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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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nichts vom Einbruch. Der Kutscher hatte ein Zaumzeug über den Riegel gelegt, das am Morgen am Boden lag. Daraufhin erkannte er dann die Schleifspuren des Tors und die frischen Kratzer von einem Werkzeug. Die Hintertür der Scheune, die auf den Innenhof geht, besitzt kein Schloss, so dass der Dieb wohl dort hindurch ging.«
    »Nun, Trine, dann sorge dafür, dass ein Schloss vor das Scheunentor kommt. Ein tüchtiger Schlosser wird sich finden.«
    Die Magd knickste, wandte sich aber nicht zum Ausgang, woraufhin Lukas sie mit einer Geste aufforderte, ihr Anliegen vorzutragen.
    »Herr, gestern batest du mich, Erkundigungen über den Inquisitor einzuholen.« Auf sein Nicken redete sie weiter. »Er weilte wohl im Auftrag des Erzbischofs in Miltenberg und wurde vom Oberamtmann gerufen. Mehr weiß man im Ort nicht. Meine Schwester lebt in Mainz, kennt jemanden, der in der Residenz des Erzbischofs arbeitet. Sie würde mit Sicherheit erfahren können, was dort passiert.«
    »Dann schreibe ihr doch …«, begann Lukas, bis er sich ins Gedächtnis rief, wem er da einen Auftrag geben wollte. Trine hatte in ihrem Leben wohl noch keinen Brief geschrieben, wie er auch sogleich ihrem Gesicht ansah, und ob die Schwester des Lesens überhaupt kundig war, wusste er nicht. »Also wirst du wohl nach Mainz reisen müssen für diese Erkundigungen. Nun, tu das. Bleibe so lange, bis du alles über die Angelegenheit erfahren hast.«
    »Herr, drei Tage wird es brauchen …«
    Erst im zweiten Augenblick merkte er, was sie erwartete. Er nickte und ging in den Nebenraum, der durch eine schwere Tür mit verglastem Oberlicht stets verschlossen war. Dort öffnete er mit seinem Schlüssel einen wuchtigen Schrank im Hintergrund, aus dem er eine Handvoll Münzen nahm. Trine hatte sich nicht vom Fleck gerührt, öffnete aber sofort die Hand, um das Geld entgegenzunehmen. Mit großen Augen starrte sie auf den Betrag.
    »Du wirst Ausgaben haben. Ach, warte.« Aus der Ablage unter seinem Pult zog er einen Stapel beschriebener Blätter. »Mainz betrittst du durch das Gautor und begibst dich zum Domherrenstift. Frage nach dem Sekretär des Erzbischofs. Dies sind meine neuesten Berechnungen zum Lauf der Gestirne und das Horoskop Seiner Exzellenz. Ein niederträchtiger Feind drangsaliert ihn, berichten die Sterne. Seine Exzellenz erwartet meine Niederschrift zwar erst bei meinem nächsten Aufenthalt dort, wird aber nicht erstaunt sein, sie durch einen Boten zu bekommen. So hast du einen guten Grund für deine Reise.«
    Sie nahm das Papier mit einem Knicks entgegen. »Danke, Herr. So muss ich nicht lügen, dass meine Schwester krank sei. Manchmal fragen die Wachen am Tor.«
    Magdalene hatte ein gutes Händchen bei der Auswahl der Dienstboten. Zufrieden drehte Lukas sich zu seinen Forschungen herum. Als sie heraus war, verdüsterte sich seine Miene. Der Erzbischof würde nicht glücklich sein über das Horoskop. Sein Verdacht hatte sich bestätigt, jemand verdarb mit Absicht die Gesundheit des Kirchenfürsten. Lukas hatte ihm zugesichert, im Laufe des Monats ein erneutes Horoskop auszustellen mit der Frage, wie dem beizukommen sei.
    ---
    Zuallererst taten ihr die Schultern weh, dann merkte sie den Schmerz in der Schläfe. Als sie das Gesicht verzog, klebte etwas auf der Haut, wohl Blut, die Augenbraue war aufgeplatzt. Nach und nach wurde ihr bewusst, was los war: Sie hing in Fesseln, ihre Handgelenke steckten in harten Schellen und hielten ihr komplettes Körpergewicht. Die Ketten waren an einem Haken in der Decke befestigt. Je mehr sich das Bewusstsein herantastete, desto angestrengter suchte sie festen Halt mit ihren Füßen. Ganz gelang ihr das nicht, sie konnte nur mit den Zehenballen den Boden erreichen. Das entlastete ihre überdehnten Schultergelenke, tat aber in den Waden weh. Sie wusste ganz genau, nach einiger Zeit würde sie diese Anstrengung nicht mehr aushalten können und sich die Gelenke ausrenken. Nicht so sehr die Schmerzen, diese Erkenntnis ließ sie stöhnen. Widerwillig öffnete sie die Augen.
    Der Zentgraf stand genau vor ihr und betrachtete sie. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nackt war. Splitterfasernackt.
    »Und«, meinte er, »willst du jetzt die Wahrheit sagen?«
    »Mein Gott, ich habe doch die Wahrheit gesagt!«, jammerte sie.
    »Aber bitte, Luzia, lasse den Herrn aus dem Spiel und rege dich nicht so sehr auf. Darf ich Luz sagen? Ich sage Luz. Das ist vertrauter. Luz, ich bin dein Freund, das darfst du nie vergessen. Ich habe nur

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