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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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Nacht noch entlocken lassen? Vermutlich nicht. Auch sie musste endlich ins Bett. Doch irgendetwas hielt sie in diesem Auto fest. Rastlos blickte sie raus auf den menschenleeren Parkplatz und wünschte, sie hätte Krampes Biografie mitgenommen. Sie nahm ihr Handy und drehte es in den Händen. Schließlich drückte sie zögerlich ein paar Knöpfe. Sie ließ es lange klingeln. Doch Gregor ging nicht dran. Entschlossener probierte sie es noch einmal. Und dann, als das wieder nicht klappte, wählte sie in wachsender Eile eine andere Nummer.
    »Frau Boll!«, bellte Syra unverzüglich durch den Lautsprecher. »Was ist denn noch? Denken Sie mal: Ich werfe Sie nicht raus, jedenfalls nicht heute. Machen Sie also Feierabend!«
    »Gleich«, sagte Bettina. Im Hintergrund brummte es wieder. »Bitte hören Sie zu. Ich bin heute Abend nicht mit Jaecklein bei diesem Schneider gewesen. Jedenfalls nicht die ganze Zeit. Jaecklein hat mich gedeckt. In Wahrheit war ich bei Gregor Krampe.«
    »Sie wollen fliegen, nicht wahr?«
    »… hartnäckig«, hörte man Ballier im Hintergrund.
    »Und Frau Ballier wusste es«, sagte Bettina und merkte, wie sie bei diesen Worten die Hände zu Fäusten ballte. Mona Lisa. Ballier hatte die Mona Lisa erwähnt. Das tat die alte Agentin vermutlich öfter. Nicht überraschend, eigentlich. Nur dass die Worte Mona Lisa auch in Gregors Notizbuch standen. Und dass es zu Ballier passte, eine beziehungsreiche Bemerkung zu machen, nur um sich selbst an einem Geheimnis zu erfreuen. Selbst wenn sie es damit aufs Spiel setzte.
    »Ganz sicher nicht.«
    »Doch, sie sagte, ich würde ständig nach Frankfurt und zurück fahren. Wie kommt sie darauf, so etwas zu behaupten, wo sie doch von meinem Besuch dort gar nichts wissen kann? – Und sie sagte auch, dass ich einen Auftraggeber suche. Das hatte ich vorhin erst mit Gregor besprochen!
    »Frau Boll –«
    »Sie kannte Einzelheiten aus unserer Unterhaltung!«
    Am anderen Ende blieb es still. Dann sagte Syra: »Frau Boll, Ihre Liebschaft mit diesem Krampe stört mich außerordentlich, und die Art und Weise, wie Sie damit umgehen, noch mehr. Aber besonders sauer macht mich, dass Sie sogar Sinnfindung mit dieser unkorrekten Affäre betreiben wollen. Sie müssen völlig verblendet sein. Sie belästigen mich kurz vor Mitternacht auf der Autobahn mit Ihrem Privatleben!«
    »Tut mir leid«, sagte Bettina rasch. »Aber das meine ich ja: Es war was Privates. Ich bin vorhin ganz spontan zu Gregor gefahren, trotzdem weiß Frau Ballier davon. Und heute Morgen war es genauso!«
    Syra schnaubte verächtlich. Doch sie unterbrach die Verbindung nicht.
    »Sie ist aus dem Auto gestiegen und war voll im Bilde. Sie wusste von Gregor und mir. Woher? Auf der Party ist sie nicht gewesen, ihre Agentur informiert sie bestimmt nicht über mein Liebesleben, und Sie beide haben sich danach erst begrüßt. Oder haben Sie Frau Ballier etwa extra angerufen, um über mich zu reden?« »Frau Boll.« Syra klang fast bittend. »Für wen halten Sie sich?!«
    »Ich will nur deutlich machen, was ich meine. Überhaupt frage ich mich die ganze Zeit schon, warum Frau Ballier nicht zu dem Ovid-Event gegangen ist. Das wäre doch ein Pflichttermin für die Top-Versicherungsagentin vom Genfer Herold. Sicherheitsvorkehrungen überprüfen und so weiter. Zumal sie den Diebstahl praktisch angekündigt hat. Mir zumindest.«
    »Sie war nicht eingeladen«, sagte Syra automatisch und wurde dann erst grantig, vermutlich als ihr selbst aufging, wie albern sich das anhörte: Als ob Ballier, die seit Monaten in der Bibliothek als Versicherungsexpertin Präsenz zeigte, ausgerechnet für diese sicherheitstechnisch relevante Veranstaltung eine Einladung gebraucht hätte. »Was soll das eigentlich werden, Frau Boll? Worauf wollen Sie hinaus?!«
    »Ärgert sie dich mit eurer bösen Vergangenheit?«, fragte Ballier plötzlich ziemlich nah.
    »Sie ärgert mich«, antwortete Syra. »Ja.« Etwas knisterte. »So«, sagte die Chefin darauf lauter als zuvor. Aus Bettinas Handy hallten plötzlich starke Fahrgeräusche. »Jetzt wiederholen Sie das vor Frau Ballier. Klären Sie. Na los. Alles, was Sie mir eben gesagt haben.«
    »Frau Syra –«
    »Bitte.« Das war ein Befehl.
    »Frau Ballier«, begann Bettina zögernd.
    »Hallo, Kindchen.« Ballier klang amüsierter denn je. Ihr Hund bellte kurz. »Ruhe, Liesel. Ich höre, Frau Boll. Sie haben etwas auf dem Herzen?«
    »Frau Ballier, Sie haben eben darauf angespielt, dass ich bei Gregor war,

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