Die Herzensdiebin
hatte Devlin ganz andere Interessen und beschäftigte sich nicht mehr mit einem unsteten Mann wie Nathan Manly.
Sein Augenmerk galt nun Meadow. Meadow und ihrer Suche nach einem Gemälde, durch dessen Verkauf sie sich viel Geld erhoffte, um die Krebstherapie ihrer Mutter bezahlen zu können. Meadow, die alles für die Familie tun würde ...
Devlin hatte alles darangesetzt, um nicht mit seinen Halbbrüdern in Kontakt treten zu müssen; vielleicht sollte er sich ein Beispiel an Meadow nehmen. War es nicht an der Zeit, zu vergeben?
Daher würde er Carrick die Informationen geben, nach denen er suchte, sein Leben weiterleben und vielleicht eines Tages alle Manly-Söhne in eines seiner Hotels einladen. »Bei seinem letzten Besuch«, sagte Devlin, »ein paar Wochen, bevor er sich davonmachte, gab Nathan mir ein Rechnungsbuch mit sämtlichen Kontobewegungen. Er bat mich, es aufzubewahren, bis er zurückkäme.«
Carrick beugte sich interessiert vor. »Ein Rechnungsbuch? Das ist ja mehr, als ich je zu hoffen wagte! «
»Ich sah es mir damals an, und du kannst mir glauben, ich dachte, es wäre eine Art Schatzkarte oder eine geheime Botschaft, die mir verraten würde, wo ich ihn finden könnte.«
Carrick lachte; es war ein kurzes, raues Lachen. »0 ja, das habe ich auch gedacht. Ich habe immer geglaubt, er würde ... eines Tages wieder durch die Hintertür kommen ...«
Die beiden Brüder sahen einander an, vereint durch die bitteren Erinnerungen, die sich nach dem Verschwinden des Vaters in ihren Seelen eingebrannt hatten.
Sie hatten mehr gemein, als Devlin zuerst glaubte, und vielleicht hatte Carrick es aufgrund der Schande, die der Vater über die Familie gebracht hatte, in seinem Leben auch nicht viel leichter gehabt als ein illegitimer Sprössling wie Devlin. Bestimmt war es ein Schock für Carrick gewesen, plötzlich in der sozialen Hierarchie zu fallen und heftige Einkommenseinbußen verkraften zu müssen. So etwas hatte Devlin nicht erlebt; vielleicht war es für ihn von Anfang an ein Vorteil gewesen, durch die harte Schule des Lebens gehen zu müssen.
»Hast du daran gedacht, dass er womöglich keinen Hinweis hinterlassen hat, wo das Vermögen geblieben ist?« Nach Devlins Dafürhalten war das sehr wahrscheinlich.
»Mein Vater — unser Vater — hat alles in seiner Macht Stehende unternommen, um sich und sein Vermögen unsichtbar zu machen, und damit scheint er Erfolg gehabt zu haben. Aber es ist einen Versuch wert«, sagte Carrick einfach.
Mit diesen Worten hatte er Devlin überzeugt. »Das Rechnungsbuch gehört dir.«
33
Dr. Apps war mit der Untersuchung fertig und steckte das Stethoskop ein. »Sie werden noch eine Weile einen steifen Nacken haben, und Sie dürfen sich erst die Haare waschen, wenn die Fäden gezogen sind. Aber alles in allem haben Sie den Sturz von der Treppe gut überstanden.«
Meadow setzte sich in ihrem Krankenhausbett auf und schenkte Devlin, der an der Tür wartete, ein gut gelauntes Grinsen. »Außerdem brauche ich heute nach der Party nicht aufzuräumen«, scherzte sie.
»Doch, du kannst dich auf die große Reinigungsmaschine setzen und die Flure säubern«, bemerkte er trocken.
»Wirklich?« Ihre Augen leuchteten.
»Nein.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und zeigte ihr mit seiner ganzen Körpersprache, wer hier das letzte Wort hatte.
»Aber das würde doch Spaß machen!«
Offenbar konnte er sich nicht richtig verständlich machen. »Wir haben überhaupt keine dieser großen Reinigungsmaschinen.«
»Oh.« Sie sah enttäuscht aus — und viel besser als in der Nacht zuvor.
Er hasste es, dass er sie ausgerechnet jetzt küssen und umarmen wollte, weil er wissen wollte, ob es ihr wieder richtig gut ging.
»Können Sie sich noch erinnern, ob Ihnen vor dem Sturz irgendetwas aufgefallen ist?«, fragte Dr. Apps und schaute dabei Devlin absichtlich nicht an, denn offenbar war er für sie immer noch ein Mann, der seine Frau misshandelte.
»Ich bin aufgestanden, um nach einem ...« Meadow blickte kurz in Devlins Richtung, ehe sie fortfuhr: »Gemälde zu suchen ...«
Er tat einen tiefen Atemzug. Sie hatte zumindest ein bisschen Vertrauen zu ihm gefasst.
»Und als ich den oberen Treppenabsatz erreichte, stand dort jemand hinter mir. Ich wollte mich umdrehen und ...« Sie schüttelte den Kopf. »Mehr weiß ich nicht. Ich kann mich an nichts mehr erinnern.« Sie senkte den Kopf, und ein Schauer durchfuhr sie.
Devlin trat an das Bett, setzte sich neben Meadow und legte einen
Weitere Kostenlose Bücher