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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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obwohl Sie das nicht wissen konnten. Sie kannten sogar das Thema unseres Gesprächs.«
    »Was für ein Gespräch?«
    »Es ging um den Auftraggeber.«
    »Du liebe Zeit, das war ein Scherz! Und Sie haben das ernst genommen? – Nein. Meine Gute, dass Sie heute Abend zu Ihrem armen verfolgten Liebsten fahren würden, konnte sich jeder an einem Finger abzählen. Wissen Sie, wie Sie heute ausgesehen haben?«
    »Unmöglich«, sagte Syra grimmig.
    »Hübsch«, widersprach Ballier. »Verliebt. Sie sahen wunderschön aus, Frau Boll. Belassen Sie es dabei und machen Sie sich jetzt nichts kaputt.«
    »Heute Morgen haben Sie mich auch schon drauf angesprochen, dass ich bei Gregor war. Das konnten Sie genauso wenig wissen. Aber Sie haben mich direkt damit überfallen.«
    Ballier lachte. »Oje. Ich überfalle niemanden. Frau Boll, glauben Sie mir: Ihr Zustand war offensichtlich. Sie hatten noch die Abendkleidung an. Was erwarten Sie da? Ich musste Sie einfach ein bisschen piesacken. Der Neid, verstehen Sie? Sie waren so hübsch, und ich bin eine alte Frau. Ich werde keine solche Nacht mehr haben. Seien Sie dankbar und nehmen Sie’s nicht persönlich. Werden Sie glücklich mit Ihrem Gregor, egal was er getan hat. Frau Syra kann Ihren Anruf hier vergessen, nicht wahr, Margarete? Die Liebe macht uns doch alle mal zu Narren.«
    »Leicht fallen wird mir das nicht«, knurrte Syra.
    »Sie konnten es nicht wissen«, sagte Bettina trotzig und kam sich plötzlich furchtbar blöd vor.
    »Sehen Sie, das ist der Vorteil des Alters«, sagte Ballier belustigt. »Es lässt einen vieles klarer sehen.«
    »Sind wir jetzt fertig?«, fragte Syra bissig.
    Und erst an diesem Punkt sah Bettina – viel zu spät – die Konsequenzen dessen, was sie eben reichlich unbedacht zur Sprache gebracht hatte. Es war schmerzhaft. Sie war dumm gewesen. Ziemlich dumm. »Ich bleibe dabei«, sagte sie langsam und nachdrücklicher als zuvor. »Frau Ballier konnte es nicht wissen.«
    Syra seufzte gefährlich.
    »Außer von Gregor.«
    Das Rollen von Syras Wagen war plötzlich sehr laut.
    »Gregor Krampe«, sagte Bettina und ahnte schlagartig, dass es tatsächlich, wirklich und wahrhaftig die Wahrheit war, »hat mich benutzt.«
    Schweigen.
    »Frau Ballier hat es vorausgesagt. Alles. Der Kodex konnte nur bei dieser Veranstaltung gestohlen werden, da waren die Möglichkeiten am größten. Allerdings nicht für Gregor. Er stand im Fokus aller Ermittlungen. Er durfte nicht einmal die Party schwänzen. Er war – die Zweitattraktion.« Bei dem Wort traten Bettina Tränen in die Augen. Sie räusperte sich. »Weil er wusste, was geplant war, hat er mich eingeladen. Eine Polizistin für die ganze Nacht, ist das kein tolles Alibi?«
    »Ach Kindchen«, sagte Ballier weich.
    »Hat er das gestanden?!«, fragte Syra dagegen streng. »Wieso kommen Sie erst jetzt damit?«
    Oh Gott, dachte Bettina und räusperte sich gleich noch mal. Es ist wahr. Ja, es muss wahr sein. »In der Zwischenzeit stahl der unbescholtene Marc Schneider den Ovid.«
    »Haben Sie Aussagen darüber?«, fragte Syra. »Von Krampe? Schneider? Wo ist Ihr Bericht?«
    »Pst«, machte Ballier angespannt. »Das ist er doch. – Haben Sie mit Ihrem Freund gestritten? Hat Krampe Sie rausgeworfen?« Das klang fast hoffnungsvoll.
    »Nein«, antwortete Bettina und dachte daran, wie elegant die alte Agentin sie in Gregors Arme getrieben hatte: Lassen Sie ihn nicht aus den Augen, Frau Boll! »Nein.« Die beiden hatten zusammengearbeitet. Sie hatten die Liebe benutzt. Das war fies. Bettina schloss die Augen und ballte die freie Rechte zur Faust. Ihr Herz schlug hart und fest, so sehr, dass sie zu zittern begann. Ihr Kiefer verkrampfte, und sie merkte, dass sie weiterreden musste. Jetzt. Sofort. Ohne in Tränen auszubrechen. Doch wie? Sie schniefte. Und genau in dem Moment, als sie sich beinahe übers Lenkrad geworfen und geheult hätte, da regte sich in ihr eine Idee. Sie richtete sich auf. »Im Gegenteil«, sagte sie, so fest sie konnte, ins Telefon. »Er hat mich eingeweiht.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte bleiernes Schweigen.
    »Er will aus der Sache aussteigen.« Bettina fiel ein, wie drängend Ballier an diesem Morgen versucht hatte, ihr Misstrauen gegen Gregor einzuflüstern. Klar, jetzt brauchte man sie nicht mehr und musste sie rasch loswerden. Doch so einfach würde das nicht werden. Denn in der Liebe waren die Allianzen offen. »Er wird eine Aussage machen, gegen Straffreiheit. Er hat das Buch sowieso nicht. Er

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