Die Herzensdiebin
lehnte sie sich bei ihm an. Sie wusste selbst nicht, warum sie das tat. Sie hatte einfach das Gefühl, dass er ihr Halt gab — in jeder Hinsicht.
Wenn diese Farce noch länger andauerte, würde Meadow ihm und seiner dämlichen Heiratsgeschichte letzten Endes noch glauben.
»Die Leute, die im Hotel arbeiten, müssen etwas essen«, erwiderte er, »und das Küchenpersonal braucht Übung. Die Eröffnung des Secret Garden ist in drei Wochen. Du siehst, wir haben schon Zimmerservice.« Er führte sie um eine Ecke, und da war er: der nächste Aufzug. Devlin drückte auf den Knopf.
»Ich bin mit einem Aufzug nach oben gefahren, aber als ich mich im Gang umdrehte, war er verschwunden.« Sie schaute sich um. »Und das kommt mir nicht bekannt vor. Glaubst du, die Wände verschieben sich, wenn niemand hinguckt?«
»Es gibt zwei Aufzüge. Du bist mit dem anderen nach oben gefahren.«
»Oh.« Er hatte sie also beobachtet.
»Ich brauche bald eine Karte«, meinte sie.
Er deutete auf einen Lautsprecher, der in eine Wand eingelassen war. »Hast du davon welche unterwegs gesehen?«
»Ja. Die sind für Musik, oder?«
Er lachte sie nicht aus. Das musste sie ihm lassen. »Das sind Gegensprechanlagen. Siehst du den Knopf? Wenn du dich verlaufen hast, brauchst du nur hier zu drücken. Jemand wird dir weiterhelfen oder dich holen, wenn du richtig durcheinander bist.«
Sie errötete. Das konnte sie nicht verhindern. Gegensprechanlagen hatte sie auf der Uni gesehen, aber es war ihr nicht aufgefallen, wie sinnvoll eine solche Anlage in einem so großen Haus wie diesem war. »Ich wette, du hältst mich für hinterwäldlerisch. «
Er betrat den Aufzug mit ihr. »Ich finde dich amüsant.«
»Trotzdem hätte ich gern einen Zimmerplan.« Denn sie wollte nicht, dass jeder wusste, wo sie gerade suchte.
Nun ... abgesehen von Devlin. Und den Leuten vom Sicherheitsteam. Und allen anderen, die vor den Monitoren hingen.
»Du kannst alles haben, was du willst.« Er lächelte seltsam, was er gewiss nicht oft tat. »Außer ...«
»Außer was?«
»Außer dein eigenes Bett heute Nacht.«
Als die Aufzugstüren zugingen, küsste er sie, als hieße er sie mit warmen Lippen in seinem Domizil willkommen. Sein Kuss war so glaubwürdig, dass Meadow schon meinte, das Salz des Mittelmeers auf Devlins Lippen zu spüren.
9
Sowie der Aufzug langsamer wurde, hob Devlin den Kopf und betrachtete Meadows Gesicht. Ihre geröteten Wangen und die leicht geschwollenen Lippen zeigten ihm eine Frau, die leidenschaftlich geküsst worden war, und als ihre Lider zögerlich aufflatterten, sah Devlin das hinreißende Blau ihres leicht verschwommenen Blicks.
Diese Augen. Diese schönen, ausdrucksstarken und verräterischen Augen. »Und jetzt schauen wir, was wir für dich zum Frühstück finden«, sagte er.
»Hm?« Lächelnd schaute sie zu ihm auf, ein Lächeln, das von purem Vergnügen zeugte.
Dann sah er, wie sie ruckartig in die Wirklichkeit zurückfand. Er trat aus dem Aufzug heraus, legte eine Hand auf die Lichtschranke und hielt so die Tür auf.
»Hey. Augenblick mal.« Sie folgte ihm. »Du hast mir nie gesagt, was es mit diesem Outfit auf sich hat.«
»Es gibt noch eine Menge Dinge, von denen du nichts weißt.« Sein zufriedener Blick ruhte auf der Küchentür.
Jordan Tapley führte ein. strenges Regiment. Die Anrichten aus schwarzem Granit und die schwarzen Gasherde blitzten. Auf den Abdeckplatten waren weder Staubkörnchen noch Fettspritzer zu sehen. Die beiden Küchenangestellten beugten sich mit ernsten Mienen über die Anrichten, hackten Gemüse und rollten Teig aus. Keiner schaute auf, auch nicht, als der Hotelchef die Küche betrat.
Jordan selbst steckte mit dem Kopf in dem Großküchenkühlschrank und warf Gemüse in den Mülleimer, wobei er mit seinem charakteristischen Akzent aus New Orleans fragte: »Wer ist der Idiot, der diesen Spargel für gut befunden hat? Was ist mit dem Sellerie und diesen Tomaten hier? Das kann man doch nicht mal den Schweinen geben. Habt ihr mich gehört? Von Schweinen rede ich!«
»Jordan, ich möchte Ihnen meine Frau vorstellen.« Jordan hatte schon versucht, ihn aus der Küche zu verbannen, und immer wenn Devlin mit dem temperamentvollen Küchenchef zu tun hatte, sprach er bewusst leise und schaute ihn gelassen an.
Jordan wirbelte mit einer anmutigen Körperdrehung herum, was man einem Mann mit diesem Bauchumfang und, dem Doppelkinn gar nicht zugetraut hätte. »Ihre Frau? Ich wusste gar nicht, dass Sie verheiratet
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