Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
Anrufbeantworter schaltete sich ein, und eine Frauenstimme verkündete: »Hier ist Angela vom Pretty Please Salon. Der Laden bleibt zwei Wochen geschlossen, während ich mein Glück in Vegas versuche. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, und ich melde mich, sobald ich wieder da bin.«
Nach einer kurzen Pause erklang ein Piepston. »Hi, Angela, hier ist Harry Davis vom Longacre-Bestattungsinstitut. Gestern Nacht ist die alte Mrs. Cooney verschieden. Eigentlich wollte ich dich beauftragen, die Lady für die Aufbahrung am Montag herzurichten. Aber da du verreist bist, wird’s Barb erledigen. Bei der nächsten Leiche rufe ich dich wieder an.«
Nach einem abschließenden Piepston wandte sich Susannah zu Sam und fragte mit schwacher Stimme: »Frisiert deine Mutter Leichen?«
»Großer Gott, auch lebendige Leute«, verteidigte er seine Mom. »Sie arbeitet mit einem Pflegeheim zusammen. Wenn eine der alten Ladys den Löffel abgibt, meldet sich das Bestattungsinstitut. Das macht Yank ganz verrückt.«
»Das Bestattungsinstitut?«
»Nein, das Pflegeheim. Die alten Damen werden regelmäßig in einem Bus hierher gebracht, und Mom richtet ihnen die Haare und frisiert sie. Wenn Yank arbeitet, schauen sie manchmal durch die Tür und stellen dumme Fragen.« Sam nahm einen Schluck Cola und zeigte mit dem Daumen
auf die andere Seite der Trennwand. »Komm, ich möchte dir zeigen, was wir machen.«
Susannah verließ den Pretty Please Salon und folgte ihm in den hinteren Teil der Garage. Auf der Werkbank standen ein Sylvania-Fernseher, an einer Leiterplatte angeschlossen, eine Tastatur und ein Kassettenrekorder. Sam knipste die Lampe an und begann mit den Geräten zu hantieren. Sekunden später begann der Bildschirm zu flimmern. Dann schob er eine Kassette in den Rekorder, und auf dem Monitor erschien eine Frage in Blockbuchstaben.
WIE HEISST DU?
»Komm schon, sprich mit ihm!«, verlangte Sam.
Zögernd trat sie vor und tippte: SUSANNAH.
»Jetzt drück auf diese Taste.« Sie gehorchte, dann las sie weitere Zeilen.
HI, SUSANNAH, FREUT MICH, DICH KENNEN ZU LERNEN. NOCH HABE ICH KEINEN NAMEN. FÄLLT DIR WAS EIN?
Wie seltsam, von einer Maschine angesprochen zu werden... NEIN, tippte sie.
SCHADE. LASS DIR WAS VON MIR ERZÄHLEN. ICH WERDE VON EINEM 7319 CORTRON-MIKROPROZESSOR BETRIEBEN UND HABE EINE DATENBANK MIT 8K-BYTES. MÖCHTEST DU NOCH MEHR WISSEN?
JA, tippte sie.
Das Gerät antwortete mit mehreren technischen Informationen. Dann fragte es zu ihrer Verblüffung: BIST DU MÄNNLICH ODER WEIBLICH, SUSANNAH?
WEIBLICH, tippte sie.
BIST DU HÜBSCH?
Sam griff an ihr vorbei und tippte: JA.
BIST DU GUT GEBAUT?
Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte sie. »Was für eine unartige Maschine ...«
»Mach mir keine Vorwürfe, ich hab sie nicht programmiert.«
NEIN, beantwortete Susannah die Frage.
WAS FÜR EIN PECH. GEHST DU TROTZDEM MIT MIR INS BETT?
Kichernd tippte sie: NEIN.
VERDAMMT. NIE HABE ICH GLÜCK BEI DEN FRAUEN. ICH FÜRCHTE, MEIN MIKROPROZESSOR IST ZU KLEIN.
Da musste sie lachen. »Was würde die Maschine tun, wenn ich ›ja‹ getippt hätte?«
»Dann hätte ich dir gesagt, du sollst dich vor dem Bildschirm ausziehen«, erwiderte er, und seine Hand glitt über ihren Rücken.
Wohlig erschauerte sie. Seine Finger wanderten zum Madarin-Kragen des Brautkleids hinauf und berührten die Haut ihres Nackens. Dort verharrte seine Hand, Susannah rührte sich nicht. Ganz leicht streichelte er sie mit seinem Daumen, während er andere Funktionen des kleinen Computers erläuterte. Doch sie hörte kaum zu.
Sie wollte sich an seine Brust schmiegen, so fest, dass ihr Körper in seinen übergehen würde. Selbstvergessen malte sie sich aus, ihr Rücken würde durch seine Haut schlüpfen, ihre Rippen zwischen seine. Und wenn er sie vollständig absorbiert hatte, das ganze Gewebe, alle Muskeln und Knochen und Sehnen, würde sie von der Quelle seines Geistes zehren. Seine Energie würde ihr gehören. Und dann würde sie in seiner Unverschämtheit und Arroganz schwelgen, in seinem Wagemut und Selbstbewusstsein, in all den Eigenschaften, die ihr fehlten und die er im Überfluss besaß. Sams Seele würde sie vervollständigen. Auf diese Weise wieder geboren, könnte sie mutig in die Welt hinausgehen, gegen alle Schreckgespenster gewappnet, vor dem Bösen geschützt, und nie wieder würde ihr etwas Schlimmes zustoßen.
Er unterbrach ihre Gedanken, indem er ihre Hand ergriff
und sie aus der Garage führte. Über den kleinen Hinterhof
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