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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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Zigeunerin, die zum Mord an acht Kindern aufforderte. Und du bist hier, um deine Unschuld zu beweisen. Habe ich damit deine Fragen zufriedenstellend beantwortet?«
    Luzia schwieg entsetzt, dann knickste sie. Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Wieso hatte sie, im Namen aller Heiligen, ausgerechnet diese Verkleidung wählen müssen? »Diese … Zigeunerin … Was hat es mit der auf sich?«
    Seine Augen verschmälerten sich und sein Blick wurde stechend. »Diese eine Frage will ich dir noch beantworten, aber dann drängt sich mir die Frage auf, wer du eigentlich bist und woher du kommst. So wie du dich aufführst, gehe ich davon aus, dass du von sehr weit her kommst.«
    »Das mag wohl sein, Euer Gnaden.«
    »Also die Zigeunerin. Du weißt, dass die Schultheißin Catharine Hank wegen Hexerei verurteilt und verbrannt wurde. Es ist erwiesen, dass durch ihre Gräueltaten acht Säuglinge im Ort starben. Sie alle waren schrecklich blau im Gesicht und fielen beim Trinken tot von der Mutterbrust, alle zur gleichen Zeit, zum Glockenschlag um Mitternacht. Von so einem schrecklichen Zauber hörte ich noch nie vorher. Mein ehemaliger Schreiber ließ es mich wissen. Im Nachhinein erscheint mir die Strafe der Hexe für solches Vergehen noch zu gering. Zumal wenn man bedenkt, wie verstockt sie war. Erst unter der Folter gestand sie. Sowie der Schmerz ihr nicht mehr die Glieder zerriss, leugnete sie frech. Wieder auf der Folter gestand sie die grausigsten Details, die nur der Mörder wissen kann. Es kam heraus, dass sie sich aus dem Fleisch eines der Kinder zum Vergnügen Salbe kochte und mit dem Satan auf gar grässliche Weise verkehrte und ihren Gatten darüber täuschte. Dazu brauchte sie so widerwärtige Höllenkunst, dass der arme Mann noch immer ihr nachtrauert und nicht froh ist, sie los zu sein. Heute noch will ich zu ihm gehen und ihm Trost spenden, dass er den Bann vergisst im Gebet. Er soll sich auf immer der fleischlichen Lust verweigern und nur noch leben zum höheren Lobe des Herrn. Nur damit wird die Magie von ihm weichen. Gelobt sei der Herr.«
    Er nahm ein Büchlein aus seiner Rocktasche, faltete die Hände darüber, schloss die Augen und betete. Luzia wagte es nicht, ihn zu stören. Sie senkte den Blick auf ihre gefalteten Hände und wartete. Schließlich steckte er sein Brevier wieder weg und sah sie an. »Die Schultheißin benannte vier andere Frauen, die der Amtmann gewissenhaft befragte. Alle Frauen gestanden und werden noch diese Woche gerichtet. Eine von ihnen, du wirst nicht erfahren, welche es war, nannte die Zigeunerin als Urheberin und Anstifterin des Mordes. Diese Unholdin erklärte den Zauber und empfahl, die Salbe aus dem einen Ungetauften zu machen. Nun, Luzia, da du die Wachen am Tor und die Büttel mit deiner Verkleidung hast täuschen können, denke ich, dass du auch diese verblendeten Frauen getäuscht hast. Du, Luzia, bist die Zigeunerin.«
    Entsetzt starrte sie ihn an und ihre Unterlippe zitterte. Mehrmalsmusste sie zum Sprechen ansetzen, bis sie ein Wort herausbekam. »Aber … Euer Gnaden, ich war noch gar nicht in der Stadt, als es geschah! Und man sagte mir, die Schultheißin sei verführt worden von einer …sie hieß … ja, Wulp! Sie hieß Wulp, Walpurga. Die habe sie verführt als Kind und da sei sie schon des Satans Eigentum gewesen. Ich kam doch erst vor einem Monat in die Stadt, da war schon alles geschehen - und man redet auch nur von fünf Kindern. Euer Gnaden, bitte, erkundigt Euch. Ich war immer freundlich und anständig und tat nie etwas Böses.«
    Mit einem nachdenklichen Ausdruck erwiderte der Zentgraf: »Das werde ich prüfen, ganz gewiss und sorgfältig.« Auf Luzias heftiges Nicken fuhr er fort. »Du siehst, was alles herauskommt. Fünf Kinder sagt man und gestanden haben die Weiber acht. Ohne mich käme die Wahrheit nie ans Licht. Ich finde alles heraus. Deine seltsame Verkleidung ist mir nicht geheuer. Jetzt also die Frage, wer du bist und wo du herkommst.«
    »Luzia Heußer aus Frankfurt. Dort wurde ich geboren. Ich kam als Krämerin und verkaufe Spitzen, Bänder und Litzen, schönen Putz aus Brüssel, allerbeste Ware. Eine ganze Kiepe voll hatte ich. Die letzten kaufte mir eine Pilgerin an der Amorquelle ab, darauf gab ich meine Kiepe weg und beschloss, Amorbach zu verlassen. Nur wegen des Mannes wollte ich noch Gewissheit haben, weshalb ich mich verkleidete.«
    »Gekonnte Verkleidung. Selbst mich hätte es einen Moment getäuscht. Bist du Zauberkünstlerin? Aus

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