Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Herzensbrecherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
Vom Netzwerk:
vergaß sie vorübergehend, wo sie war. So hatte sie noch niemand bezeichnet. Hingerissen schaute sie Sam an. Würde sie jemals genug von seinem Anblick bekommen?
    Er grinste und wandte sich wieder zur Theke. »Was willst du essen?«
    Abrupt erinnerte sie sich an ihre Umgebung und versuchte, Kraft aus seinem völligen Desinteresse an der Meinung des gaffenden Publikums zu schöpfen. Immerhin fand er sie cool und sexy. Diese Worte müssten ihr helfen, ein neuer Mensch zu werden – die Person, die er beschrieben hatte. Aber Worte genügten nicht. Im Grunde ihres Herzens war sie nach wie vor Susannah Faulconer, und sie hasste das Aufsehen, das sie erregte.
    Sam bestellte das Essen und ergriff ein Tablett. Wie betäubt folgte sie ihm zu einem Tisch am Fenster. Sie hatte keinen Appetit. Nach ein paar Bissen schob sie ihren Teller beiseite, und er nahm sich ihren Hamburger.
    Während sie beobachtete, wie er seine starken weißen Zähne ins Hackfleisch grub, redete sie sich ein, ihre Angst sei unbegründet. Sicher war alles besser, als im Alter von fünfundzwanzig Jahren langsam zu sterben.
     
    Aus irgendeinem Grund hatte sie angenommen, Sam würde ein kleines Junggesellenapartment bewohnen. Deshalb war sie nicht darauf vorbereitet, dass er noch bei seiner Mutter lebte. Das Haus gehörte zu den kleinen Unterkünften, Ende der fünfziger Jahre massenhaft im Valley erbaut, um Wohnraum für die zahlreichen Arbeiter zu schaffen, die Lockheed nach dem Sputnik-Start eingestellt hatte. An der Vorderseite war das Domizil mit grünem Aluminium verkleidet, schmutziger Stuck schmückte die Seitenmauern und die Hinterfront. Feiner Kies bedeckte die Dachpappe und schimmerte schwach im schwindenden Sonnenlicht.
    »Offenbar ist Yank nicht da.« Sam zeigte zur Garage, die abgetrennt vom Haus weiter hinten stand, im Schatten einer verkümmerten Palme. »Sonst würde dort Licht brennen.«
    »Wohnt er auch hier?«, fragte Susannah. Mit jeder Minute wuchs ihre Nervosität. Warum lebte Sam nicht allein? Wie sollte sie seiner Mutter ihre Anwesenheit erklären?
    »Nein, er hat ein Apartment am anderen Ende der Stadt. Und Mom ist für zwei Wochen zu einer Freundin nach Las Vegas gefahren. Also haben wir das Haus für uns allein.«
    Wenigstens das beruhigte sie ein wenig, und sie folgte ihm zum Vordereingang. Neben der Tür erstreckte sich ein hohes Fenster mit einer undurchsichtigen gerillten Glasscheibe  – ringsherum hatte sich die rissige Abdichtung gelockert.
    Sam sperrte die Tür auf und ging hinein. Als Susannah die Schwelle überquerte, trat sie direkt ins Wohnzimmer und hielt den Atem an. Mit dieser Einrichtung wurde dem schlechten Geschmack geradezu ein Denkmal gesetzt. Hässliche, zottige goldbraune Teppiche bedeckten den Boden. Neben einem Aquarium, das irisierende Kieselsteine füllten, stand ein spanisches Sofa aus dunklem Holz, voller Plastiknägelköpfe, mit rotem Samt gepolstert. Sam drückte
auf den Lichtschalter einer Lampe, die einem Vogelkäfig aus Draht glich, mit Rhododendren aus Plastik gefüllt. In der Nähe, offenbar an einem Ehrenplatz, hing das Ölgemälde eines lebensgroßen Elvis Presley in einem seiner weiß seidenen Las-Vegas-Outfits, mit einem Mikrofon zwischen den üppig beringten Fingern.
    Susannah schaute Sam an und hoffte, er würde irgendetwas sagen. Schweigend erwiderte er ihren Blick und wartete auf ihren Kommentar. Der kampflustige, herausfordernde Ausdruck erwärmte ihr Herz. Am liebsten wäre sie zu ihm gelaufen, hätte den Kopf an seine Schulter gelehnt und beteuert, sie würde alles verstehen. Ein Mann, der so leidenschaftlich für »formschöne« Designs schwärmte, musste es unerträglich finden, in einer solchen Umgebung zu leben.
    Statt ihre Gedanken auszusprechen, fragte sie, ob sie das Bad benutzen dürfte. An orangeroten Kacheln klebten Abziehbilder von dicken Fischen. Sie zog die zerrissenen Strümpfe aus und stopfte sie in einen Abfalleimer aus Plastik. An der Wand hinter der Toilette hing ein kleineres Bild von Elvis in schwarzem Samt. »LOVE ME TENDER« stand in glitzernden Lettern am unteren Rand. Aber einige Buchstaben waren abgeblättert, und so las sie nur »LOVE ME TEN«. Nicht nur ein Mal. Während sie sich die Hände wusch, wich sie ihrem Spiegelbild aus. Nicht nur zwei oder drei Mal. Liebe mich zehn Mal.
    Sie fand Sam in der Küche. Erst bot er ihr eine Dose Cola an, dann goldfarbene Sandalen, mit Plastikgänseblümchen verziert. »Die gehören meiner Mutter. Sicher macht’s ihr

Weitere Kostenlose Bücher