Die Herzensdiebin
bereits geahnt, aber unter dem Eindruck all dieser Monitore war das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen, so lebendig gewesen, dass ihr vor Schreck die Haare zu Berge standen. Sie war froh, sich in die Abgeschiedenheit des Wohnraums zurückziehen zu können, den Plan auf dem Tisch auszubreiten und mit einem Stift ihre Erkundungen einzutragen.
Sie verstand Devlin nicht. Einen Moment hatte er sie auf dem Schoß und sah sie so ehrfurchtsvoll an, als wäre sie ein Geschenk Gottes für South Carolina, aber im nächsten Augenblick schob er sie von sich. Und dann, als sie sich im Büro umschaute, packte er sie beim Arm, drängte sie aus dem Raum, und ehe er ihr die Tür vor der Nase zumachte, gab er ihr noch mit auf den Weg, den Zimmerservice anzurufen.
Und Sam ließ sie nicht wieder ins Büro. Er hatte bestimmt Football gespielt, denn er machte ihr Vorhaben zunichte und versperrte ihr den Weg, indem er sich einfach vor den Türknauf stellte.
Dabei wollte sie Devlin doch bloß sagen, dass es ihm nicht peinlich zu sein brauchte, dass er freundlich zu Mia war. Meadow würde es nicht gleich jedem erzählen und seinem Image schaden, ein großer, rücksichtsloser Bauherr zu sein.
Sie warf einen Blick auf das Telefon. Sie wollte ihrer Mutter alles erzählen, aber Judith hatte ihr geraten, lieber nicht anzurufen.
Ob es Sharon gut ging?
Meadow griff nach dem Hörer und bestellte ein Abendessen beim Zimmerservice. Als die Bestellung kam, erwartete sie ein saftiges, wundervolles vegetarisches Gericht. Der Ruf, eine exzellente Küche zu haben, war dem Secret Garden bereits sicher. Sie aß genüsslich, plauderte ein wenig mit der Angestellten vom Zimmerservice, die das Tablett wieder abräumte, nahm eine Dusche, schlüpfte in ihr Nachthemd und schaute vom Sofa aus eine Folge von Training Your Spouse , eine wirklich schlechte Reality-Show ... und die ganze Zeit machte sie sich Sorgen um Sharon.
Sie vermisste es, sich nach ihrer Mutter zu erkundigen. Vermisste die Stimme ihrer Mutter, die ihr versicherte, alles würde gut werden, vermisste ihre Lebensweisheit. Und sie machte sich furchtbare Sorgen um die Gesundheit ihrer Mutter. Wenn sie ihrer Mom doch wenigstens einen Hinweis geben — sie würde nicht ihre wahre Absicht verraten — und von ihm erzählen könnte, wäre Sharon bestimmt interessiert. Sie wäre von ihrer Krankheit abgelenkt.
Warum sollte sie ihre Mutter also nicht anrufen?
Meadow blickte auf das Telefon.
Was sprach dagegen?
Sie könnte Sharon ja einfach erzählen, sie rufe während der Seminarpause an. Ganz simpel, denn Mom hörte immer gleich heraus, wenn Meadow log.
Und wenn Sam immer noch im Büro war, würde er zwar sehen, dass sie telefonierte, aber er könnte nichts hören.
Meadow schaute aus dem Fenster, sah, dass es rasch dunkel wurde, und traf eine Entscheidung, die sie zu ihrer eigenen Beruhigung brauchte. Schnell rief sie ihre Eltern an, und während sie das Freizeichen hörte, hielt sie den Apparat krampfhaft fest.
Als sie den Klang dieser geliebten Stimme am anderen Ende der Leitung vernahm, entspannte sie sich. »Mom. Ich muss gleich zurück ins Seminar, daher kann ich nicht lange sprechen, aber ... ich wollte kurz hören, wie es dir und Dad geht. «
Sharon legte auf und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Oberlippe und ihrer Stirn, und ihr Gesicht war so blass, dass River am liebsten geweint hätte.
Aber ihr Lächeln war echt. »Das war Meadow. Sie hat einen schönen Aufenthalt.«
»Wie läuft das Seminar?«
»Darüber wollte sie nicht sprechen. Sie erzählte mir von einem Mann, den sie kennengelernt hat.«
»Sie hat einen Mann kennengelernt?«
»Sie sagt, er sei anders — eher energisch und aktiv und intensiv. Aber sie findet ihn faszinierend.«
»Hört sich nicht nach einem Mann an, der uns zusagen würde. «
»Das muss ja auch gar nicht sein. Es genügt, wenn sie mit ihm klarkommt.«
»Vermutlich.« River dachte nicht so selbstlos wie Sharon, wenn das Gespräch auf Männer kam, die mit seinem kleinen Mädchen ausgingen, aber sie hatten Meadow beigebracht, ihrem Gespür zu vertrauen, und nun musste er ihr vertrauen. Er reichte Sharon ein Glas Wasser und hielt ihr die Tabletten in der offenen Hand hin. »Wann kommt sie nach Hause?«
»Sie fragte, ob wir etwas dagegen hätten, wenn sie ein paar Wochen bliebe.«
»Gleich ein paar Wochen?« Bestürzung mischte sich unter Rivers Interesse. »Sie mag ihn wirklich?«
»Ich bin froh. Sie ist
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