Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe und der Herzog

Die Hexe und der Herzog

Titel: Die Hexe und der Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
Vom Netzwerk:
ihr das sagen, Hella?«
    »Versprochen«, murmelte die Scheuberin. »Versprochen.«

     
    Sie hatte ihn als Beichtvater rufen lassen, um ihre Sünden zu bekennen, bevor man ihr den Prozess machte. Eigentlich hätte der Herzog Alma von Spiess am liebsten in die »Fischerin« werfen lassen, wie man den Kerker im Stadtturm nannte, doch um den unweigerlichen Klatsch möglichst gering zu halten, hatte er sich schließlich für das uralte, seit Jahrzehnten nicht mehr verwendete Gefängnis im Keller der Hofburg entschieden.
    Auf Fußfesseln war verzichtet worden. Die dicken alten Mauern machten jeden Ausbruchversuch unmöglich, so viel war gewiss. Man hatte ihr allen Schmuck abgenommen, sie jedoch ihre eigenen Kleider tragen lassen. Der Gegensatz zwischen dem ramponierten Seiden- und Spitzenzeug und der Schauerlichkeit des Ortes hätte größer nicht sein können.
    Jetzt stand Kramer vor ihr, innerlich bebend vor Ungeduld. Mit diesem verworfenen Geschöpf hatte sein Unglück begonnen, das heute darin gegipfelt hatte, dass er wie ein Verbrecher durch einen staubigen alten Gang schleichen musste, um sich vor den Sensen und Heugabeln aufgebrachter Tiroler in Sicherheit zu bringen.
    »Meine Zeit ist eng bemessen, meine Tochter«, sagte er förmlich. »Wenn du also beichten willst – gestehe!«
    Sie stand vor ihm mit blitzendem Blick.
    »Ich könnte dich noch immer mit in den Abgrund reißen«, sagte sie heiser. »Das weißt du sehr genau. Ein Wort nur …«
    »Wer aber würde einer Gattenmörderin Glauben schenken?«, unterbrach er sie roh. »Einem Weib, das Gift in die Medizin des Gemahls geträufelt hat, um ihn aus dem Weg zu räumen? Niemand!«
    »Du sprichst vom guten alten Leopold?« Alma stieß ein kurzes Lachen aus. »Um ein Haar wäre er ja nicht allein auf die letzte Reise gegangen, die kleine Herzogin wäre ihm bald schon nachgefolgt. Wie hätte ich auch ahnen können, dass sie das klebrige Süßzeug dieser aufsässigen Köchin an ihren Kläffer verfüttert, anstatt es selbst aufzuessen? Dabei war mein Plan so klug und fein eingefädelt: eine tote Herzogin und eine Köchin als Giftmörderin.«
    » Du also hast den Anschlag geplant …«
    »Kein Wort von dem, was ich dir jetzt verrate, wird jemals die Mauern dieses Kerkers verlassen – das ist ja gerade das Schöne daran!« In ihren Mundwinkeln klebten Speichelfetzen. Kramer wich zurück, als sie langsam immer näher kam. »Denn was uns beide verbindet, währt länger als der Tod.«
    War sie dem Wahnsinn nah? Dieser Tag, der für ihn ein einziger Albtraum war, schien kein Ende nehmen zu wollen.
    »Sie sollte kein Kind haben, die kleine Herzogin, auch dafür habe ich rechtzeitig gesorgt«, flüsterte die Spiessin. »Eine alte Hexe am Innufer war so freundlich, mir gegen gutes Silber ein Beutelchen Petersiliensamen zu überlassen. Die hab ich ihr ins Süppchen gerührt – und aus der Traum!« Almas blassgrüne Augen schienen den Pater verschlingen zu wollen. »Mir hat der liebe Gott kein Kind gewährt. Warum sollte er dann zu ihr so viel freundlicher sein? Wo sie mir doch schon meinen Sigmund gestohlen hatte, diese dumme sächsische Kuh!«
    Sie riss an ihrem Kleid, als könne sie die Hitze nicht länger ertragen, dabei war es so kalt und feucht in dem Gefängnis, dass Kramer längst fröstelte.
    »Mit ihm, dem Herzog, hätte ich ein Leben ganz nach meinem Gusto führen können. Meinethalben nicht einmal als sein rechtmäßiges Weib. Und wenn schon! Auch als seine Buhlschaft hatte ich noch zu Lebzeiten der frommen Eleonora sehr viel Spaß mit Sigmund. Doch dann kam sie angerauscht- dieses Kalb aus Dresden. Und alles war mit einem Mal zu Ende. Musste ich mich dagegen nicht mit allen gebotenen Mitteln zur Wehr setzen?«
    Er hörte, wie die Seide brach, dann stand die Spiessin plötzlich barbusig vor ihm.
    »Sigmund hat sie früher sehr geliebt«, flüsterte sie, »›meine Kitzchen‹. So hat er sie zärtlich genannt, sie gekost und gebissen, bis ich vor Wonne schier vergangen bin. Und auch dir haben sie doch gut gefallen, Heinrich. Willst du sie nicht ein allerletztes Mal berühren?«
    Er stand bereits mit dem Rücken zur Wand, konnte keinen einzigen Schritt weiter zurückweichen.
    »Bedecke dich!«, rief er. »Bereust du endlich all deine Todsünden, Alma von Spiess?«
    »Bereuen?« Sie lachte schrill. »Was redest du da, mein Heinrich! Ich würde es wieder so machen, wenn ich noch einmal könnte, wieder und immer wieder!«
    »Was willst du dann von mir? Weshalb hast

Weitere Kostenlose Bücher