Die Hexe soll brennen
je hatten.« Er gähnte. »Aber was unterhalten wir uns über eine Dienstmagd? Habt Ihr Neuigkeiten aus München bekommen? Es würde mich interessieren, ob der Kurfürst jetzt endlich aus Belgrad zurückgekehrt ist.«
»Ihro Gnaden Max Emanuel haben die Türkenstadt erobert und genießen dort immer noch Ihren Sieg«, erwiderte Hanndloß spöttisch. »Na, man behauptet ja, daß die osmanischen Weiber es besonders wild treiben mögen. Ich kann's unserem Herrn nicht verdenken, wenn er sich nicht lösen will aus den Früchten seines großen Sieges.« Er lachte meckernd über seinen eigenen Scherz und vollführte eine obszöne Geste.
Der Pfleger dagegen fühlte sich angewidert. Und er beschloß, seinem Ärger jetzt freien Lauf zu lassen und den Amtmann endlich hinauszukomplimentieren. Sonst würde der Kerl gar noch bis zum frühen Morgen beim Wein sitzen bleiben. »Es geziemt Euch und mir nicht, über den Landesherrn zu spotten«, sagte er scharf. »Ihr solltet dem Kurfürsten mehr Achtung entgegenbringen, Hanndloß. Aber wahrscheinlich liegt's daran, daß Ihr zuviel Wein getrunken habt. Wenn ich Euch raten darf, so schlaft Euch jetzt aus. Ihr werdet sonst morgen Schwierigkeiten bei der Erfüllung Eurer Pflichten haben. Ihr wißt, morgen passieren hier die Amberger Eisenschiffe für Wien.«
Hanndloß hatte genau begriffen, daß der Pfleger ihn loswerden wollte. Er hätte deswegen beleidigt sein können – wenn der verkappte Hinauswurf nicht ganz in seinem Sinne gewesen wäre. Deswegen gab er sich versöhnlich und lenkte ein: »Ich bitte um Pardon, Michel! Ich habe wirklich zuviel getrunken und will mich jetzt lieber auf den Heimweg machen. Euch mein Dank und mein Respekt für Speise und Trank. Das nächste Mal seid Ihr und Euer Weib bei mir zu Gast geladen.« Er leerte seinen Becher bis zur Nagelprobe, erhob sich, stand leicht schwankend, mit geröteten Augäpfeln, da.
»Ich begleite Euch noch zum Tor«, bot der Pfleger an.
Aber Hanndloß winkte ab. »Beschämt mich nicht, mein Freund. So betrunken bin ich nun auch wieder nicht, daß ich meinen Weg nicht allein finden könnte. Wenn Ihr mir bloß noch Feuer für meine Laterne gebt, will ich schon zufrieden sein.« Er ging zu der Truhe, wo er seinen Mantel und das Sturmlicht abgelegt hatte. Viel zu schwungvoll warf er sich den schweren Umhang über die Schultern.
Der Pfleger steckte inzwischen den Kerzenstumpf in der Laterne an und schloß dann das verglaste Gitter. »Das Tor ist offen«, sagte er dabei. »Einer meiner Fischer ist draußen und soll im Morgengrauen mit den Aalen in den Hof kommen können, ohne daß er jemanden wecken muß.«
Hanndloß nahm die Laterne. »Aale sind etwas Feines«, murmelte er. »Stärken die Manneskraft. Ich wünsch' Eurem Fischer einen guten Fang.«
Kaspar Michel schluckte wütend, erwiderte aber nichts mehr, sondern brachte seinen mißliebigen Gast noch bis zum Portal. Dort wankte der Eisenamtmann unvermittelt zur Treppe, die drinnen nach unten führte.
»Nicht dort hinunter«, entfuhr es dem Pfleger. »Dort schläft die Katharina.«
Hanndloß kam zurück. Er grinste, doch wegen der hochgeschlagenen Kapuze bemerkte Kaspar Michel es nicht. »Wäre ich doch beinahe falsch gegangen«, murmelte der Eisenamtmann. »Diese Tür also.«
Er tappte hinaus. Der Pfleger blickte ihm nach, bis die Laterne über den Hof gegeistert war und zuletzt hinter der Mauer verschwand. Erst dann ging Kaspar Michel in das Gebäude zurück und verriegelte sorgfältig das Portal.
Wenig später löschte er im ehelichen Schlafgemach das Licht, schlüpfte unter die Felle und schmiegte sich an Annes zusammengerollten Leib. Sie erwachte und fragte schlaftrunken: »Wie ist es mit dem Hanndloß gewesen?«
»Eine Tortur«, antwortete ihr Mann. »Er ist und bleibt ein ungehobelter Söldnerführer, säuft auch wie ein Loch. Ich bin froh, daß er endlich gegangen ist. Ach, Anne …«
Er zog sie in seine Arme, tastete, fast wie schutzsuchend, nach ihrer Brust. Sie öffnete die Schenkel, schlang ein Bein um seine Lenden und nahm ihn in sich auf.
***
Simon Hanndloß lauerte außerhalb des Mauertors. Die Laterne hatte er unter seinem Mantel verwahrt, so daß kein Lichtschimmer ihn verraten konnte. So wartete er ab, bis auch im Pflegschloß alles dunkel geworden war. Die kühle Nachtluft hatte seine Trunkenheit halbwegs verfliegen lassen. »Jetzt liegst du also bei deinem Weib, Michel«, flüsterte er grinsend. »Und ich will mir jetzt das meinige suchen. Ein
Weitere Kostenlose Bücher