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Die Herzensdiebin

Titel: Die Herzensdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Später würden ihr die Dinge leidtun, die sie gesagt hatte.
    Aber jetzt noch nicht.
    Sie entzog sich Devlins Hand. »Devlin hat recht. Es wird doch jemand merken, dass Sie fehlen, da Ihr kleiner Handlanger H. Edwin Osgood immer bei Ihnen ist, denn irgendwie fühlt er sich wichtig in Ihrer Nähe.«
    »Also, ich muss doch sehr bitten!«, empörte Osgood sich und spitzte die Lippen.
    »Und jetzt werde ich meine Mutter anrufen« — Meadow klappte ihr Handy auf — »und ihr sagen, dass ich heute noch nach Hause komme. Denn sie liebt mich« — ihre Stimme klang belegt und ging in ihren Tränen unter —, »weil sie mich so nimmt, wie ich bin.«
    Sie tippte die Nummer ein und verließ die Bibliothek.
    Ein unangenehmes Schweigen senkte sich schwer auf die ungleiche Gruppe herab.
    Devlin sah von einem zum anderen.
    Sie schauten ihn an.
    Und er wusste, dass Meadow recht hatte.
    Er war wie seine Mutter — steif, tat sich schwer mit Gefühlen und wusste nicht, wie man Liebe zeigte. Er dachte wirklich immer an Gewinn und Verlust, aber das brachte ihn bei Meadow nicht weiter. Denn es war bedeutungslos, ob er nun die Macht in ihrer gemeinsamen Beziehung hatte — wenn er Meadow nicht mehr bei sich hätte, hätte er alles verloren.
    Er eilte ihr nach.
    »Wollen Sie vor diesem Mädchen zu Kreuze kriechen?« Bradley Benjamin sen. hätte in seinem verkrusteten Weltbild nicht entrüsteter klingen können.
    Devlin hielt inne, drehte sich um und sah den alten Paten an. Ausstellungsstück A.
    Meadow hatte recht. Wenn er so weitermachte, würde er noch wie sein Vater. Und wenn er immer wieder über das Unrecht nachdenken würde, das ihm in seiner Kindheit widerfahren war, und ständig in der Angst lebte, jemand könnte ihn übervorteilen, dann würde er wie der alte Benjamin: zu einem alten Mann, der keine Freunde hatte, keine Familie ... und der keine Liebe erfuhr.
    Bei Gott, Devlin würde nicht denselben Fehler wie der alte Benjamin machen. »Ob ich vor diesem Mädchen zu Kreuze krieche? Ja, sogar auf dem Bauch!« Er hatte schon den Türknauf in der Hand.
    »Die wahre Liebe siegt«, merkte Osgood lispelnd an. »Ach, halten Sie den Mund, Hop«, sagte Bradley.
    Devlin horchte auf und blieb verdutzt stehen. Stirnrunzelnd wandte er sich wieder den alten Männern zu. »Hop?«
    »Hop. Das ist sein alter Spitzname. Hopkins. H. Edwin Osgood.« Bradley klang ungeduldig, als müsse das jeder längst wissen.
    Und vielleicht hatte Devlin so etwas geahnt. Aber bis letzte Nacht, als Nummer Vier von einem gefährlichen Mann sprach, der die Fäden im Hintergrund zog, hatte Osgoods vollständiger Name ihm nichts bedeutet.
    Zugegeben, es könnte ein Zufall sein — aber Devlin glaubte nicht an Zufälle dieser Art. Er fasste Osgood scharf ins Auge. Betrachtete die dicke Brille, das gefärbte Haar, die Fliege. War es möglich? War das vielleicht alles nur Maskerade?
    Osgood erhob sich. Und als Devlin ihn weiter musterte, verblasste der linkische Speichellecker, der dem alten Benjamin immer nach dem Mund redete: Übrig blieb ein alter Mann, der Devlin kühl mit klugen braunen Augen beobachtete.
    Osgood und Devlin umkreisten einander wie alte Revolverhelden.
    » Sie haben nie Geldsorgen.« Devlin sprach langsam, als er die Möglichkeit im Detail durchdachte. » Sie sind in der Position, um alles zu wissen, was hier vorgeht. Sie leben allein in Ihrer Villa ... sind Sie ein Kunstsammler, Mr. Hopkins?«
    Grace trat näher zu Bradley Benjamin. »Wissen Sie, wovon Devlin spricht?«
    Der alte Benjamin schaute von Osgood zu Devlin. Dann haftete sein Blick wieder auf Osgood. »Was genau werfen Sie ihm vor, Devlin?«
    Sowohl Devlin als auch Osgood ignorierten die Frage.
    Osgood legte den Kopf schief wie ein Vogel. »Ich habe viele Interessengebiete, Mr. Fitzwilliam.« Plötzlich hatte seine Stimme einen fremden, eigenartigen Klang. Verschwunden war das leichte Lispeln.
    »Davon bin ich überzeugt«, presste Devlin wütend hervor. Dieser alte Knacker hatte im Hotel nach Isabelles Gemälde gesucht. Dieser Kerl, der dem alten Benjamin nach dem Mund redete, hatte gedroht, Nummer Vier umzubringen. Dieser Mann, den eigentlich keiner genau kannte, hatte jemanden angeheuert, um Meadow niederzuschlagen und die Treppe hinunterzustoßen. Mit einem großen Schritt war Devlin bei Osgood, schloss die Hände um die lächerliche Fliege und zog ihn auf die Zehenspitzen. »Ich sollte Sie umbringen.«
    »Devlin! Er ist ein alter Mann!« Grace schwankte zwischen Entsetzen und

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