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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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dunkelrot, fast schwarz, und sie hat . .“
„Schon gut, Waldur“, unterbrach sie ihn lächelnd, „ich habe es gestern auch nicht so gemeint, das mit den Athleten. Und ich mag dich auch noch immer.“
„Ist wahr?“
„Ja, ist wahr.“ Dann erkundigte sie sich nett: „Bist du sehr verliebt in deine Freundin?“
„Verliebt? Ei, ja - naja . . , und du in deinen Claudio?“
„Ich will nicht mehr an ihn denken. Waldur, wann reitest du ab?“
„Gegen Mittag.“
„Willst du nicht noch bleiben?“, fragte sie ihn mit einem solch lieb bittenden Blick, dass es ihm schwer fiel, zu verneinen:
„Ich kann nicht, Erina, ich muss weiter.“
„Wenn du wolltest, könntest du. Bleib doch noch etwas“, bettelte sie, wobei in ihre meergrünen Augen etwas Verzweifeltes geriet, „wenigstens bis morgen früh, ja? Dann könnten wir zwei, wenn ich heute in der Bootswerkstatt fertig bin, ein wenig rausrudern. Bei Abendrot aufs Meer, Waldur, du hast mir doch gesagt, wie gerne du das mal tätest. Ach, bitte!“
Nun musste er gewaltig mit sich kämpfen, doch schließlich blieb er bei seiner Ablehnung: „Nein, bitte verstehe, ich stehe ohnehin unter Zeitdruck.“
„Schade“, bedauerte sie leise, hakte aber, während sie aufstand, nach: „Vielleicht überlegst du es dir ja noch, ich warte jedenfalls nach dem Feierabendläuten vor Vaters Werkstatt auf dich.“
    U nd? - Er war ihrer Bitte erlegen.
Zum Abendläuten fand er sich erwartungsfreudig in der Nähe der Bootswerkstatt ein. Dort stand er dann lange, sehr lange. Erina musste längst Feierabend haben, wo blieb sie nur? Die Sonne hatte fast schon den Horizont erreicht, und dann beobachtete Waldur, wie der glutrote Riesenball gemächlich im Meer versank.
Anschließend verwandelte sich das Abendrot langsam in eine graublaue Dämmerung. - Noch immer keine Erina.
Endlich schlakste er, verdrossen einen Stein vor sich herkickend, wieder zurück zu seinem Gasthof. Und vor Erinas Haus entdeckte er schließlich des Rätsels Lösung - ein römisch gezäumtes Pferd. Gemeine, grausame . . ,glückliche Erina.
    D en Burgundbesuch hatte er sich damit selbst vereitelt. Ja, Waldur - Chrodegilde, Erina - so geschieht’s, wenn einem alles durcheinander gerät. Doch er schien sich bereits gefasst zu haben, so frohgemut, wie er da neben seinem Scalla auf der Arnofähre stand. Reite ich eben ein andermal nach Tours, hatte er sich getröstet, und zu Scalla sagte er: ‚Du hast ja Chrodegilde eh nie gemocht, stimmt’s, frecher Kerl? Außerdem können wir jetzt in Gemütsruhe heimwärts ziehen und in den Alpen bei meinen Großeltern noch ein paar vergnügliche Tage zubringen. Freust du dich darauf?’
‚Freu mich.’
‚Ich mich auch, du.’
Noch größer war Waldurs Freude darüber, die Hälfte seiner Junkerreise mit all ihren Prüfungen bewältigt zu haben. Zwar nur die erste und weitaus leichtere Hälfte, aber immerhin! Er hätte schließlich straucheln können, meinte er stolz, denn - süßer Wein, süße Jungfern, süßes Leben - oh, oh, oh! ‚Und süße Chrodegilde’, meldete sich darauf eine innere Stimme. Waldur wehrte sich erschreckt gegen diesen Hinweis seines Gewissens, doch lange konnte er das nicht, da er auf der Druidenschule gelernt hatte, jederzeit auf die innere Stimme zu achten. Dadurch wurde ihm klar, dass Chrodegilde auf dieser Fahrt ebenfalls einen Prüfstein für ihn dargestellt hatte, einen selbst errichteten sogar. Ein Glück also, dass sich sein Burgundtrip zerschlagen hatte, begriff er jetzt und erinnerte sich an Ethnes häufige Warnung, die schwierigsten Prüfungen seien stets diejenigen, die man als solche nicht erkenne. Aber er habe die Hälfte seiner Reiseprüfungen ja gemeistert.
Und wie stand es um Wiltrud? Das wird er so bald nicht erfahren, wusste er, da sie als Frau, statt Junkerreise und Knappendienst, nun vier Jahre außerhalb des Keltenreichs an fremden Höfen dienen musste. Momentan in Ägypten.
Hilibrand hatte seine Junkerreise zunächst ebenfalls nach Ägypten geführt und anschließend nach Galicien. Inzwischen leistete er bereits seinen Knappendienst. Waldur hätte gerne gewusst, welchem Ritter er zugeteilt worden war und wo er sich aufhielt. Aber das wird er ja nun bald in Frowang erfahren.
    S o trafen Pferd und Reiter drei Tage vor Herbstbeginn gegen Abend glücklich in Frowang ein.
Waldur hatte Scalla kaum untergestellt und den Stall verlassen, als seine Tante und sein Vater bereits vom Hinterausgang des Palastes her auf ihn zueilten und sie ihm freudig

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