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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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tatsächlich ein Heer zusammen. Ein zwar bedeutend kleineres, als erhofft und auch nicht die jüngsten Soldaten, doch es stand rechtzeitig bereit. Und als Kommandeur hatte er für diesen Einsatz den sechsundvierzigjährigen, Achtung gebietenden Ritter Richard gewählt, zumal diesem Ritter Frowang von früher her vertraut war. Oui, genau der richtige Mann.

Kapitel 18
Ab Frühjahr 503
    A m zwanzigsten Tag des Wonnemonds, keinen Tag zu spät, rückte der Kommandant mit seinen Mannen über die Weststraße in Frowang ein. Natürlich waren sie von den Giebelfenstern des Schlosses längst erspäht worden, worauf Segimund zum Stadtrand galoppiert war, um sie zu begutachten.
Jetzt kehrte er zurück und berichtete Waldur: „Nicht mal achthundert Mann, Waldur!“
Der strahlte darauf aus seinem Schreibstuhl zu ihm hoch: „Wie bitte?“
„Ja, keine achthundert Mann, nur ein einziger Offizier, und an der Spitze ein Ritter.“
„Wie sieht der Ritter aus?“
Segimund beschrieb ihn: „Ein stattlicher, sehr bestimmt wirkender Mann mit braun-grau meliertem Haar, und, witzig, er hat einen Falken auf der Schulter sitzen.“
„Einen Falken? Das ist Ritter Richard“, freute sich Waldur, „ich kenne ihn von der Römervertreibung her, sehr gut sogar. Oh ja, er ist eine Respektsperson.“ Nun stützte er sein Kinn in die Hand und überlegte: „Ritter Richard und ich haben uns damals ausgezeichnet verstanden, wir waren sogar per Du, ich glaube, ich sollte ihn persönlich begrüßen.“
„Bist du lebensmüde?“, erschrak Segimund über diese Vorstellung, und Waldur, in seiner Hochstimmung, gab provozierend zurück:
„Wieso? Kannst ja mitkommen, wenn du Angst um mich hast.“
„Um mir anzusehen, wie er dich festnimmt, wie?“
Darauf winkte Waldur ab: „Heute würde ich es ohnehin nicht tun, wenn, dann erst nach ihrer Einquartierung.“
War das nun Waldurs Ernst? Segimund wechselte lieber das Thema: „Hinter dem Heer habe ich, außer den Gepäckwagen, zehn weitere Fuhrwerke herziehen sehen, bestimmt Proviant.“
„Ei, ei, Chlodwig“, lachte Waldur, „hast dazugelernt.“
Nun geriet in Segimunds schöne Kastanienaugen ein Freudenglanz, er frohlockte: „Jedenfalls geht unsere Rechnung auf, Waldur, die eigentlichen Gewinner sind am Ende wir.“
Nachdem Segimund den Raum verlassen hatte, überdachte Waldur die neue Situation in Ruhe. Ja, bestätigte er sich selbst nochmal, ich muss in jedem Fall und trotz aller Gefahr eine persönliche Begegnung mit Ritter Richard suchen. Und wenn mir gar ein Gespräch mit ihm gelingt, kann ich womöglich viel für Frowang erwirken. Allerdings muss ich äußerst überlegt vorgehen. - Und wie soll ich ihn anreden, wie seinerzeit auf fränkisch mit Rischar? Das wäre zu plump vertraulich. Vielleicht mit Ritter Rischar? Darin schwingt ebensoviel Vertrautheit wie Respekt. Ich muss das noch durchdenken.
    W enige Tage später war es selbst für die geschundenen Frowanger ein erbarmungswürdiger Anblick, als Ritter Ulrich mit seinem um siebenhundertelf Mann geschrumpften Heer im schleppenden Trott die Stadt verließ.
Zwischenzeitlich hatte Ritter Richard seine Wachtposten verteilt. Das hingegen bot den Bürgern ein hoffnungsvolles Bild, denn um die Schloss- und die Tempelanlage, wo ehedem jeweils zwei Dutzend Soldaten streng die Wacht gehalten hatten, sahen sie jetzt nicht mal mehr halb so viele stehen, ebenso, wie an den Mainufern und an der Stadteingrenzung. Auch die Gassen wurden nur noch spärlich bewacht, und einige Positionen blieben gänzlich unbesetzt. Nach dreijährigem Eingesperrtsein wagten die Frowanger kaum, an diesen Erfolg zu glauben - kann er von Dauer sein? Oh, sie hatten Vorsicht gelernt.
    G ut zwei Wochen übten die neuen Besatzer ihre Pflichten in Frowang aus, als der aufmerksame Schlosspförtner den Kommandanten mit seinem geschniegelten Offizier auf den Schlossplatz zuspazieren sah. Darauf eilte er augenblicklich hoch zu Waldur, um es ihm zu melden.
„Sofort den Rollstuhl zum Seitenausgang“, ordnete Waldur sogleich im Aufstehen an und begab sich selbst auf den Weg dorthin.
Unten setzte er sich dann in den bereitgestellten Rollstuhl und ließ sich hinaus vor die Tür schieben. Von dort aus rollte er dann mit kraftvollem Räderschwingen an den verunsicherten Wachtsoldaten vorbei auf den Kommandeur zu, wobei er ihm zurief: „Willkommen, Herr Ritter!“ Bei dem Verblüfften angelangt, reichte er ihm die Hand: „Oh, Ritter Richard“, er sprach den Namen fränkisch aus, „na, Ihr

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