Die Herzogin der Bloomsbury Street
die Ferien, würden aber am 13 . Juli zurück sein, zu ihrem Kirchengespräch. Jeden Monat veranstaltet sie ein Kirchengespräch mit einem Pfarrer – über »Das Wesen der Liebe« oder »Das Wesen der Schönheit« und so weiter – bei einem Mittagsgottesdienst in der St. Mary LeBeau’s Church an der Cheapside. Sie sagte, ich könne doch zu dem Gespräch am 13 . Juli kommen und mit ihnen zu Abend essen, und dann würden sie mit mir eine Besichtigungsfahrt machen. Ich sagte, ich sei mir nicht sicher, ob ich am dreizehnten noch da sei, hoffte aber, meine Mittel bis zum fünfzehnten strecken zu können.
Im zweiten Akt hatte mich die Erkältung eingeholt. Ich fing an zu husten und wäre fast erstickt, weil ich ihn zu unterdrücken versuchte. Ich beugte mich zu Joyce und murmelte entschuldigend:
»Ich kämpfe schon die ganze Woche gegen eine Erkältung an.«
Sie dachte einen Moment darüber nach, dann beugte sie sich zu mir und sagte:
»Ach, lassen Sie sie doch raus.«
Also lasse ich sie jetzt raus. Ich sitze im Bett und huste und schniefe, und selbst das macht mich nicht depressiv. Anscheinend lebe ich in einem Zustand tiefer Hypnose, und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte abschicke, könnte ich Euphorie als Absender angeben.
Dienstag, 29 . Juni
Ich sitze im Speisesaal, trinke meine vierte oder fünfte Tasse Kaffee und fühle mich so, wie man sich immer am ersten Morgen einer ausgewachsenen Erkältung fühlt. Ich wollte schon Leo Marks anrufen und das Abendessen absagen, aber wenn ich den ganzen Tag im Hotel bleibe, will ich abends bestimmt ausgehen, also lasse ich es bei der Verabredung, und ich werde mir Mühe geben, den Gastgebern nicht ins Gesicht zu husten.
Allmählich leert sich der Speiseraum; morgens zwischen acht und neun ist er brechend voll, und die Kellner laufen sich die Hacken wund. Der Zimmerpreis des Hotels schließt ein »Englisches Frühstück« mit ein, und alle nehmen von allem: Obstsaft oder Cornflakes, Schinken mit Eiern, Toast und Orangenmarmelade, Tee oder Kaffee (und das Mädchen, das die Kaffeekanne bringt, fragt: »Schwarz oder weiß?«).
Zu den regelmäßigen Frühstücksgästen gehören immer ein paar britische Willie Lomans, die aus der Provinz geschäftlich in London sind, und eine Anzahl allein reisender Damen mittleren Alters aus den verschiedensten Regionen des U.K. (Sie sagen nie »Großbritannien«, sondern immer »U.K.«.) Mehrere blasse, spitznasige Professoren stopfen sich mit ausreichend Kalorien voll, um einen Tag im British Museum durchstehen zu können; sie sehen so aus, als würden sie mittags nur Joghurt essen.
Heute Morgen: ein langer Tisch mit schottischen Matronen, die hier an einer Konferenz teilnehmen und von einem properen jungen Pfarrer begleitet werden. Die Damen beklagten sich, dass sie wegen des Lärms kein Auge zugetan hätten, die GANZE NACHT führen die vielen Autos durch die Straßen. Habe nie so ruhig geschlafen wie hier. Die Schottinnen sollten mal versuchen, sich an der Second Avenue zur Ruhe zu legen, wo die ersten Lastwagen morgens um drei durch die Straße rattern.
Viele russische und tschechische Familien sind hier, mit blonden, wohl erzogenen Kindern. Mehrere Gruppen von deutschen Touristen mittleren Alters, was es schlimmer macht. (Gegen die Jungen hat man nichts, die waren es ja nicht.) Die Touristengruppen frühstücken und haben immer die Uhr im Auge, sie haben sich alle zu einem Ausflug angemeldet, und die Busse fahren um Punkt neun vor dem Hotel ab. Um zwei Minuten vor neun entsteht eine hektische russisch-tschechischdeutsche Betriebsamkeit, und ein umständlicher Exodus in Richtung Halle beginnt – wo die Tschechen wild gestikulierend vor Schildern stehen bleiben, die sie nicht verstehen, und der deutsche Gruppenleiter »Achtung!« und »Halt!« brüllt, damit sich alle anstellen. Die Russen suchen stur den richtigen Bus und steigen ein.
Die einzigen anderen Amerikanerinnen außer mir sind drei College-Mädchen aus Kalifornien, die heute zum ersten Mal zum Frühstück erschienen: blond, gebräunt und strahlend, unterhielten sie sich verunsichert darüber, ob ein »Englisches Frühstück« bedeute, dass man alles bestellen könne und es im Zimmerpreis inbegriffen sei. Ich bat die Kellnerin um mehr Kaffee, und als die drei meinen amerikanischen Akzent hörten, kam eine von ihnen an meinen Tisch und fragte, was man bestellen könne und ob man ein Trinkgeld geben müsse? Ich sagte, nein, die Geschäftsleitung schlage zwölf
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