was, denkt ihr wohl, geschieht sonst mit Eindringlingen, die nachts über die Grenze kommen? Man hätte uns ohne Federlesens erschlagen und unsere Überreste an die Kreaturen aus dem Fluss verfüttert.«
    »Nicht doch«, meinte Balbok, der auf einer der Holzkisten saß, die sich im rückwärtigen Teil des Waggons stapelten, ungeachtet des beißenden Gestanks, der von ihnen ausging.
    »Wer hat dich gefragt?«, raunzte Rammar ihn an.
    »Niemand«, gab Balbok zu. »Ich meine nur, dass es besser ist, hier zu sein und am Leben, als …«
    »Du hast überhaupt nichts zu meinen! Wärst du nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert! Ich hatte nämlich alles wunderbar im Griff, bis du angefangen hast, den König zu grüßen, du Haufen Trolldung! Was hat dich nur geritten?«
    »Ich hab doch bloß die Namen verwechselt«, murmelte der dürre Ork zu seiner Verteidigung. »Diese Hutzelbärte heißen alle gleich.«
    »Ich verwechsle