Die Herzensdiebin
auf den Rasenflächen ab, und als er zum Nachthimmel schaute, sah er den Vollmond, der in einem schwarzen Meer voller Sterne zu schweben schien.
Meadow lief über die große Rasenfläche, und ihr kupferfarbenes Haar zeigte einen auffälligen Akzent in den Schwarz-Weiß-Tönen. Allerdings rannte sie nicht im eigentlichen Sinn. Sie ... hüpfte vielmehr wie ein Schulmädchen und breitete die Arme aus, als wollte sie die Nacht umarmen.
Verflucht. Die Medikamente hatten ihr den Verstand geraubt.
Aber er wusste, dass diese Tabletten unmöglich Nebenwirkungen dieser Art haben konnten. Das lag nicht an den Medikamenten. Meadow war einfach ein bisschen ... verrückt.
Er sprach in sein Walkie-Talkie. »Mrs. Fitzwilliam und ich gehen zu dem Garten mit der Mauer. Da möchten wir ungestört sein. Sagen Sie den anderen Sicherheitsleuten, sie sollen sich von dem Garten fernhalten.«
»Ja, Sir.« Es war wieder die Frau, die sich von irgendwo auf dem weitläufigen Gelände meldete. Es war ihm egal, wo sie sich gerade aufhielt — und wo alle anderen waren —, solange es ihm gelänge, Meadow hinter die Gartenmauer zu lotsen. Nur dort wären sie ungestört.
Er schaltete das Walkie-Talkie ab.
Meadow war hinter der Anhöhe in Richtung Strand verschwunden.
Devlin rannte hinter ihr her. Kaum hatte er die Anhöhe erreicht, sah er Meadows Gestalt auf dem Pfad, der sich durch den Dünengürtel hinunter zum Strand schlängelte. »Meadow!«, rief er. Die frische Brise riss ihm die Stimme vom Mund, daher formte er die Hände zu einem Trichter und schrie förmlich: »Meadow!«
Sie drehte sich um. Schon glaubte er, sie würde ihn wieder so finster anblicken wie in ihrem Zimmer, als er in das Seifenoper-Treffen geplatzt war. Seltsamerweise gab sie auch nicht jene jungfräuliche Schüchternheit zum Besten, die sie immer dann an den Tag legte, wenn er seine körperlichen Vorzüge ins Spiel brachte.
Nein, mit einem breiten Lächeln lief sie auf ihn zu. »Bist du auch zum Spielen rausgekommen?«
»Zum Spielen ?« Dieses Wort hatte er seit der Schule nicht mehr gehört.
»Ist es nicht wundervoll?« Mit ausladenden Gesten deutete sie auf die Rasenflächen, die Dünen und den Nachthimmel. »Wohnst du nicht gerne hier? Liebst du nicht das Rauschen der Wellen, den Geruch des Salzwassers und den herben Duft der Kiefern?« Sie wirkte trunken vor Begeisterung.
»Hast du dir wieder den Kopf gestoßen?«, fragte er vorsichtig.
Sie lachte beinahe exaltiert, als wären sie ganz allein auf der Welt. »Das ist der Vollmond! Komm schon!« Sie ergriff seine Hand. »Lass uns tanzen!«
Sie zog ihn mit sich fort, riss seinen Arm in die Höhe und stampfte mit den Füßen auf, als vollführe sie eine absurde Variante eines griechischen Tanzes.
»Ist das nicht lustig?«, rief sie.
Ihm war das unangenehm, er fühlte sich wie jemand, der anderen bei einer ausgelassenen Party zusah. Außerdem hatten seine Sicherheitsleute die Anweisung, den Küstenstreifen nach möglichen Saboteuren im Auge zu behalten, und er würde sich verfluchen, wenn seine Leute ihn hier für einen ausgelassenen Matrosen auf Landgang hielten. Ruckartig blieb er stehen und unterbrach den Tanz.
Meadow blieb keine Wahl, sie prallte in ihrem Schwung gegen ihn und funkelte ihn verärgert an.
»Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte er.
»Hast du nicht.« Doch dann schenkte sie ihm dieses bezaubernde Lächeln. »Was ist es denn?«
»Komm, ich zeige es dir.« Er führte sie zurück über den gewundenen Pfad in die weitläufigen Flächen seines Anwesens.
»Was ist das?« Sie deutete auf die mit Efeu überwucherten Mauern, auf die sie zugingen.
»Genau dahin will ich mit dir.« Er brachte sie zu dem hohen, schweren Holztor. Auffällig holte er den Schlüssel aus seiner Tasche und zeigte ihn ihr.
Er merkte, dass sie zusammenzuckte und für einen Moment die Luft anhielt.
Also hatte sie den Silberschlüssel erkannt! Wahrscheinlich passte er zu dem Schlüssel, mit dem sie ins Haus gekommen war.
Geschickt steckte er den Schlüssel in das Schloss und drehte ihn. Ihn überkam ein eigenartiges Gefühl, eine unerklärliche Atemlosigkeit, doch all das konnte er sich nicht erklären. Aber dann glaubte er, den Grund zu kennen ... er wusste jetzt schon, wie Meadows Miene sich verändern würde, wenn er ihr zeigte, was hinter dieser Mauer lag. Er drückte die Tür auf und trat über die Schwelle.
Insgeheim hatte er gehofft, diese Freude in ihren Augen leuchten zu sehen. »Sieh nur!«, rief
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