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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Italien tanzte man eng aneinandergeschmiegt, Erina brachte es ihm bei. Zunächst sträubte er sich ein wenig dagegen, da er noch nie die weichen Brüste einer Jungfer an seinem Körper gefühlt hatte. Doch bei ihren nächsten Tänzen wich seine anfängliche Scheu einem bislang nie gekanntem Verlangen. Bald musste er sich gar beherrschen, nicht Erinas Haar, das er an seinem Kinn fühlte, zu küssen oder den Kopf zu neigen, um mit den Lippen ihre Schläfen zu berühren, obgleich er den Eindruck gewann, sie warte nur darauf. Allerdings hielt ihn nicht nur seine Erziehung davon ab, er brachte auch nicht den Mut auf, eine Jungfer küssen.
Die Feier währte bis nach Mitternacht. Waldur und Erina zählten zu den letzten Gästen, die die Terrasse verließen, und als er sie zu ihrem Haus hinüber begleitete, sagte sie ihm zärtlich: „Du bist ein sehr netter Kerl, Waldur, man muss dich gerne haben. Doch gerade deshalb hoffe ich, dass du dich nicht in mich verliebt hast.“
Er musste kräftig schlucken, um dann mit einigermaßen fester Stimme antworten zu können: „Nein, nein, ich habe eine andere Jungfer im Auge.“
„Das ist gut. Ich liebe nämlich auch einen anderen, einen römischen Offizier, der in Pisa stationiert ist.“
Das überstieg sein Fassungsvermögen, wodurch wieder seine Tollpatschigkeit durchbrach: „Ist nicht dein Ernst, Erina. So eine lächerliche, mickerige Gallionsfigur?“
Darauf riss sie wütend ihre Hand aus seiner und keifte ihn an: „Ihr Athleten seid allesamt Schnösel! - Schnösel seid ihr!“, rannte ins Haus und knallte die Tür hinter sich zu.
Alles schneller, als Waldur die Situation hatte begreifen können.
    D as Begreifen stellte sich erst später ein, zu spät. Am nächsten Morgen bekam er bei seinem Frühstück auf der Terrasse kaum einen Bissen hinunter, so ärgerte er sich über seinen Schnitzer bei Erina. Immer musste er sich bei den Jungfern selbst alles verpatzen! Am liebsten ging er jetzt zu ihr, um sich zu entschuldigen, aber er fürchtete, nicht die rechten Worte zu finden. Wie immer schon.
„Bleib bloß hier“, hatte ihn Chlodwig in ähnlichen Situationen oft zurückhalten müssen, „weißt doch, dass du sonst nur noch mehr ruinierst.“
Er ritt wohl besser ohne Entschuldigung ab, sah er ein und packte das restliche Frühstücksbrot und -obst in seinen Proviantbeutel. Doch als er sich zum Gehen erhob, rief ihm die Wirtin vom Garten her zu: „Nu warte doch, Junker Waldur, ich habe deine Kleidung gewaschen, die ist noch pitschnass.“
„Gib sie her“, rief er zurück, „ich hänge sie hinter den Sattel zum Trocknen, mach ich immer so.“
„Das alles hier?“, lachte sie - auf der Wäscheleine flatterten zwei Hemden von ihm und eine kurze Hose.
Nach kurzem Überlegen fragte er: „Wie lange müsste das noch da hängen?“
„Zwei, drei Stunden.“
„Solange wirst du es bei uns noch aushalten“, meinte jetzt der Wirt, der gerade aus dem Haus zu ihm auf die Terrasse trat, „und in der Zeit kann sich auch dein Katerkopf erholen. War ja ‘ne lange Nacht gestern.“
„Ich hab keinen Katerkopf“, empörte sich Waldur, worüber der Wirt allerdings grinste.
Dann deutete der Wirt mit dem Daumen kurz zum Nachbargarten, wo Erina, eine Schüssel Salat putzend, auf einer Bank saß, und regte Waldur an: „Willst du nicht zu ihr? Sie wartet auf dich.“
Waldur, der sie längst entdeckt hatte, widersprach: „Auf mich bestimmt nicht.“
„Sei kein Dummkopf, ich kenne Erina, um die Zeit ist sie sonst längst bei ihrem Vater in der Bootswerkstatt. Los schon, troll dich zu ihr.“
„Na, gut halt.“
Am Garteneingang zu Erina verließ Waldur der Mut. Er blieb stehen und grüßte, die Hand verlegen im Nacken, zu ihr hin: „Guten Morgen!“
„Guten Morgen, Waldur!“, kam es freundlich von ihr zurück, wobei sie ihn mit einer Handbewegung zu sich auf die Bank einlud.
Dieser Aufforderung folgte er nur allzu gerne, und kaum hatte er neben ihr Platz genommen, begann er auch schon: „In Wahrheit mag ich Römer, wirklich. Ich komme doch gerade aus Rom, und da habe ich viele persönlich kennen gelernt. Sie sind höflich, gebildet und sehr selbstbewusst.“
„Ich weiß, ist Claudio auch“, ging sie auf das Thema ein, worauf er eifrig fortfuhr:
„Viele sehen auch gut aus, wenn sie auch nicht so groß gewachsen sind. Aber das macht ja nichts, kleinere Menschen sind oft sehr hübsch. Die Jungfer, die ich gestern erwähnt habe, ist auch klein, sehr klein sogar und ganz dunkelhaarig,

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