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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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deutete er wortlos zu den Bergen. Waldur begriff nicht, was Wate ihm verdeutlichen wollte, bis aus dieser Richtung Geheule an sein Ohr drang.
„Da stürmt es ja noch immer“, erschrak er, worauf Wate ihn korrigierte:
„Nein, mein Guter, das sind Wölfe, seit vorgestern, dem Neumondtag, die reinsten Bestien.“
Waldur bekam Gänsehaut. „Wölfe?“, entsetzte er sich, „meine Herren, wie viele sind das denn?“
„Die Rudel hat noch keiner gezählt, fest steht nur, dass du momentan nicht mal an dem ersten vorbeikämst.“
Das war Waldur klar, aber was nun? Er sah Wate ratlos ansah. Doch der machte ihm Hoffnung: „In dreizehn Tagen haben wir Vollmond, und danach beruhigen sich die Biester erst Mal wieder. Weißt doch, Wölfe sind Mondtiere. Bei abnehmendem Mond könntest du dich dann an ihnen vorbeiwagen, vorausgesetzt, du bist ausreichend gegen sie präpariert.“
Sie stiegen den Schneewall wieder hinab, während Waldur überlegte: „Das wären nur siebzehn Tage für diesen Ritt - verdammt knapp.“ Dann erkundigte er sich: „Was ist eigentlich mit diesem Abschrecksaft gegen die Wölfe, von dem du mir erzählt hast?“
„Das Geruchselixier meinst du. Das hat unsere Kräuterfrau längst angesetzt, sie füllt dir dann einen Teil in ein kleines, handliches Holzfass ab. Dieser Saft kann lebensrettend für dich werden, Junker Waldur, immer, wenn du irgendwo campierst, musst du das Stinkzeug um die Schneemauer deines Lagerplatzes versprengen. Ist zwar auch für dich und deinen Hengst unangenehm, aber die Wölfe widert dieser Gestank so an, dass sie einen weiten Bogen um euch machen. Und du musst die meisten Nächte im Freien campieren, denn auf deinem Weg liegen, wie du weißt, nur zwei Siedlungen, Hörvik und Lykle. Aber noch etwas, du müsstest nicht in siebzehn, sondern bereits in vierzehn Tagen durch die Berge sein, denn sowie der Mond wieder zunimmt, und zwar besonders in den ersten vier Stunden nach Neumond, sind im Winter die hiesigen Wölfe blutgierig wie nie, die reinsten Wehrwölfe. Schon deshalb, Junker Waldur, bitte ich dich jetzt nochmal, schlage dir diesen Ritt aus dem Kopf.“
„Das sagst du so leicht“, gab Waldur, der am Ende kaum noch zugehört hatte, zurück. Dann kreiste ihm nur der eine Satz durch den Schädel - in nur vierzehn Tagen, in nur vierzehn Tagen.
Danach dauerte es, bis er wieder ansprechbar wurde. Doch am Abend auf seinem Schlaflager erweckte er wieder seinen sich zurückgezogenen Mut. Er rief sich ins Gedächtnis - Vater hat als Junker eine ähnliche Strecke bewältigt, und ihn will und darf ich nicht enttäuschen, also!
    D ie Icefjorder waren schweigsam, als sie Waldur bei seinen letzten Reisevorbereitungen zur Hand gingen. Jeder wusste, wie gering im Winter die Chance war, in nur vierzehn Tagen die Ostküste zu erreichen. Sie hatten ihm zwei zugkräftige Schneehunde geschenkt, und die spannten sie ihm nun vor einen Schlitten. Den hatten sie ihm reichlich mit Nahrungsvorräten für sich und seine Tiere beladen, auch mit zwei Bärenfellen für seine Nachtlager, und Wate schnürte ihm am Schluss noch das kleine Elixierfass und ein paar Fackeln darauf.
So ausgerüstet und nach einer glückwunschreichen Verabschiedung, ritt Waldur, das Schlittengespann aus dem Sattel an langen Zügeln vor sich herlenkend, in die einsame, unberechenbare, eisige Bergwelt.
    N ur gut, dass sich Waldur seit seiner Schiffsreise einen schützenden Bart hatte wachsen lassen, sich nun doch die Dachsfellmütze auf den Kopf gesetzt und die stets an ihren Lagerfeuern neu aufgewärmten Kirschkernbeutel an Scallas und seinem Körper verteilt hatte. Denn je höher er auf seinem Weg, der ihn nach Südost führte, in das dick verschneite Waldgebirge gelangt war, desto beißender war der Frost geworden. Auch das Robbenfett erwies sich als unverzichtbar, wie ihm bereits nach wenigen Stunden hiesiger Höhenluft aufgegangen war, als ihm die Nasenlöcher und Lippen heiß und immer heißer gebrannt hatten. Hätte er sich da nicht eingefettet, wäre ihm ein Frostbrand sicher gewesen.
Inzwischen den dritten Tag mit seinem Schlittengespann unterwegs, hatte er sich an das Eisklima gewöhnt, Scalla ebenfalls, beide ertrugen ohnehin Frost leichter als letzten Sommer diese italienische Bruthitze. Außerdem konnten sie bei ihrem fortwährenden Eiltempo, das Waldur jeweils mit drei knapp bemessenen Tagesrasten unterbrach, nicht unterkühlen, und Waldur selbst wurde zudem von seinem Bestreben, möglichst noch flotter vorwärts zu

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