Die Herzensdiebin
dann gab es die Generatoren, die ich noch nicht testen ließ und die für einen Stromausfall sorgten. Das Problem wird heute behoben. «
»Behoben? Du meinst, die Generatoren werden wieder laufen?«
»Und der Wachmann ersetzt.« Sein Blick wurde kalt.
Diesen Ausdruck mochte sie nicht. Unweigerlich wurde sie an den vergangenen Abend erinnert. Und das führte ihr allzu deutlich vor Augen, dass es da ein Motiv für diese Farce gab, die er ihr vorspielte. Wenn sie dieses Gemälde nicht bald bekäme und sich nicht schleunigst davonmachte, würde er sie wie einen Käfer zerdrücken. »Ach, komm. Das war wirklich ein starkes Unwetter!.
»Ich zahle gut und erwarte dafür Spitzenleistungen.«
»Ja, schon ... der arme Wachmann! Steht jetzt ohne Job da.«
Sie sah, dass Devlins Züge nicht weicher wurden. »Darüber hätte er nachdenken sollen, ehe er den Vertrag unterzeichnete.«
»Vermutlich.« Meadow hielt sich an ihre Verträge, aber gleichzeitig fühlte ihr Herz mit dem unbekannten Mann.
»Schau, diese Leute, die mich davon abhalten wollen, das Hotel zu eröffnen, sind zu allem entschlossen, und sie verfügen über genug Geld, um ihre Pläne durchzusetzen. Ich darf nicht riskieren, dass jemand die Gelegenheit ausnutzt, meiner Frau zu schaden. Und ein unaufmerksamer Wachmann hätte dich in Gefahr gebracht. Das verstehst du doch, oder?« Sein Charme ließ seine Züge weicher erscheinen. Mit seinen vom Schlaf zerzausten Haaren und den zu einem leichten Lächeln verzogenen Lippen wirkte er beinahe ... aufrichtig. Als wäre er an ihr interessiert. Nur an ihr.
Eher widerwillig legte sie ihre Hand in seine. »Sicher. Außer ... willst du den Leuten wirklich sagen, dass ich deine Frau bin?«
»Klar.« Er streichelte mit dem Daumen über die Innenfläche ihrer Hand.
Es lag ihr auf der Zunge, ihn zu fragen, welche Entschuldigung er vorbringen würde, wenn sie einfach verschwand. Aber dann würde er fragen, warum seine Frau verschwinden sollte, und sie würde herumstottern und versuchen, mit einer guten Lüge aufzuwarten. Ihre Mutter sagte immer, es gebe keine gute Lüge, das Universum belohne die Wahrheit und bestrafe die Falschheit.
Meadows Blick fiel auf die verschränkten Hände, dann auf das Bett. Angesichts des Debakels der letzten Nacht und der überstürzten Leidenschaft des Morgens musste Meadow zugeben, dass ihre Mutter recht hatte.
Sie könnte die Wahrheit sagen — vorsichtig warf sie einen Blick auf Devlins schroffe Miene — und würde für Einbruch und versuchten Diebstahl hinter Gitter wandern. Tolle Idee, Meadow.
Devlin beobachtete, wie sie sich mit dem Dilemma Wahrheit gegen Lüge und den möglichen Folgen herumquälte; und sein Lächeln nährte in ihr den Verdacht, dass er ihren inneren Kampf recht amüsant fand.
Sie entzog ihm ihre Hand und griff nach dem Handy.
Als sie es aufklappte, sagte er: »Ich habe nach Nummern gesucht, aber es steht nichts in deinem Adressbuch.« Er schritt durch den Raum, blieb vor der Kommode stehen und holte eine Jeans aus der oberen Schublade.
»Du hast in meinem Handy herumgeschnüffelt?« Was nahm er sich eigentlich heraus?
»Ich dachte, ich würde Namen finden, die uns verraten könnten, wo du gewesen bist.« Er zog die Jeans an.
»Oh ja.« Gott sei Dank hatte Judith daran gedacht, dass Meadow den Adressenspeicher löschte, denn sonst würde Devlin jetzt mit ihrer Mutter telefonieren. Meadow malte sich aus, wie die Stimme ihrer Mutter klingen würde — genauso enttäuscht und aufgebracht wie damals, als sie ihre dreizehnjährige Tochter dabei erwischte, wie sie bei einer Freundin einen Hamburger mit Fleisch aß.
Und das war keine schöne Erinnerung!
»Hier haben wir also keinen Empfang?« Um seinen Blick zu meiden, schaute sie auf das kleine Funksignalsymbol, das sich suchend auf dem Display drehte.
»Erst letztes Jahr ließen die Einwohner von Amelia Shores es zu, dass so etwas Unschönes wie ein Handyempfangsmast das elitäre Ambiente der Siedlung störte, und jetzt reicht das Signal nicht bis zu den Häusern.«
»Sag ich ja, Mittelalter«, murmelte sie vor sich hin.
»Ich lasse einen neuen Mast für die Hotelgäste errichten, aber er wird erst einen Tag vor der offiziellen Eröffnung aufgestellt. In diesem Trubel werden die missbilligenden Rufe von den anderen Bewohnern der Villen am lautesten zu hören sein, und keiner wird den Mast bemerken, der hinter dem Hotel aufragt.«
»Ja, vielleicht nicht.« Sie ließ das Handy zuschnappen. »Ich möchte
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