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Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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sein
Herz für einen Moment aussetzen ließ. Ihre dunklen Augen auf den Boden gerichtet,
folgte Antonella. Leicht wippend flossen ihre schwarzen Haare über die Schultern.
Auch sie trug ihre Lieblingsfarbe. Das moosfarbene, kräftige Grün ihres Kleides
betonte die ebenmäßige, helle Haut umso mehr. Nur an ihren leicht erröteten Wangen
war abzulesen, dass sie sich ebenfalls freute, ihn wiederzusehen. Ihr Kleid war
schlicht, nicht mit Mustern verziert und bis zum Hals geschlossen. Trotzdem konnte
Lorenz ihre schlanke Figur erkennen, die sich unter dem Kleid andeutete. Auch von
ihr wehte ihm ein Duft entgegen, wie er ihn selten zuvor gerochen hatte. Kurz richtete
er den Blick nach innen. Unmerklich versuchte er, so viel wie möglich davon in sich
aufzunehmen, und doch konnte er beim besten Willen nicht sagen, wonach Antonella
duftete. Beide Damen knicksten. Maximilian und Lorenz verbeugten sich sitzend. Wohl
wissend, dass dies unheimlich dämlich und tölpelhaft ausgesehen haben musste.
    »Wollen wir uns nicht setzen?«, fragte der Bürgermeister und zog die
Stühle der beiden jungen Frauen zurecht, als sie gegenüber den Brüdern Platz nahmen.
Elisabeth fixierte Lorenz bereits mit ihren Blicken und schenkte ihm einen verführerischen
Augenaufschlag nach dem anderen. Jetzt war er es, der verlegen auf den Tisch starrte
und die Hände in den Schoß legte. Es schien, als würde sie sich absichtlich nach
vorn beugen und kräftig ausatmen, um ihm tiefe Einblicke gewähren zu lassen. Er
war fast erleichtert, als der Bürgermeister das Wort ergriff.
    »Im Namen meiner Töchter möchte ich mich noch einmal für eure Tat bedanken
und wir hoffen, dass euch das Essen mundet.«
    Wie auf Kommando öffnete sich die Tür zur Küche
und eine dickliche Frau trat mit einem Braten heraus, der an Größe alles übertraf,
was die beiden je gesehen hatten. Sie ächzte, als sie das Ungetüm auf den Tisch
wuchtete. Schnell ging sie wieder in die Küche und kam mit verschiedensten Beilagen
zurück, die alle in großen Holzschüsseln serviert wurden. Mit jedem weiteren Schub,
den die alte Frau brachte, wurden Maximilians Augen größer. Lorenz allerdings schaute
nur von seinem Teller auf, um einen Blick auf Antonella erhaschen zu können. Zu
seinem Bedauern hielt sie ihren Kopf die ganze Zeit gesenkt und ihre Hände strichen
bedächtig die nicht vorhandenen Falten aus ihrem Kleid. Schließlich schob die Köchin
einen kleinen Wagen mit Getränken vor sich her, bestückt mit Weinen, Met und Likören.
Maximilian und Lorenz begnügten sich mit einem Bier, während Elisabeth und ihr Vater
einen Wein aussuchten. Antonella fragte lediglich nach Wasser. Auch wenn es nur
für einen kurzen Augenblick war, weiteten sich Lorenz’ Augen, als er ihre samtweiche
Stimme vernahm. Als alle Gläser gefüllt waren und die Beilagen dampfend den Tisch
säumten, erhob der Bürgermeister seinen Wein.
    »Ich trinke auf tapfere Schmiede und auf abgegoltene Schulden.« Bevor
den beiden auch nur in den Sinn kam zu antworten, fügte Dannen hinzu: »Lasst es
euch schmecken!«
    Während die Gastgeber bereits ihre Teller mit Braten bestücken ließen,
blickten Maximilian und Lorenz sich stirnrunzelnd an.
    »Wollen wir dem Herrn nicht für die Gaben danken?«
    Elisabeth und Antonella stockten, der Bürgermeister lächelte nur, als
er sich ein großes Stück Fleisch in den Mund schob.
    »Mein lieber Jungschmied. Gott hat diese Gaben nicht aufgetischt, wir
haben dies harter Arbeit und unserem Intellekt zu verdanken.«
    Maximilian wollte nicht locker lassen. »Und diesen Intellekt hat Euch
der Allmächtige gegeben. Findet Ihr nicht?«
    Ein weiteres Mal schmunzelte Dannen, den Blick nicht von seinem Teller
nehmend. »Mitnichten, mein junger Freund. Oder denkt ihr, das Mädchen, das in Crefeld
verbrannt wurde, war ein Sukkubus? Und glaubt ihr, es wäre Gotteswerk, dass feindliche
Armeen unsere Landstriche kreuzen?«
    Nun ließen sich die Brüder die Teller vollladen.
    »Und woran glaubt Ihr?«, fragte Lorenz.
    »Nun, ich glaube an Handel und die Diplomatie«, antwortete der rundliche
Mann direkt.
    »Oder an Bestimmung«, warf Elisabeth ein. »Daran, dass ein Mädchen
nicht ohne Grund gerettet wird.« Dabei zwinkerte sie Lorenz lächelnd zu.
    »Oder daran, dass jeder Mensch sein Schicksal beeinflussen kann«, hauchte
Antonella kaum hörbar, als sie das Glas Wasser zum Trinken ansetzte.
    Maximilian schlang gerade eine große Kartoffel hinunter, als er das
Wort ergriff. »Und genau

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