Die Herzensdiebin
sie beim Essen neckte oder beim Eisessen beobachtete und dabei überhaupt nicht an das Eis, sondern nur an sie dachte. Er war hartherzig, unempfindlich und unnachgiebig geworden, da es ihm nur darum ging, aus diesem Spiel als Sieger hervorzugehen.
Sie standen auf einem Schachbrett, und sie war nur ein Bauer.
Das hatte sie befürchtet, aber sie hatte sich ausgemalt, sie könne ihn ändern und ihm beibringen, dass es im Leben nicht nur um Gewinn oder Verlust ging. Sie hatte sich in ihn verliebt; er war der Vater ihres Kindes — und er war ein Ungeheuer.
Plötzlich merkte sie, dass sie sich langsam im Bett zurücklehnte. Schlieren vor den Augen raubten ihr die klare Sicht. Aber als das Summen in ihren Ohren nachließ, hörte sie, wie er sagte: »Das mit deiner Mutter weiß ich erst seit gestern. Ich wollte dir meine Hilfe anbieten, aber dazu hatte ich keine Zeit, denn es passierte das hier.«
Sie wandte sich ab. Seine Entschuldigungen wollte sie nicht hören. Sie wollte nicht, dass er ein neutrales das benutzte, wenn er über ihr gemeinsames Kind sprach.
Vielleicht war er gezeichnet von einem Vater, der kaum da gewesen war, und einer Mutter, die die Reserviertheit in Person war. Vielleicht hatte er so viele seelische Wunden davongetragen, dass er ein emotionaler Krüppel war. Vielleicht ... vielleicht hatte Meadow in Sachen Männer die denkbar schlechteste Wahl getroffen.
»Schau, die Lösung ist einfach.« Er schritt im Zimmer auf und ab und sprach die letzten Worte gegen die Wand. »Wir fahren weg und heiraten, sodass niemand merkt, dass das Kind vor der Ehe gezeugt wurde.«
»Vor der Ehe?« Sie hätte am liebsten gelacht. Doch ihr war eher zum Weinen zumute. »Ich kann nicht glauben, dass du dir Gedanken um eine solche Kleinigkeit machst.«
»Du würdest das nicht als Kleinigkeit abtun, wenn du dich in deiner Kindheit mit Kindern hättest herumschlagen müssen, die dich einen Bastard schimpfen.« Er drehte einen Wasserhahn auf. »Sobald wir geheiratet haben, werde ich dir ein Studio bauen. Das Kind wird ein Zuhause haben, in dem beide Eltern wohnen.« Seine Stimme kam näher. Er drückte ihr ein kühles, nasses Handtuch auf die Stirn und sagte unmittelbar vor ihr: »Wir machen das Beste aus einer verfahrenen Situation.«
Sie biss die Zähne zusammen, als das Gefühl von Übelkeit überhandnahm. Sie verspürte Hitze im Gesicht; Schweiß brach ihr aus. Doch sie fasste sich wieder. »Ich werde dich nicht heiraten.«
»Das ist doch lächerlich.«
»Meine Ehe fängt nicht unter dem Motto an: >das Beste aus einer verfahrenen Situation machen<.«
»Vielleicht habe ich das nicht so geschickt ausgedrückt.«
»Doch, hast du. Vielleicht hast du es genau so gemeint, wie du es gesagt hast.«
»Meadow ...« Er versuchte, ihre Hand zu nehmen.
Sie entzog sich ihm. »Ich werde dich nie heiraten. Nicht, weil du ein illegitimer Sohn bist, sondern weil die Gerüchte, die über dich im Umlauf sind, wahr sind. Du bist wirklich ein Bastard.«
34
Meadow stolzierte vor Devlin ins Haus. »Ich habe keine Lust, weiter darüber zu sprechen.«
»Du hast überhaupt noch nicht richtig mit mir darüber gesprochen.« Er folgte ihr ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu. »Du sagst dauernd nur Nein.«
»Und was gibt es da an meinem Nein nicht zu verstehen?«, fragte sie spitz nach.
»Du verhältst dich nicht vernünftig.« Und das brachte ihn innerlich zum Kochen. Warum nahm sie keine Vernunft an? Wie sollte er sie sonst hierbehalten?
»Vernunft wird überschätzt«, sagte Meadow kühl, »und ist überflüssig, wenn es um Liebe geht. Das hat mir meine Großmutter beigebracht, und sie war eine sehr tapfere Frau.«
»Aber sie war nicht die Klügste«, sagte er frustriert.
»Nein. Das trifft eher auf meine Mutter zu.«
»Was ist hier los?« Grace tauchte in der Tür zur Bibliothek auf und sah erschrocken von einem zum anderen.
»Nichts, Mutter.«
»Ich werde Ihren Sohn verlassen«, sagte Meadow.
»Verdammt!« Er wollte nicht, dass noch mehr Leute diese Auseinandersetzung verfolgten.
»Ihn verlassen?« Grace streckte eine Hand nach Meadow aus. »Warum?«
»Weil ich als freilaufendes Huhn schwanger geworden bin.« Trotz ihrer Wut konnte Meadow nicht dem Verlangen widerstehen, Grace ausgestreckte Hand zu ergreifen.
»Ein Kind? Ihr bekommt ein Kind?« Grace hielt Meadows Hand ein wenig hoch und suchte nach einem Beweis an Meadows Bauch. »Ich werde ...«
»Großmutter«, ergänzte Bradley Benjamin senior aus der
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