Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)
seid mir doppelt willkommen!“
Der konnte nicht anders, als Waldurs dargebotene Hand anzunehmen und mit einer Verneigung zu erwidern: „Meine Ehrerbietung, Hoheit .“
Jetzt müsste der Festnahmebefehl ertönen - doch der Kommandeur brachte ihn, so unverhofft Waldur vernarbt und verkrüppelt vor sich, nicht heraus. Stattdessen fragte er nach kurzer Pause: „Woher Eure Unerschrockenheit? Ihr wisst, ich muss Euch festnehmen.“
„Mich festnehmen?“ wiederholte Waldur, rollte etwas nach hinten, warf seinen hellen Lockenkopf zurück und gluckerte sein herzliches, Zähne blitzendes Lachen.
Er wusste um dessen Wirkung, und tatsächlich, des Ritters Angriffshaltung lockerte sich. Deshalb konnte Waldur dann sicheren Tons das anbringen, was er Richard und seinen Offizier glauben machen wollte: „Ach, Ritter Richard, mich in Fesseln zu legen, hat vor Euch schon so mancher Besatzer versucht, zumal ich ein vermeintlich wehrloser Rollstuhlfahrer bin. Aber wer nicht über mindestens so viel Magie verfügt wie ich, müht sich da vergeblich ab.“ Richard blickte ihn abwartend an, während Waldur fortfuhr: „Dass sich unser Druide und ich kaum noch vor die Tür begeben ist nur, weil wir die ständigen Angriffsversuche der Soldaten Leid haben.“
„Bluff, alles Bluff!“, schnaubte darauf der Offizier und wollte sich auf Waldur stürzen, Richard aber hielt ihn mit hartem Griff zurück.
Waldur hatte der Atem gestockt, doch als sei nichts geschehen, sagte er freundlich zu Richard hoch: „Sicher unternehmt Ihr gerade eine Stadtbesichtigung. Habt Ihr mir seinerzeit nicht erzählt, Ihr hättet in Frowang Eure Hohe Ratsausbildung absolviert?“
„Oui, habe ich.“
„Na“, meinte Waldur, „die Stadt sieht jetzt zwar reichlich mitgenommen aus, aber vielleicht entdeckt Ihr doch noch diese oder jene nette Erinnerung. Ich wünsche Euch jedenfalls Glück dabei.“
Darauf wendete er seinen Rollstuhl, wie er jedoch merkte, dass gleichzeitig der Offizier zum Sprung ansetzte, drehte er rasch seinen Kopf zurück und fragte: „Darf ich die beiden Herren denn heute ins Schloss zum Abendessen bitten?“
Die konnten darauf nur verstört die Augen aufsperren, weshalb Waldur lächelnd hinzufügte: „Privat natürlich, meine Herren, nur zu meiner Frau, Kronprinz Segimund und mir. Ja?“
„Merci . , oui . .“, kam es darauf stockend von den beiden.
Waldur nutzte ihre neuerliche Verwirrtheit, indem er nach einem kurzen - „Also, bis dann“ - so geschwind er konnte zurück zum Seiteneingang rollte, in dem er schließlich unbehelligt verschwand.
Richard und der eifrige Offizier hatten ihm nur sprach- und regungslos nachschauen können. Jetzt fassten sie sich wieder, worauf der Offizier seinem Kommandeur vorwarf: „Ich verstehe nicht, warum Ihr mich zurückgehalten habt, wir hätten ihn jetzt in unserer Gewalt.“
Doch Richard wies ihn scharf zurecht: „Ihr habt ohne meinen Befehl handeln wollen, Herr Junker. Wer ist hier also wem Rechenschaft schuldig?“
Waldur war indessen erleichtert von allen herbeigeeilten Ratsleuten im Eingangsflur zurück empfangen worden und informierte sie nun über die kurze, gefährliche Begrüßung und seine am Schluss erteilte Einladung. Den Ritter und den Offizier heute zum Abendessen - ein Bravourstück, fanden lachend alle, und Waldur hoffte nur, dass sich Siglind für dieses Ereignis freinehmen könne.
W enig später begannen im Schloss die Vorbereitungen. Nachdem sich Waldur und Segimund über den anzustrebenden Verlauf dieser Einladung abgesprochen hatten, begab sich Segimund ins Küchenhaus. Dort entfachte er dann helle Aufregung, als er den Köchen auftrug, für den Abend ein festliches Fünfpersonenmahl zu zaubern. „Wie denn? Aus was denn?“, entsetzten sich die Köche, doch Segimund erklärte ihnen, in diesem Fall käme es einzig und vorrangig darauf an, den Gästen ihren guten Willen zu demonstrieren. Deshalb sollten sie die ärmlichen Speisen am Ende auch wie ein vornehmes Gastmenü anrichten.
Währenddessen ließen Waldur und Wiltrud im Hochparterre des neuen Palastflügels mit viel Bedacht den Besuchsraum als Speiseraum umgestalten. Nachdem dies geschehen war, sah sich Waldur kritisch darin um - er war zufrieden. Der Raum wirkte jetzt festlich und dennoch bescheiden, vor allem aber geschmackvoll, worauf es ihm bei dem kunstliebenden Ritter in erster Linie ankam.
So konnten er und Segimund nun getrost hoch in Waldurs Wohnung gehen, um die inzwischen herbeigeholte Siglind zu instruieren. Siglind
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