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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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gestaltete sich die Unterhaltung auch wieder flüssiger. Dadurch konnten Siglind und Waldur bei Richard endlich anbringen, dass kein Alemanne etwas gegen das fränkische Volk habe, selbst den Besatzern sei man immer wieder freundlich begegnet. Waldur gelang es sogar, dieses für ihn so wichtige Thema lange aufrecht zu erhalten, wobei Childbrechts Ohren, trotz Segimunds Ablenkungsbemühungen, zunehmend länger wurden. Denn Childbrecht passte es gar nicht, was die beiden seinem Kommandeur da erzählten, er wünschte Krawalle in Frowang. Schließlich wollte er hier sein Offizierskönnen unter Beweis stellen, damit König Chlodwig erkenne, was er an ihm habe und ihn dafür befördere.
Ganz anders Richard. Dem gaben Siglinds und Waldurs Ausführungen zu denken, zumal sie sich mit dem deckten, was er von Ritter Ulrich erfahren hatte. Dadurch verlor sich seine Skepsis den Gastgebern gegenüber ein wenig, und in seine hellbraunen Augen geriet gar ein Anflug von Wärme.
Als sie sich schließlich am Palastausgang voneinander verabschiedet hatten, war sich Waldur sicher, dass von Richard künftig noch weniger Feindliches zu erwarten ist.
Es ist schon erstaunlich, wie fundamental sich Waldur im Laufe der Jahre entwickelt hatte. Was besonders deutlich bei dieser so gelungen abgelaufenen Einladung zutage getreten war, bei der er bewiesen hatte, wie vortrefflich er inzwischen Diplomatie beherrschte. Lautere Diplomatie, der gegenüber sich die chlodwig’sche immer peinlicher ausnahm.
    O hne viele Worte führte Hermod den fränkischen Ritter durch den sonnigen, von Vogelgesängen erfüllten Tempelgarten, wo zwischen den Blütenbäumen immer wieder Steinstatuen - hohe Heilswesen - standen, saßen oder lagen, so, als lebten sie hier, als unterhielten sie sich miteinander in ihrer weisen, leisen Himmelssprache. Eine zeitlose Wunderwelt, und das inmitten des zertrümmerten Frowangs. Richard kannte den Tempel zwar von früher, aber so paradiesisch hatte er ihn noch nie empfunden. Und dazu dieser silberblonde, jünglinghafte Druide, selbst wie eine Himmelsgestalt, hätten sie sich vorhin nicht mit Handschlag begrüßt, würde Richard bezweifeln, dass dieser Mensch aus Fleisch und Blut bestand.
Hermod zeigte ihm jeden Winkel des Gartens, wobei Richard freudig diesen Heilsborn, jene Gebetsbank und auch die seinerzeit von Erik erschaffene Steinstatue wiedererkannte. Doch dem feinsinnigen Richard fiel noch mehr hier auf, in einigen Baumkronen entdeckte er ungewöhnliche Naturwesen - mächtige, teils uralte Alben, offensichtlich Königsalben.
„Das sind die ehemaligen Hüter der Frowanger Grünanlagen“, erklärte ihm Hermod, wie er sein Staunen bemerkte. „Sie sind vergangenen Sommer, als ihr Lebensraum durch eine niederträchtige Soldatenhandlung ruiniert wurde, hierher geflohen.“
„Deshalb also“, kam es nachdenklich von Richard, und er wollte erfahren: „Wo aber ist ihr Gefolge hin? In all Eueren Stadtanlagen habe ich nicht einen Alben entdecken können.“
„Tja, wo sind sie alle hin. Fort sind sie, Ritter Richard, der Schreck hat sie damals in alle Richtungen vertrieben.“
Darauf konnte Richard nur kopfschüttelnd äußern: „Welch unbegreifliche Schandtat.“
Richard verweilte noch lange in der Gartenidylle. Erst als ihm die langen Schatten den Abend ankündeten, brach er auf. Hermod begleitete ihn zum Ausgangstor, und beim Verabschieden bot er ihm an: „Ich weiß, dass Ihr einen Falken in Eurem Quartiershof, diesem engen früheren Römeratrium, beherbergt. Lasst doch den stolzen Vogel frei, er käme hierher geflogen, wo er sich bedeutend wohler fühlte.“
„Das ist nicht möglich, er ist an seinen Herrn gewöhnt.“
Darauf lächelte Hermod: „Dann müsste sich sein Herr eben hin und wieder zu seinem Vogel bemühen. Jedenfalls fändet Ihr ihn in den Eichen des Tempelhains, das beste Jagdrevier für Falken.“
Richard stutzte: „Ist Euer Hain für Franken denn betretbar?“
„Freilich, er steht jedem offen, der mit friedlichen Absichten naht.“
„Bien“, stimmte Richard darauf zu, „ich vertraue Euch, ehrwürdiger Druide, ich lass Ognir fliegen.“
„Ognir“, wiederholte Hermod, „dann weiß ich ja schon, wie ich ihn mal anzusprechen habe.“
    Z urück im Offiziersquartier, band Richard seinen Ognir los: ‚Flieg, mein Guter’, forderte er ihn auf, ‚und such dir einen besseren Futterplatz als hier nur immer die Hausmäuse. Aber bleib mir treu, du.’
Der Falke flatterte hoch, zog zunächst einige Kreise und

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