Die Herzogin, ihre Zofe, der Stallbursche und ihr Liebhaber
Pferde und folge mir.”
Ihre Augen funkelten auf eine Weise, die Henri viel zu selten zu sehen bekam. Er tat, worum sie ihn gebeten hatte, und zog Guirlande und Tulipe hinter sich her, während er Camille quer über das Feld folgte. Gerade eben konnte er die Umrisse des Stalls erkennen, den sie erwähnt hatte, und direkt daneben die eines kleineren Steingebäudes, das sich in seinen Schatten duckte. Aus dem Schornstein stieg Rauch. Womöglich warteten in greifbarer Nähe ein heißer Tee und ein Feuer, um seine Hände daran zu wärmen. Er ging schneller.
Der Rauch von brennendem Kiefernholz in kalter Luft war für Henri der Duft vollkommener Behaglichkeit. Während sie näher kamen, betrachtete er die geschlossene Tür des Häuschens. Niemand trat heraus, und Camille ging nicht hin, um zu klopfen. “Im Moment ist niemand da. Lass uns die Pferde versorgen”, schlug sie vor. “Im Stall sind sicher Decken.”
Sie musste alles im Voraus arrangiert haben. Henri fragte sich, ob sie auch dafür gesorgt hatte, dass etwas zu essen da war. Eine kleine Vormittagsmahlzeit würde wunderbar sein, zusammen mit heißem Tee und danach vielleicht etwas Glühwein, bevor sie sich auf den langen, kalten Ritt zurück zum Palast machten. Er nahm den Pferden die Sättel ab, während Camille aus einem Regal Decken und einen Korb mit Werkzeug zur Pferdepflege holte. Die Kämme, Bürsten und Hufkratzer sahen neu aus und waren aus hochwertigem, glänzendem Stahl und seidig glattem dunklen Holz mit Messingbeschlägen. Vielleicht war das hier eine der Jagdhütten des Herzogs gewesen. Das Gebäude erschien ein wenig zu klein dafür und eher gemütlich als protzig. Möglicherweise hatte einer der früheren Herzöge das Haus bauen lassen.
Nachdem sie die Werkzeuge zwischen sich und Henri aufgeteilt hatte, ging Camille zu Guirlande, und sie begannen, die Pferde zu bürsten und striegeln, nicht so gründlich, wie es am Abend nötig sein würde, aber kräftig genug, um den Kreislauf der Tiere anzuregen. Henri war als Erster fertig. Er ließ Tulipes Fuß auf den Boden sinken und sah zu, wie Camille mit streichelnden Händen Guirlandes Widerrist einen seidigen Glanz verlieh, bevor sie der Stute eine Decke überwarf, die sie unter dem Bauch des Tiers festschnallte.
“Fertig?”, fragte er.
Camille schlug ihre Hände gegeneinander, um den Staub abzuklopfen. Ihre Handschuhe hatte sie in den Bund ihrer Reithose gesteckt. “Ja. Lass uns ins Haus gehen.”
Ihre Augen lächelten ihn an. Sie brauchte eindeutig ebenso dringend wie er eine Stärkung. Er hoffte, dass auf dem Feuer bereits ein Topf mit heißem Wasser bereitstand.
Vor der Tür der Hütte schob Camille die Hand in ihre Manteltasche und brachte einen Schlüssel zum Vorschein, dessen Griff mit Silber verziert war. Vielleicht war das Innere des Häuschens vornehmer als das Äußere. Sie schloss die Tür auf und öffnete sie. Henri folgte ihr in die wunderbare Wärme und den Duft von Holzfeuer und Glühwein. Dicke, weiche Teppiche in warmen Edelsteinfarben dämpften seine Schritte und wärmten seine Füße.
“Ist niemand hier?”, erkundigte er sich, nachdem er sich rasch umgesehen hatte. Irgendjemand musste den Wein und die Gewürze erhitzt haben. Camille antwortete nicht. Sie streifte ihren Mantel, die Mütze und den Schal ab. Das Erdgeschoss bestand aus einem einzigen großen Raum, der durch Möbel in verschiedene Bereiche aufgeteilt war: Ein weich gepolstertes Sofa mit einem braunen Lederbezug stand vor dem Kamin; ein schlichter Tisch und Stühle aus schwerem, poliertem Holz stellten die Essecke dar; und ein Regal mit Kochutensilien hatte seinen Platz neben einem tonnenförmigen Herd, dessen Rohr durch die Decke in Richtung Dach führte. Der hintere Teil des Zimmers war durch einen schweren Vorhang in den satten Farben der Teppiche abgetrennt. Wahrscheinlich befand sich dahinter der Bereich, in dem geschlafen wurde. Henri erspähte auf dem Hängeboden, der über eine Leiter erreicht werden konnte, einen weiteren möglichen Schlafplatz. Zweifellos war das hier das komfortabelste Zuhause, das er jemals gesehen hatte. Hätte er Camille nicht getroffen, hätte er in einem Häuschen wie diesem für den Rest seines Lebens glücklich sein können.
Mit raschen Schritten ging Camille zum Feuer und streckte ihre Hände den Flammen entgegen, während Henri den Topf mit Wein und Gewürzen untersuchte, der auf dem Ofen warmgestellt worden war. Er fand ein paar Becher aus dickem Steingut, füllte
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