Die Herzensdiebin
sind.«
Das war natürlich Unsinn. Devlin war klar, dass die Nachricht von der unerwarteten Heirat sich inzwischen im ganzen Hotel verbreitet hatte.
Jordan gab der Kühlschranktür einen schwungvollen Schubs und kam auf Meadow zu. Seine Füße waren zierlich i m Vergleich zu dem massigen Körper. »Mrs. Fitzwilliam, nett, Sie kennenzulernen.«
»Ich kenne Sie. Sie sind doch der berühmte Jordan Tapley.« Meadow ging ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. »Ich habe Ihr Kochbuch!«
Unter Devlins erstaunten Blicken umarmten Meadow und Jordan sich, gaben sich Küsschen auf die Wangen und redeten beide gleichzeitig drauflos. Er sprach mit fester Stimme, die an die Gassen von New Orleans erinnerte, ihre Stimme klang warm, ließ aber keinen besonderen Akzent erkennen. Doch wie es schien, hatten die beiden sich gleich ins Herz geschlossen. Devlin vernahm undefinierbare Ausdrücke wie Andouille und garde-manger , die Meadow und der chef de cuisine sich spielerisch zuwarfen. Zum ersten Mal überhaupt sah Devlin Jordans Zähne aufblitzen, nicht etwa, weil der Koch wütend war, sondern weil er seine Freude mit einem breiten Lächeln zum Ausdruck brachte.
Als warteten sie auf eine Explosion, beobachteten die beiden Küchengehilfen das Fachgespräch vorsichtig und raunten sich etwas zu.
Als Meadow und Jordan sich schließlich wieder voneinander gelöst hatten, ging sie schnurstracks auf die Gehilfen zu. »Das müssen Ihre sous-chefs sein!«
Jordan folgte ihr mit strahlender Miene.
Devlin fragte sich, wie es kommen mochte, dass die sonst eher kühle Atmosphäre dieser professionellen Großküche plötzlich mit so einer guten Laune erfüllt war.
»Das sind natürlich nicht alle meine Angestellten. Heute Nachmittag erwarte ich drei weitere Leute, die noch in alles eingewiesen werden müssen.« Jordan deutete mit seiner großen Hand auf die magere, nervös wirkende Frau mittleren Alters, die Zwiebeln schnitt. »Das ist Mia — sie hat Talent. Wenn wir im Herbst eröffnen, werde ich sie zur Soßenköchin ernennen. «
Mia blieb vor Staunen der Mund offen stehen. »Sie mögen meine Soßen? Wirklich?« Da der Küchenchef sie mit einem empörten Blick bedachte, wandte die dünne Frau sich hastig Meadow zu. »Ich meine ... schön, Sie kennenzulernen, Mrs. Fitzwilliam!« Sie wischte sich die Hand an der Schürze ab und streckte sie Meadow entgegen.
Meadow umfasste aufmunternd Mias Schultern. »Ist das für das Abendessen? Dann lassen Sie sich nicht aufhalten!«
»Danke, Ma'am.« Mia hatte eine unglaublich weiche und leise Stimme, und der Akzent erinnerte an Devlins Sprechweise. Beinahe jedenfalls, nur weniger gebildet und dafür ein bisschen ländlicher.
»Und das ist Christian. Er ist neu hier. Zum Glück hat er noch all seine Fingerkuppen.« Jordan tat Christians Unerfahrenheit mit einem Schnauben ab.
»Ich hoffe, er behält seine Fingerkuppen auch weiterhin und wird eines Tages Ihr erster sous-chef !« Auch den dicklichen jungen Mann nahm Meadow in den Arm.
»Danke, Mrs. Fitzwilliam.« Christians Akzent klang nach Südstaaten und wirkte ein bisschen näselnd.
»Mein erster sous-chef kommt eine Woche vor der Eröffnung aus New Orleans«, erklärte Jordan ihr. »Diesen Jungen bilde ich zum Konditor aus.«
»Oh?« Christian schaute sichtlich verdutzt auf den Teig, den er auf der Marmoranrichte ausrollte.
»Ja, wenn du dir merkst, nicht zu viel Druck auszuüben !« Jordan gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
Christian präsentierte das Nudelholz wie ein Gewehr. »Ja, Sir! Nett, Sie kennenzulernen, Mrs. Fitzwilliam.«
»Also.« Jordan rieb sich die Hände. »Mrs. Fitzwilliam, Sie sehen hungrig aus. Was kann ich Ihnen zum Frühstück anbieten?« Er warf einen Blick auf die große Uhr an der Wand. »Oder doch eher zum Lunch?«
Jetzt war es an der Zeit, dass Devlin den Anwesenden klarmachte, dass es ihn auch noch gab. »Wir nehmen unser Mittagessen in der Stadt ein.«
Bei diesen Worten richtete der Küchenchef seinen finstersten Blick auf Devlin, ehe er sich wieder Meadow zuwandte. »So ... mögen Sie Heidelbeeren?« Jordan griff in das Brotfach, legte Backwerk auf einen Teller und schob ihn auf der Anrichte zu Meadow hin. Dann brach er ein Stück von dem Scone ab und steckte es Meadow in den Mund.
»Das ist ja köstlich!«, meinte sie kauend.
»Dazu Kekse und hausgemachte Brombeermarmelade?« Ein Stückchen Keks folgte.
»Hm.« Sie schloss genießerisch die Augen und seufzte. Devlin lief das Wasser im Mund zusammen.
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