Die Hexe von Freiburg (German Edition)
Siegel der städtischen Büttel versehen.
«Was hat das zu bedeuten?»
Hastig öffnete sie die Haustür und eilte die Treppe hinauf. Oben hörte sie Elsbeths Stimme rufen: «Sie sind da! Dem Himmel sei Dank, sie sind wieder heil zurück!»
Sie und Barbara stürzten aus der Küche. Freudig begrüßten sie die Heimkehrer. Dann trat Barbara einen Schritt zurück.
«Ihr habt es sicher schon gesehen. Diese Hundsfötte von Stadtknechten haben gestern das Sudhaus geschlossen. Eure Lizenz zum Brauen ist bis auf weiteres zurückgezogen.»
«Wieso das denn?»
«Ein Bürger der Stadt hat Euch angezeigt mit der Begründung, die Lizenz sei unrechtmäßig erworben. Wer dieser Bürger ist, wollte uns niemand verraten.»
«Cathi, Liebes, wach auf. Ich muss los.»
«Nein, noch nicht!» Im Halbschlaf schlang Catharina ihre Arme um Christophs Nacken und zog ihn an sich. Christoph küsste sie, dann machte er sich vorsichtig los.
«Ich habe ein Abschiedsgeschenk für dich, mach doch mal die Augen auf!»
Catharina blinzelte. Die Morgensonne schickte durch die Kammer ihre glitzernden Strahlen. Christoph legte ihr etwas in den Schoß: ein nagelneuer kleiner Wasserschlauch aus weichem, hellbraunem Schweinsleder, in dessen Oberfläche winzige Ornamente eingeätzt waren.
«Wie hübsch der ist», rief Carharina.
Christoph nickte. «Und jetzt mach die Augen zu.»
Catharina schloss die Augen und hörte ein leises Gluckern.
«Stell dir vor, wir liegen wieder am Ufer des Bodensees zusammen im Gras, der Wind rauscht in den Zweigen, der Kuckuck ruft, und das Wasser des Sees plätschert leise vor sich hin.»
«Du hast Seewasser in den Schlauch gefüllt, nicht wahr? Und dann hast du den schweren Schlauch die ganze Zeit durch die Sommerhitze mitgeschleppt!»
«So schwer ist er nun auch nicht», lachte Christoph. Dann wurde er ernst.
«Ich verspreche dir jetzt etwas: Noch bevor das Wasser in diesem Schlauch verdunstet ist, werden wir beide als Mann und Frau zusammenleben.»
Nachdem sich Christoph schweren Herzens wieder auf den Weg nach Villingen gemacht hatte, ging Catharina ins Schneckenwirtshaus, um Berthold und Mechtild von der Schließung ihres Sudhauses zu berichten. Eine Mischung aus Ratlosigkeit und Verwirrung ergriff sie. Nicht nur das Wiedersehen mit ihrer Tochter und der Abschied von Christoph nach acht Tagen innigen Zusammenseins hatte sie mitgenommen – immer wieder drängte sich die grausige Szene von der Hinrichtung des Zigeunerjungen in ihr Gedächtnis. Und jetzt auch noch diese Geschichte mit der Braulizenz.
«Wem könnte daran gelegen sein, dass ich kein Bier mehr brauen darf? Ich mit meinen geringen Mengen mache doch niemandem den Absatz streitig.»
«Irgendwer will dir Böses», sagte Berthold und las das amtliche Schreiben noch einmal aufmerksam durch.
«Es wird dir also vorgeworfen, Bier zu brauen und zu verkaufen, ohne dass du deine Kenntnisse auf vorgeschriebene Weise erworben hast, nämlich bei einem Braumeister oder in einjähriger Lehrzeit bei einem Wirt, der im Besitz einer ordentlichen Lizenz ist. So. Und unterschrieben ist das Ganze von einem gewissen Secretarius Waldvogel.»
Er sah Catharina an. «Weißt du, was wir versuchen können? Du gehst dich bei diesem Secretarius beschweren, dass du als unbescholtene Frau von einem Bürger verleumdet worden seist, denn du hättest jahrelang im Wirtshaus ‹Zur Schnecke› gearbeitet und dabei das Bierbrauen erlernt. Sei möglichst forsch, denn Angriff ist die beste Verteidigung. Der Secretarius soll mich ruhig vorladen, ich werde ihm dann dasselbe erzählen. Wir können nur hoffen, dass niemand etwas Schriftliches verlangt. Zum Glück können unsere Angestellten nicht aussagen, denn von ihnen hat damals noch keiner hier gearbeitet.»
«Du willst sagen, dass du mir zuliebe lügen würdest?»
Berthold lachte.
«Das ist doch nicht gelogen! Schließlich war ich es doch, der dir das Brauen beigebracht hat – wenn auch erst vor kurzem. Geh gleich los, du hast keine Zeit zu verlieren.»
Eilig lief Catharina in die Ratskanzlei am Franziskanerplatz. Der alte Ratsdiener, den Catharina noch aus Bantzers Magistratszeiten kannte, führte sie in die Stube von Secretarius Waldvogel. Der Schreiber stand an seinem Pult und kritzelte mit einem Federkiel Blatt um Blatt voll, bis er endlich aufsah. Catharina hielt ihm sein Schreiben vor die Nase.
«Lieber Secretarius», sagte sie freundlich, doch mit energischem Unterton. «Ich bin Catharina Stadellmenin. Gestern habe ich
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