Die Herzensdiebin
Bibliothek und kicherte. »Haben Sie das gehört, Osgood? Grace Fitzwilliam wird Großmutter eines Kindes, dessen Mutter Meadow heißt.«
»Das ist wirklich unglaublich«, pflichtete Osgood dem Alten bei.
Na großartig. Genau das brauchte Devlin jetzt. Die alten Knacker waren immer noch im Haus.
Grace ging zurück in die Bibliothek und zog Meadow mit sich. »Sie werden Meadow schön in Ruhe lassen, Mr. Benjamin. Wenn Sie Ihre Unverschämtheit an jemandem auslassen wollen, dann an mir. Ich bin nicht in anderen Umständen.«
Devlin folgte den Frauen und stellte fest, dass nur zwei der alten Knacker in der Bibliothek waren. Der alte Benjamin saß in einem Ledersessel in der Nische; Rauch kräuselte sich von seiner Zigarre in die Luft. Osgood saß zu Benjamins Rechten auf einem Stuhl mit hoher Lehne; er hatte die Schultern eingezogen und die Hände im Schoß gefaltet. Mit seinen großen braunen Augen sah er durch die dicken Brillengläser.
Osgood stellte keine Gefahr dar. Er war unscheinbar und verschmolz mit seiner unmittelbaren Umgebung. So war es immer gewesen, und das würde sieh auch nicht ändern.
Der alte Benjamin hingegen saß wie ein kleiner Gott auf seinem eigenen Olymp und spie Feuer, während seine vorgetäuschte Gleichgültigkeit allmählich Risse bekam.
»Machen Sie sich um ihn keine Sorgen, Grace«, meinte Meadow und deutete mit einer abwertenden Geste auf den alten Paten von Amelia Shores. »Ich muss jetzt sowieso packen.«
»Nein, das wirst du nicht tun«, sagte Devlin.
»Bitte nicht, Meadow«, sagte Grace flehend.
»Sie können das nicht verstehen, Grace«, begann Meadow.
»Dann erkläre es ihr, vielleicht kapiere ich es dann auch!« In seiner Verzweiflung hatte Devlin die Stimme erhoben. »Denn ich weiß auch nicht, warum du mich unbedingt verlassen willst. Und außerdem ...«
Meadow unterbrach ihn aufgebracht. »Weil ich mein Kind nicht bei einem Mann aufwachsen sehen möchte, der den Unterschied zwischen falsch und richtig nicht begreift. Für dich geht es doch immer nur um Gewinnen oder Verlieren.«
»Aber du kannst ihn nicht verlassen.« Grace umfasste Meadows Schultern und schüttelte sie sanft. »Du kannst ihn retten! «
»Mich braucht keiner zu retten!« Devlin konnte es nicht glauben, dass seine Mutter so etwas dachte.
»Ich bin nicht die Heilsarmee«, sagte Meadow spitz.
»Schau, ich weiß, dass er sich anderen nur ... schwer öffnet und dadurch vielleicht ... distanziert wirkt, aber das ist mein Fehler. Ich bin seine Mutter, und als er ein Junge war, war ich so sehr damit beschäftigt, mein Geschäft zu etablieren, dass ich mir nicht die Zeit nahm, um ihm zu zeigen, wie ... man liebt.« Grace rieb sich besorgt über die Stirn. »Ich fürchte, das liegt mir nicht sonderlich.«
»Mutter, darum geht es in unserer Beziehung nicht«, meinte Devlin.
Die beiden Frauen tauschten vielsagende Blicke, sahen dann Devlin an und taten seine Worte mit einem Schulterzucken ab.
»Er ist ein erwachsener Mann, und irgendwann muss jeder einmal Verantwortung für sich selbst übernehmen. Diesen Punkt hat er offenbar verpasst, daher brauchen Sie sich keine Vorwürfe zu machen, dass Ihr Sohn ein Riesentrottel ist.« Meadow starrte ihn wütend an.
Ein Kichern ertönte aus der Nische, und der alte Benjamin erhob sich mit einem breiten Grinsen. »Ich bin ja so froh, dass ich geblieben bin, um mich noch einmal in meinem alten Haus umzusehen. Das durfte ich auf keinen Fall verpassen!«
»Gut! Ja, nur zu!« Meadow bedachte den Alten mit einer unwirschen Geste. »Bleiben Sie ruhig hier und spielen Sie das Ausstellungsstück A: der einsame, armselige alte Mann, zu dem auch Devlin eines Tages verkümmern wird!«
Das Grinsen stahl sich von Bradley Benjamins Zügen, und aus seiner steifen Haltung sprach Entrüstung. »Ich bin nicht einsam. «
»Dann nur armselig. Sie wollen hierbleiben und sich an unseren Problemen weiden, denn dann können Sie nach Hause gehen und sich an Ihren leeren Tisch setzen, auf dem nur ein Gedeck steht. Und dann rauchen Sie Ihre stinkenden Zigarren, und niemand wird sich beschweren, und Sie können einsam sterben. Keiner wird das merken, bis die anderen Schlipsträger es merken, weil Sie auch am dritten Tag nicht zum Lunch erschienen sind. Aber natürlich werden all die richtigen Leute zu Ihrer Beerdigung erscheinen, aber wer wird Sie beweinen, Bradley?« Meadow legte ihre ganze Überzeugung in ihre Stimme. »Wer wird um Sie trauern?«
»Meadow.« Devlin berührte sie am Arm.
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