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Die Herzen aller Mädchen

Titel: Die Herzen aller Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Geier
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nicht beim Reden.
    »Frau Oberhuber«, sagte Jaecklein, »wir bei der Polizei können nicht hellsehen, aber dafür umso besser Brandspuren lesen. Zum Beispiel von dem Packpapier, in das Sie die Kiste mit dem Sprengsatz verpackt haben. Sie haben Ihren Absender draufgeschrieben, Frau Oberhuber.«
    Er schüttelte den Kopf und seufzte mitleidig. Aber er sah sich auch rasch und unwillkürlich über die Schulter. Angst, dachte Anna. Dieser Mann war so aggressiv, weil er sich fürchtete. Vor ihr.
    »Es war Ihnen vielleicht ein Anliegen, weil Sie bei der Detonation nicht dabei sein konnten, aber leichtsinnig war es auch. Wir haben Verfahren, mit denen Tinte auf verkohltem Papier wieder sichtbar wird. Wir konnten Ihre Adresse einwandfrei zuordnen. Es ist vorbei, Frau Oberhuber. Sie kommen jetzt besser mit uns.«
    Uns. Bei dem Wort wanderte Annas Blick zu den Fenstern. Sie konnte nicht viel sehen, denn die Gläser waren klein und verschmutzt, doch einen Schatten, der sich bewegte, nahm sie wahr.
    »Genau.« Jaecklein kam ihr eine Spur erleichtert vor. »Die Kollegen sind mitgekommen. Sie stehen im Verdacht, die Bombe gebaut zu haben. Falls Sie hier irgendwo noch mehr explosives Material lagern, sagen Sie es besser gleich, das kommt vor Gericht sympathischer rüber.«
    Anna schüttelte den Kopf.
    Er sah sich wieder um, als warte er insgeheim auf eine Explosion. »Frau Oberhuber, hier habe ich den richterlichen Durchsuchungsbeschluss für Ihr Haus samt Nebengebäuden und allen Kfzs.« Rasch legte er ein Papier vor sie hin. »Außerdem bitte ich Sie, mich auf die Wache zu begleiten. Wir möchten den Anschlag auf Elisabeth Krampe genauer mit Ihnen besprechen. Ich rate Ihnen, mitzukommen.«
    Anna versuchte, Kraft in ihren Blick zu legen. »Ich habe keine Bombe gebaut. Ich kann keine Bombe bauen. Ich habe keine Ahnung, wie das geht.«
    »Sie sind doch Landwirtin«, antwortete Jaecklein. »Sie haben in Ihren Schuppen sicher alles, was man braucht. Aber keine Sorge, das kriegen wir raus.« Er reichte ihr die Hand. »Na los. Erzählen Sie mir von den Krampes. Wie es wirklich war. Mich würde das interessieren. Und Sie wollen es auch loswerden, nicht wahr? Sonst hätten Sie nie dieses Buch geschrieben, das jetzt überall in den Läden rumsteht.«
    Anna übersah die Hand und blieb sitzen. »Sie irren sich«, sagte sie bitter. »Ein Paket mit meinem Namen drrauf hätte die nie aufgemacht.«
     
    * * *
    Bettina stand in der einsamen Bibliothek und sprach laut und aufgeregt in ihr Telefon. »Hier ist eine Nachricht für Kriminalrätin Syra«, tönte sie, obwohl sie nur mit Syras Mailbox sprach, die weder Namen noch Titel ihrer Besitzerin benötigte. »Bettina Boll am Apparat. Ich habe eine bedeutsame Verbindung entdeckt.« Sie schilderte dem Anrufbeantworter die Lebensdaten der kleinen Angelina und die Figur des Mädchens im Buch der Hellseherin. Natürlich konnte der Apparat die Information nicht schneller weitergeben, nur weil sie Bettina wichtig erschien, und darum forderte sie die abwesende Vorgesetzte umso dringender auf, Angelinas Todesumstände genauestens überprüfen zu lassen! Den Kollegen in Haßfurt zu informieren! Die gesamten Oberhuber-Ritrovato’schen Familienverhältnisse zu durchleuchten! Alte Verbindungen zwischen den Krampes und diesen Leuten zu finden! Anna Oberhubers Fingerabdrücke auf der Postkarte und den Resten der Bombe zu suchen! Die Schrift auf dem verkohlten Papier mit Oberhubers Handschrift vergleichen zu lassen! Einen Durchsuchungsbeschluss für Oberhubers Anwesen zu erwirken! Sprengstoffspürhunde mitzunehmen! Als sie das alles gesagt hatte, konnte sie sich nur mühsam zurückhalten, es nochmals und dringlicher zu wiederholen. Sie unterbrach die Verbindung, stand in dem stillen Raum und sah vom Telefon zum Computer und von dem zu ihrer Akte und überlegte, was sie tun würde, wenn das ihr Fall wäre, und ob die Oberhuber ihr wie eine Bombenbauerin erschienen war oder nicht.
    Da hörte sie ein kleines »Ping« aus ihrem Laptop. Eine Mail. Von Mona. Es dauerte eine Weile, bis Bettina den Anhang gespeichert hatte. Dann war sie fast enttäuscht, weil die neuen Daten natürlich keine Antwort von Syra waren, so schnell konnte es nicht gehen. Es handelte sich bloß um ein weiteres pyrotechnisches Gutachten. Fast hätte Bettina es gar nicht gelesen, jedenfalls nicht an Ort und Stelle. Pyrotechnik war kompliziert, Fremdwörter, die beruhigend wirkten, aber eben Fremdwörter. Nichts für eine zappelige Ermittlerin,

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