Die Herzensdiebin
Meadow am liebsten geschrien hätte. »Großmutter hat mir versprochen, dass es genau dort hängt.«
Judiths Stimme nahm einen schärferen Ton an. »Glaubst du, sie hat dich angelogen?«
»Hat sie nicht!«
»Tut mir leid. So meinte ich es auch nicht. Es steht einfach so viel auf dem Spiel.« Judith klang nun zerknirscht und verlegen. »Aber du hast doch gesagt, dass sie kurz vor dem Ende ein bisschen durcheinander war.«
»Ja, aber das Gemälde war bestimmt einmal dort. Das Problem ist nur, dass Leute ihre Häuser verkaufen.« Meadow hörte, wie Judith den Atem ausstieß.
»Waldemar House wurde verkauft?« Manchmal, wenn sie Stress hatte, schlich sich dieser unverwechselbare New Yorker Akzent in Judiths Stimme. Jetzt war so ein Moment.
»An einen Mann namens Devlin Fitzwilliam.«
»Devlin Fitzwilliam«, wiederholte Judith langsam. »Devlin ... oh mein Gott. Devlin Fitzwilliam hat dich beim Einbruch erwischt?«
»Ja, und er ... Moment mal.« Judiths Schreck machte Meadow stutzig. »Kennst du den etwa?«
»Fitzwilliam kennt jeder. Er war der Quarterback für Florida State.«
»Quarterback. Du sprichst hier von Football, oder?« So, wie der gebaut war, konnte das durchaus sein.
»Ja, meine Liebe, ich spreche von Football. Sein Name stand schon in so bedeutenden Wirtschaftsmagazinen wie der Harvard Business Review , dem Forbes Magazine und dem Entrepreneur . Er gehört in den Fitzwilliam-Clan aus Charleston und ist der Sohn von Grace Fitzwilliam.« Meadow konnte sich lebhaft vorstellen, wie Judith ungeduldig die Hände rang. »Kennst du wenigstens diesen Namen?«
»Nein, leider auch nicht.« Meadow lehnte mit dem Rücken an der Wand, rutschte nun langsam zu Boden, zog die Knie an und behielt die Tür im Auge.
»Du solltest mal ab und zu den Fernseher einschalten. Grace Fitzwilliam ist eine Innenarchitektin, die eine landesweite Fernsehshow hat. Da demonstriert sie, wie man einem Haus das traditionelle Südstaatenflair geben kann.«
»Oh.« Meadow sah eigentlich gerne fern. Auch ihr Vater. Nur ihre Mutter hatte keinen Fernsehapparat im Haus geduldet, und während der letzten schweren eineinhalb Jahre hatte Meadow bei ihren Eltern gewohnt. Sie war einfach nicht mehr auf dem Laufenden, und das wusste sie auch — und zu ihrer Überraschung war sie glücklicher als während des Studiums am College, als sie noch am Puls der Zeit war.
»Ist das eine Realityshow?«
»Eher wie Martha Stewarts Lifestyle-Sendung. Du weißt doch hoffentlich, wer Martha Stewart ist, oder?« Judith klang halb belustigt, halb sarkastisch.
»Ja. Judith, ich kann nicht so lange sprechen.« Meadow durfte sich nicht an diesem Apparat erwischen lassen, aber sie wollte auch unbedingt mehr über Devlin erfahren. »Erzähle mir lieber, wie ich am besten mit ihm fertig werde.«
»Fitzwilliam versteht sich wie kein Zweiter darauf, profitable Immobilienkonzepte zu entwickeln.«
»Er hat ein Hotel aus Waldemar House gemacht.«
»Hätte ich mir denken können. Er steht im Ruf eines rücksichtslosen Mistkerls, dem es nur darum geht, sein Vermögen zu vergrößern.«
»Rücksichtslos.«
»Er lässt sich nichts vormachen, und das weiß auch jeder — oder erfährt es irgendwann auf schmerzliche Weise. Er beseitigt jeden, der sich ihm in den Weg stellt. Er ist der Sohn dieses Milliardärs Nathan Manly, der seine Firma in den Bankrott trieb, das ganze Geld einsackte und vor fünfzehn Jahren nach Südamerika floh. Aber von der Story hast du wahrscheinlich auch nie etwas gehört.«
»Nein.« Und es interessierte sie auch nicht, abgesehen von den Details, die sich auf Devlins Persönlichkeit bezogen — sie erinnerte sich, dass er ihr am Vorabend erzählt hatte, dass Bradley Benjamin ihn einen Bastard schimpfte. »Fitzwilliam will also beweisen, dass er anders ist als sein Vater?«
»Einmal das, aber Grace' Familie war nicht davon erbaut, als sie eines Tages schwanger war. Sie war nicht mit Manly verheiratet — er war mit einer anderen Frau verheiratet.«
»Wir sind alle Gottes Kinder.«
»Die Fitzwilliams hatten etwas gegen solche Kinder.«
Sie begriff. »Die Fitzwilliams gehören zu den Familien, von denen er sprach. Zu den Clans, die immer noch alles in South Carolina kontrollieren.«
»Ganz recht. Daher reagiert er immer sehr empfindlich, und den Gerüchten zufolge ist er ein richtiges Arschloch, wenn jemand versucht, ihm in die Quere zu kommen.«
»Oh.« Und Meadow mochte ihn irgendwie. Fand ihn verlockend.
Aber vielleicht meldeten sich
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