Die Herzensdiebin
Devlins Geschmack. Töte deine Feinde nicht; verletze sie, damit du sie leiden sehen kannst.
Das Problem war, dass sie ihm so gern glauben würde. Sie wollte mit ihm zusammenleben und ihn um sich haben, wenn sie ihr Kind zur Welt brachte. Wollte sehen, wie er das Kleine mitnahm, während er sich um seine Bauprojekte kümmerte. Sie wollte mit ihm im Mondlicht tanzen, neben ihm aufwachen, mit ihm schlafen, bis sie beide vor Erschöpfung einschlummerten.
Aber er hatte bewiesen, dass sie ihn nicht richtig kannte.
Auch seine Mutter kannte sie nicht. Sie hatte damit gerechnet, dass Grace sich insgeheim freuen würde, ihre unkonventionelle Schwiegertochter loszuwerden. Stattdessen war sie aufgewühlt gewesen und hatte Meadow gebeten, ihren Entschluss noch einmal zu überdenken. Du machst ihn glücklich, du kannst ihn retten.
Sie wollte keinen Mann haben, den sie retten musste. Sie wollte, dass ihr Mann ihr wie ein verlässlicher Partner zur Seite stand, ihren Kindern ein guter Vater war, ihre Kunst unterstützte ... und sie liebte.
Devlin könnte dieser Mann sein.
Oder er täuschte alles nur vor und belog sie in allen Belangen.
Diese beiden Extreme waren denkbar, dazwischen gab es nichts.
Aber tief in ihrem Herzen glaubte sie nicht, dass er seine Gefühle nur vortäuschte.
»Das Kind ...«, begann sie.
»Ich mag Kinder. Ich hatte zwar bislang nicht viel mit Kindern zu tun, aber ganz gleich, wie sich unsere Beziehung nun entwickelt, ich verspreche dir, dass ich unserem Kind ein guter Vater sein werde.« Er nahm wieder ihre Hand.
Typisch. Nur nie aufgeben.
»Aber das Kind hat damit nichts zu tun«, fuhr er fort. »Ich werde dich immer lieben und mit dir schlafen wollen, ohne an Verhütung zu denken, denn wenn ich mit dir zusammen bin, fallen all die Barrieren, die ich in all den Jahren um mich herum errichtet habe, von mir ab. Ich bin so offen und verletzlich wie jeder, der sich unsterblich verliebt hat.« Er tippte sich an die Brust. »Wenn du mich jetzt zurückweist, dann musst du wissen, dass mir das Herz blutet.«
Sie konnte es nicht verhindern, aber bei dieser schwärmerischen Wortwahl musste sie einfach schmunzeln. »Aha, wenn ich dich also zurückweise, wird dir das Herz bluten und du wirst nicht weiter versuchen, mich umzustimmen.« Sie sah, dass er nach den passenden Worten suchte, um ihr möglichst taktvoll zu erklären, dass er noch nicht aufgeben wollte.
Sie sah auf die Uhr.
Er öffnete den Mund.
Doch sie unterbrach ihn, ehe er ein Wort herausbringen konnte. »Ich kenne dich und weiß, was du jetzt sagen willst.«
»Ich werde mich erst geschlagen geben, wenn ich sehe, dass du dir wirklich sicher bist.«
Er verstand sich gut darauf, sie mit der Wahrheit zu konfrontieren. »Wir haben nichts miteinander gemein«, platzte es aus ihr heraus. »Wir kommen aus völlig verschiedenen Landesteilen. Unsere Herkunft könnte nicht unterschiedlicher sein. Du bist im Immobiliengeschäft, bei dem es hart zur Sache geht, und läufst im Anzug herum. Du liest Baupläne oder Bauingenieur-Magazine, und ich lese ...«
»The Secret Garden.«
»Ja! Ich bin Künstlerin mit Leib und Seele.«
»Und doch lieben wir uns.«
»Ein Hai kann sich in eine Hummel verlieben, aber wo wollen die beiden zusammen wohnen?«, fragte sie.
»Ich baue mein Haus, wo du es willst, wenn du nur mit mir gemeinsam dort einziehst.« Mit samtweicher, verlockender Stimme fügte er hinzu: »Wir könnten sogar auf Mallorca leben.«
»Wirklich? Da wollte ich immer schon hin.« Bleib bei der Sache, Meadow. »Ich weiß nicht, ob wir uns irgendwo in der Mitte treffen können.«
»Wir brauchen uns nicht in der Mitte zu treffen. Wenn du in einer Künstlerkolonie leben möchtest, werde ich mit dir gehen. Ich kann dir zwar nicht versprechen, das Haus nicht zu verändern ...« Er sah prüfend in ihr Gesicht. »Aber warum sprechen wir über so nebensächliche Dinge? Das passt gar nicht zu meiner Meadow, die im Mondschein tanzt.«
»Ich erinnere mich noch sehr gut an meine Großmutter.« Sie betrachtete wieder das Bild und berührte die Leinwand. Die Farbe war staubtrocken und leblos. »Sie hat ihr Leben gelebt. Sie malte. Sie zog Sharon groß. Bewegte sich in der Gesellschaft, hatte Liebhaber, war vielleicht zeitweise glücklich. Aber trotzdem fehlte irgendetwas. Sie hat nie wieder einen anderen Mann so geliebt wie Bradley. Sie wollte ihn, aber sie konnten nicht zusammenleben. Sie waren einfach zu verschieden. «
»Die Umstände sind ähnlich, aber
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