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Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber

Titel: Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Janssen
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jene, die ihre Worte gehört hatten, sie an jene weitergaben, denen sie entgangen waren. Vielleicht waren Worte aber auch gar nicht nötig. Ihre Geste hatte womöglich genug gesagt.
    David-Marie lächelte. Seine narbige Stirn entspannte sich, und sein Sitz im Sattel wurde vollkommen natürlich, als er seine freie Hand von seinem Schenkel hob, um kurz Sucres Widerrist zu tätscheln. “Darf ich Euch gratulieren, Madame?”
    Camille nickte gnädig. Ein Hochruf erklang, dann ein zweiter, und gleich darauf war der Beifall so laut, dass sie zusammenzuckte. Zu ihrer Erleichterung hatte David-Marie die Gelegenheit ergriffen, zum Tor zurückzureiten und den Wachen zu befehlen, die Räder in Gang zu setzen, mit deren Hilfe sich die großen Tore öffneten.
    Tonnelles weiße Nase tauchte neben Guirlandes rechter Schulter auf. “Lasst uns als Erste reiten, Madame la Duchesse”, schlug Kaspar vor. Sie bemerkte, dass er seinen Säbel griffbereit auf dem Rücken trug. Arno, der zu ihrer Linken auf Pivoine ritt, hatte zu seinen Waffen eine Pistole hinzugefügt, deren Holzgriff aus dem Gurt ragte, den er über seinem blauen Seidenhemd festgeschnallt hatte. Camille nickte fast unmerklich, und die zwei Eunuchen bewegten sich auf ihren Pferden vorwärts.
    Während sie durch das Tor ritt, spürte sie Henri und Tulipe wie beruhigende Wärme in ihrem Rücken. Sobald sie sich innerhalb der Mauern befanden, verschwand Sylvie unauffällig, um nach Vilmos zu suchen. Henri ritt auf Tulipe an ihre Seite. “Du wirst mich in den Palast begleiten”, erklärte ihm Camille.
    “Ich bin bereit”, erwiderte er.
    “David-Marie”, rief Camille.
    Er wandte sich zu ihr um. “Ja, Madame?”
    “Ich möchte gern, dass Ihr Euch um die Unterbringung unserer Pferde kümmert. Sorgt bitte dafür, dass sie ihren eigenen Stall bekommen. Rhubarbes Betreuer soll die Pflege übernehmen”, wies sie David-Marie an.
    “Wie Ihr wünscht, Madame la Duchesse. Hättet Ihr gern eine Eskorte?”
    “Ich kenne mich im Palast aus. Meine eigenen Wachen werden mich begleiten.”
    “Ja, Madame la Duchesse.” Während sie vom Pferd stieg und einem Diener die Zügel übergab, dachte Camille darüber nach, dass sie normalerweise die endlose Wiederholung ihres Titels im besten Falle als bedeutungsloses Geplapper und im schlimmsten als nervtötenden Ärger empfand. Aber manchmal klangen diese Worte unglaublich süß.
    “Ich reite voraus”, erklärte sie Kaspar und Arno. “Bleibt wie üblich an meiner Seite.”
    Arno überprüfte den Sitz seiner Pistole und seines Schwerts, während er seinen gewohnten Platz zu ihrer Linken einnahm. Kaspar führte sein Schwert als militärischen Gruß zur Stirn und befestigte es wieder an seiner Hüfte. “Hast du dein Messer bei dir, Henri?”, erkundigte er sich.
    “Ja”, antwortete er. Er war neben ihrer Schulter, höchstens einen Schritt entfernt. In seinen neuen Kleidern ähnelte er nicht mehr im Geringsten einem Knecht. Ohne die Saphire, die in seinen Ohrläppchen steckten, den Ring, den Maxime ihm geschenkt hatte und das glänzende goldene Armband hätte er einer der leitenden Diener sein können, ein weiterer Leibwächter oder sogar ein Sekretär. Der Schmuck zeigte, dass er mehr als das war, ein Höfling zum Beispiel, obwohl er kein Wappen trug, oder vielleicht auch ein Botschafter mit besonders bescheidenem Auftreten. Niemand, nicht einmal David-Marie, hatte ihn seltsam angesehen, weil er in Camilles Gefolge war. Vielleicht lag das aber auch einfach daran, dass David-Marie Henri erkannt hatte.
    Camille ging als Erste die wenigen Stufen zu der Eingangshalle mit der hohen Decke hinauf. Hinter Henri fiel die Tür mit einem schicksalsschweren Krachen zu und schnitt abrupt den Lärm der Menschenmenge ab, der über die Mauern bis in den Innenhof drang. Vor den Türen zu den verschiedenen Empfangsräumen standen Diener, und zwei Wachen, die großen Parade-Hellebarden energisch in den Teppich gepflanzt, flankierten die breite Treppe, die mitten in der Halle nach oben führte. Camille rauschte ohne jedes Zögern durch die Halle. Ihre Beine fühlten sich ohne das behindernde Gewicht der Röcke lang und leicht an. Die Absätze ihrer Stiefel klapperten mit einem befriedigend satten Ton über den Marmorboden, und das Geräusch ihrer Schritte vermischte sich mit dem festen Tritt von Henri und dem Klirren der ausschließlich dekorativen goldenen Sporen, die er auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin trug. Kaspar und Arno bewegten sich

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