Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)
seine Zunge wieder zu flattern.
Nachdem er sie zu ihrem zweiten Höhepunkt gebracht hatte, richtete er sich auf. »So will ich es«, sagte er zu ihr. Oder zu sich selbst? Das konnte sie nicht feststellen. »Genauso will ich dich.« Und dann drang er in sie ein. Er war jung und begierig, auf elementare Art selbstsüchtig, gefährlich in seiner Ungeduld. Besitzergreifend versank er zwischen ihren aristokratischen Schenkeln und nahm sie mit der ganzen Leidenschaft eines Himmelstürmers, dem nichts im Leben jemals genügen würde – nicht einmal Sex.
Bei jeder kraftvollen Bewegung keuchte Susannah wollüstig auf. Hemmungslos krallte sie ihre Fingernägel in Sams Rücken und verlangte nach mehr. Von wilder Lust getrieben, wälzten sie sich über den Küchenboden, warfen einen Stuhl um, stießen gegen die Schränke. Ihr Haar verfing sich in seinem, ihre langen Beine umschlangen seine dunkleren. Mit einem gutturalen Schrei erlangten beide gleichzeitig den Höhepunkt.
Danach lagen sie erschöpft, jedoch selig beieinander, und sie spielte mit seinen Haaren. Um nicht reden zu müssen, knabberte sie an seinem Osterinsel-Ohrring herum. Lachend forderte er sie nun auf, sich vollends auszuziehen. Nervös spähte sie zum Küchenfenster, und er grinste vergnügt, weil sie aufsprang und die kaffeefarbenen Vorhänge an der Stange aus imitiertem Holz zuzog. »Da guckt schon niemand rein«, beteuerte er. Seine gebräunten Finger strichen über seinen hellen, flachen Bauch.
»Vorsicht ist besser als Nachsicht«, erwiderte sie und kam sich total albern vor.
Da brach er in lautes Gelächter aus und stand auf. Mit einem einzigen Bissen verschlang er das restliche Erdnussbutter-Sandwich. Den Mund voll gestopft, japste er: »Du bist zum Brüllen! Ehrlich!«
Die Honigflasche in der Hand, kehrte er diabolisch feixend zu ihr zurück.
9
Im Gegensatz zum restlichen Haus wirkte Sams schlichtes Schlafzimmer mit den schmucklosen, weiß gestrichenen Wänden fast klösterlich. Eine antike Truhe, von keinerlei Krimskrams verunstaltet, stand neben einem einfachen Bücherregal, das eine erstklassige Stereoanlage enthielt.
Rastlos warf sich Susannah im Doppelbett umher, das Haar noch feucht von der Dusche, die sie vor ein paar Stunden mit Sam geteilt hatte. Ihre Welt war völlig aus den Fugen geraten. Der Aufruhr ihrer Gefühle machte ihr geradezu Angst. Und ihr logischer Verstand – der ihr in der Schule hervorragende Mathematik- und Physikzensuren eingetragen hatte – raubte ihr die Nachtruhe. In einem fort zählte er die Krisen auf, die sie meistern musste.
Sie besaß keine Kleider und kein Geld. Am nächsten Morgen würden ihre Bankkonten gesperrt sein. Sie liebte ihren Vater – wie sollte sie ihm begreiflich machen, was sie getan hatte. Würde er ihr jemals verzeihen? Sie wandte sich zu dem Mann, für den sie alles aufgegeben hatte. Sogar im Schlaf sah er wie ein Getriebener aus, die Stirn gerunzelt, die Lippen zusammengepresst. Es wäre besser gewesen, sie hätte ihm nicht erlaubt, sie zu verführen. Vorher hätten sie sich besser kennen lernen müssen.
Aber nicht einmal der logische Teil ihres Gehirns konnte
sie veranlassen, zu bereuen, was zwischen ihnen geschehen war. In Sams Armen hatte sie ihr Glück gefunden. So sollte ein Liebesakt sein – genauso wie in all ihren Träumen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte ein Mann ihre Leidenschaft gewürdigt. Bei ihm konnte sie ihre Sexualität genießen, statt sich dafür zu schämen, und das war ein unbeschreiblich kostbares Geschenk.
Er bewegte sich an ihrer Seite und griff nach ihr – lustvoll, unersättlich, wie die aufregenden Liebhaber, die sie sich so oft vorgestellt hatte.
In diesem Moment wusste sie, dass sie ihn liebte. Nicht nur körperliches Verlangen hatte sie bewogen, ihrer Familie den Rücken zu kehren und diesem Mann zu folgen. Schon bei der ersten Begegnung hatte sich irgendetwas in ihrem Herzen verändert. Seit damals fühlte sie sich zu ihm hingezogen wie eine halb verdorrte Pflanze, die den Sommerregen trinken wollte. Sie brauchte seine Wildheit, seine Jugend, seinen mitreißenden Optimismus – und sein furchtloses Wesen.
Sie streichelte den großen Ohrring, der sein Kinn berührte, und wenige Minuten später liebten sie sich erneut.
Als Susannah erwachte, lag sie allein im Bett. Über dem Fußende hingen eins von Sams T-Shirts und ein Denim-Wickelrock aus Jeansstoff, den er vermutlich aus dem Kleiderschrank seiner Mutter entwendet hatte. Bevor sie in
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