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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Fischernetzen und den vielen im Uferwasser schaukelnden Booten eine einladende Meeresromantik bot. Dieser Anblick belebte auch Scalla, weshalb sein Schritt umgehend flotter wurde. So ritten sie wenig später freudig in die kleine Stadt ein. Bald lenkte Waldur Scalla von der Hauptstraße hinunter zum Strand, wo er ein Gasthaus mit Baldachin überzogener Terrasse entdeckt hatte, deren rechtsseitige Treppe, wie er jetzt erkannte, direkt ins Meer führte. Herrlich, freute er sich.
Vor dem Gasthaus sprang er aus dem Sattel und die Wirtsleute, ein junges Ehepaar, das ihn bereits hatte ankommen sehen, kam ihm entgegen.
„Gediegen“, lachte der Wirt nach ihrer Begrüßung, „wir haben gerade unsere Siesta beendet, und du willst sie beginnen. Dann gib mal deinen Hengst her, Pferde werden bei uns verwöhnt, weil sie immer einen langen, steinigen Ritt hinter sich haben, egal von welcher Richtung her. Und du setzt dich auf die Terrasse dort, wirst dann auch verwöhnt.“
„Vorher will ich noch kurz ins Meer“, sagte Waldur, was die Wirtin nur guthieß:
„Richtig so, nach einem Bad schmeckt�s Essen nochmal so gut. In dem Verschlag da unten kannst du dich ausziehen und von da aus auch direkt ins Meer springen. Aber ganz ausziehen, junger Mann, bei uns hier geht man nackt ins Wasser.“
Wenig später schwamm Waldur hinaus ins Meer. Sein Ziel war ein Kahn, den er vom Strand aus entdeckt hatte und neugierig geworden war, wer da wohl so alleine drinnen sitze. Es war eine Jungfer, zeigte sich, deren Strohhut auf dem gesenkten Kopf ihr Gesicht völlig und ihr braunrotes, schulterlanges Haar bis zur Hälfte verdeckte. Über ihrem Schoß hatte sie ein Fischernetz ausgebreitet, an dem sie knüpfte. Erst als Waldur seine Arme auf den Bootsrand legte und seinen nassen Kopf darüber streckte, blickte sie hoch - mit wunderschönen, meergrünen, wehmütigen Augen.
„Bonna diaga, alline Undine - guten Tag, einsame Undine“, grüßte er liebenswürdig in der hiesigen Mundart, sie aber sah wortlos wieder auf ihre Arbeit. Was habe ich falsch gemacht, überlegte er, bis ihm einfiel - ich habe versäumt, mich ihr vorzustellen.
„Verzeih, mein Name ist Waldur, ich bin auf Junkerreise und mache hier kurz Rast.“
Sie hob nicht mal mehr den Blick. Muffige Person, dachte er, startete jedoch einen weiteren Versuch: „Ich würde ja zu dir ins Boot klettern, dir helfen, aber . . “
„Merkst du noch immer nicht, dass du störst?“, unterbrach sie ihn barsch, worauf er nach Luft schnappte.
Gleich darauf erfasste ihn Wut, er hängte sich mit aller Kraft an den Bootsrand, zog ihn herunter bis zum Wasserspiegel und ließ ihn dann ruckartig los. Danach tauchte er eilends davon. Ihre aufgebrachten Beschimpfungen in dem jetzt hin- und herklatschenden Kahn erreichten sein Ohr nicht mehr.
Oh, oh, Waldurs Temperament! Das entwischte zeitweise noch immer seiner Kontrolle, trotz der Ritterschulung.
Erfrischt und neu gekleidet betrat er wenig später die schattige Terrasse, wo ihn ein lecker mit dampfenden Muscheln, Salaten und Orangenlimonade gedeckter Tisch erwartete. Nicht frei von Selbstvorwürfen wegen seiner Unbeherrschtheit bei der Netzflickerin, nahm er dennoch erfreut Platz und ließ sich dann Zeit zum Genießen.
Nachdem die Wirtin schließlich das leer gegessene Geschirr abgeräumt und ihm Limonade nachgegossen hatte, setzte sie sich ein wenig zu ihm. Er erkundigte sich nach der mundfaulen Jungfer in dem Ruderboot, worauf sie ihn aufklärte:
„Das ist Erina, sie wohnt in dem Haus nebenan. War sie denn unhöflich zu dir? Ist eigentlich nicht ihre Art.“
„Och, nicht unbedingt“, schwächte er seine vorangegangene Bemerkung ab, um Erina nicht anzuschwärzen, und da die Wirtin das leicht durchschaute, gab sie ihm preis:
„Was immer sie gesagt oder getan hat, Junker Waldur, sieh es ihr nach, sie hat Liebeskummer.“
„Achso, ach, die Ärmste, das soll ja ziemlich wehtun“, reagierte er auf diese Auskunft verständnisvoll.
Langsam wurde es indessen Zeit für ihn. Er beglich seine Zeche, acht italienische Kupferlinge, wobei er erwähnte, er wolle heute noch den Arno überqueren.
„Das kannst du gar nicht schaffen“, sagte ihm die Wirtin, „die letzte Fähre setzt vor Sonnenuntergang über.“
„Wie bitte?“
„Ja, nichts zu machen.“
Waldur stand der Schreck über diese Nachricht deutlich im Gesicht, weshalb sie ihm seine Situation etwas versüßen wollte:
„Ein Vorschlag, Junker Waldur, wir feiern heute Abend auf dieser Terrasse die

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