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Die Herzogin der Bloomsbury Street

Die Herzogin der Bloomsbury Street

Titel: Die Herzogin der Bloomsbury Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Hanff
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genug?«
    »Nicht gut genug«, sagte ich. Und er nickte und ging zu einem anderen Thema über, und ich glaube, in dem Moment wurden wir zu Seelenverwandten.
    Es war ein wunderbarer Abend. Ich würde sie gern wiedersehen, aber ich habe nicht den Mut, sie anzurufen und das anzuregen. Als wichtige ausländische Besucherin hat man gewisse Höflichkeitsregeln zu beachten.
    Hust-hust-hust.

Mittwoch, 30 . Juni
    Wenn man eine berühmte Persönlichkeit ist, wird man dreimal während des Frühstücks zum Telefon geholt, und nach dem ersten Anruf sind die Eier kalt, nach dem zweiten Anruf sind sie WEG , und beim dritten Mal nimmt man den neuen Teller mit Eiern mit in die Telefonkabine.
    Joyce Grenfell rief an, um sich nach meinem Husten zu erkundigen und um zu sagen, ich möge doch bitte am dreizehnten da sein. Ich sagte, ich würde mir Mühe geben. Die Telefonistin hatte ihre Stimme erkannt und das Gespräch nicht in die Kabine durchgestellt, ich habe an der Rezeption telefoniert, und der Kassierer und sie bogen sich vor Lachen, als ich ihnen den Hörer entgegenhielt und sie hören konnten, wie Joyce »ReGEE!« rief, als sie ihn etwas fragen wollte.
    Nora rief an, hörte meine verschnupfte Stimme und fragte, ob ich nicht zu ihnen nach Nord-London kommen und mich von ihr pflegen lassen wolle. Das fehlte gerade noch; seit Franks Tod hat sie eine Vollzeitstelle.
    Der Colonel rief an und sagte, die BOAC -Tasche werde mir »im Laufe des Vormittags geschickt« und er werde mich morgen um zehn für den Ausflug nach Oxford und Stratford abholen.
    Nach dem Frühstück ging ich in einen Laden auf der anderen Straßenseite, um Taschentücher und Hustentropfen zu kaufen. Auf der dem Hotel gegenüberliegenden Straßenseite gibt es eine Ladenzeile: ein Schreibwarengeschäft, eine Kosmetikhandlung, eine Kino-Buchhandlung und ein indisches Lebensmittelgeschäft, das auch Naturkostwaren anbietet. Außerdem gibt es dort ein großes Frauen-Wohnheim des YWCA und einen Obststand. Ich blieb vor dem Obststand stehen, um Pfirsiche zu kaufen, und während ich auf das Wechselgeld wartete, fiel mein Blick auf eine Anzeigentafel in einem Glaskasten vor dem Schreibwarengeschäft. Steckte das Wechselgeld ein und ging hinüber, um die Anzeigen zu lesen. Auf den ersten Blick scheint es sich um Verkaufs- und Stellenangebote zu handeln, aber es dauert nicht lange, bis man bemerkt, dass man sich geirrt hat. Für diejenigen, die reinen Herzens sind, sind jedoch alle Anzeigentafeln rein wie diese (die Liste der Anzeigen ist vollständig):
    Hot Pants zu verkaufen. Telefon
    *
    Ex-Schauspielerin erteilt Unterricht.
    Französisch und anderes. Telefon
    *
    Männliches Fotomodell. Alle Dienstleistungen.
    TV , Photog, Gummi, Leder. Disziplinarmaßnahmen.
    Telefon
    *
    Model wünscht ungewöhnliche Position.
    Miss Coucher.
    Telefon
    *
    Neue, hübsche blonde Puppe zum Verkauf.
    Kann laufen und sprechen. Telefon
    *
    Tom Tamer erteilt strengen Unterricht in Betragen.
    Telefon
    *
    Französin. Ehemalige Gouvernante, große Erfahrung.
    Wünscht neue Schüler. Männlich und weiblich.
    Telefon
    *
    Drei Rucksäcke gesucht. Guter Zustand. Preiswert.
    Bitte melden im YMCA , Great Russell Street.

7  Uhr abends
    Um halb sechs kreuzte Ena auf, sie hatte eine braune Tüte mit Zitronen, Honig und Limonensaft gegen meinen Husten dabei. Sie sagte, sie habe den ganzen Morgen den dringenden Wunsch verspürt, mich anzurufen, habe sich aber nicht getraut; ich sagte, wir seien wohl beide zu verklemmt. Sie möchte, dass ich morgen zu ihnen zum Abendessen komme. Ich erklärte, dass ich nach Stratford führe, aber am Freitag wieder zurück sei, und sie sah mich enttäuscht an.
    »Am Freitag fahren wir aufs Land und kommen erst am zehnten zurück!«
    »Ist doch nicht so schlimm«, sagte ich. »Ich bin fest entschlossen, mein Geld bis zum fünfzehnten zu strecken.«
    Sie war bekümmert.
    »Sie können noch nicht fahren! Wir haben Sie gerade erst kennen gelernt! Ich habe eine Idee: Wenn Ihnen das Geld ausgeht, warum fahren Sie dann nicht in unser Landhaus und bleiben dort? Nach dem zehnten sind wir wieder weg, und Sie können den ganzen Sommer da bleiben – vorausgesetzt, es macht Ihnen nichts aus, dass wir an den Wochenenden kommen«, sagte sie und sah mich unsicher an. Die Leute hier verblüffen mich.
    Sie ist gerade gegangen, trifft sich mit Leo bei seiner Mutter.
    Die BOAC -Tasche ist eingetroffen, und ich habe den Colonel angerufen, um mich zu bedanken. Er riet mir, viel zu essen:
    »Einer

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