Die Herzogin der Bloomsbury Street
abgebissen hatte, den Hunden und gab ihnen allen eine Scheibe kalten Truthahn. (Helga war sehr nervös, sie war begierig, vorzutreten und ihr Stück Truthahn in Empfang zu nehmen, aber wie sollte sie wissen, dass ich sie nicht beißen würde?)
Chester, der Bobtail, fand, dass er zu viel Konkurrenz bekommen hatte, und trottete davon, um Nikkis Sandwich einen Besuch abzustatten. Und als ich gerade den Rest von dem Truthahn an die letzten Hunde verfütterte, machte Nikki ein großes Trara, weil Chester einen Schluck von ihrer Bloody Mary genommen hatte. Dick rief: »Chester, Platz!« Und Chester, der zeigen wollte, wie gut erzogen er war, setzte sich auf Nikkis Eiersalat. Worauf Nikki ausrastete. (Sie ist jung und hübsch, und sie war ein Jahr auf der London School of Economics, aber sie mag Katzen lieber.) Ich drehte mich um und rief Chester zu mir, um ihn von ihr wegzulocken – und kaum hatte ich den anderen Hunden den Rücken zugewandt, schnappte sich der Beagle (ich glaube, er heißt Morton) das Reserve-Sandwich und rannte damit den Hügel runter.
Seine Herrin kam zu mir, entschuldigte und bedankte sich; sie sagte, er esse nur Geflügel und jetzt brauchte sie nicht für ihn zu kochen, wenn sie nach Hause kämen.
Wir gingen durch den Park zu dem Eingang an der Zweiundsiebzigsten, kamen an einem Baseball-Spiel vorbei und einer Marimba-Band, die sich spontan zusammengefunden hatte und sich gegen das Rockkonzert durchzusetzen versuchte, das von der Neunundfünfzigsten heraufschallte.
Während ich in dem friedlichen St. James’s Park lag, wurde mir bewusst, wie sehr die Parks einer Stadt das Wesen ihrer Bewohner widerspiegeln. Die Parks in London sind ruhig, still, ein bisschen zugeknöpft, und ich liebe sie. Aber auf lange Sicht würde ich die lärmende Überschwänglichkeit des Central Park bitter vermissen.
9 Uhr abends
Der Colonel rief an, er ist zurück. Er fragte, welchen Teil der schönen englischen Landschaft ich am liebsten sehen wolle? Ich sagte, ich hätte vor, am Freitag nach Oxford zu fahren, und wäre sehr froh, wenn er die Fahrt mit mir machen würde.
»Aber ja!«, dröhnte er. »Da weiß ich noch etwas viel Besseres, meine Teure! Wenn Sie am Donnerstag Zeit haben, dann können wir durch die Cotswolds fahren und abends rechtzeitig zum Essen und fürs Theater in Stratford sein, und am nächsten Morgen fahren wir dann nach Oxford und besuchen Ihre Freunde!«
Ich war ganz aufgeregt, und das überraschte mich. Geburtsstätten üben keine besondere Anziehung auf mich aus, für mich ist Shakespeare im Globe Theatre zur Welt gekommen. Aber als er sagte, er würde mit mir nach Stratford-upon-Avon fahren, musste ich einfach begeistert aufschreien, ob ich wollte oder nicht.
Als ich ihn fragte, ob er mir ein Geschäft empfehlen könne, wo ich eine billige Reisetasche bekäme, sagte er:
»Unsinn, ich schicke Ihnen eine hübsche BOAC -Tasche ins Hotel.«
Ich muss schon sagen, man könnte sich daran gewöhnen, an dieses Leben als Ersatz-Herzogin, wo die Menschen einem die Dinge bringen, die man sich wünscht, bevor man überhaupt Zeit hat, sie sich zu wünschen. Sollte dieses Leben länger als einen Monat andauerten, würde es mein moralisches Rückgrat zerstören.
Montag, 28 . Juni
Ich hatte Leo Marks eine Nummer bei seinem Antwortdienst hinterlassen, und heute Morgen hat er zurückgerufen. Er hat einen wunderschönen Oxford-Bariton. (Oder Cambridge, ich weiß nicht, wie sie sich unterscheiden.) Er und seine Frau holen mich morgen Abend um sieben zum Abendessen ab.
Heute Abend Essen und
Ein Sommernachtstraum
mit den Grenfells, also trug ich heute Morgen mein Cocktailkleid nach unten und sagte zu dem jungen Mann an der Rezeption:
»Können Sie das Kleid bitte bis fünf Uhr heute Nachmittag bügeln lassen?«
»Soll es gereinigt oder gewaschen werden?«, fragte er.
»Weder noch, nur gebügelt«, sagte ich.
Er sah mich verständnislos an.
»Möchten Sie, dass ich es zur Reinigung schicke?«, wiederholte er und sprach jedes einzelne Wort so deutlich aus, als ob ich Russin oder taub wäre. »Oder soll ich es zur Wäscherei schicken?«
»Es soll weder gereinigt
noch
gewaschen werden«, sagte ich und betonte jedes Wort so deutlich, als ob
er
Russe oder taub wäre, »ich möchte nur, dass es gebügelt wird. Es ist
zerknittert.
«
Das schien ihm die Sprache zu verschlagen. Er sah mich einen Moment lang an. Dann sammelte er sich und murmelte: »’tschuldigung«, und verschwand, um sich im Büro Rat zu
Weitere Kostenlose Bücher