Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
zu sprechen. Doch es tat auch gut, mancher Knoten in ihrem Innersten löste sich bei diesem Gespräch. Sie schaute Lene nachdenklich an.
    «Bist du mit Raimund glücklich? Ich könnte auch anders fragen: Wie sieht der Alltag in einer normalen Ehe aus?»
    «Ein bisschen langweilig vielleicht.» Lenes Antwort kam ohne Zögern, und sie musste lachen, als sie Catharinas verblüfftes Gesicht sah. «Weißt du, wenn ich deine Lebensgeschichte so höre, bin ich ganz froh drum, dass bei uns alles in geruhsamem Trott läuft, ohne Aufregung, ohne böse Worte. Ich muss zugeben, im Augenblick bin ich ein bisschen neidisch, wenn ich dich und Christoph so beobachte, denn bei uns war es mit Kitzel und Herzklopfen bald vorbei. Aber dafür ist Raimund nicht ein einziges Mal gewalttätig geworden und hat in all den Jahren nie die Achtung vor mir verloren. Und das, finde ich, ist schon ein großes Glück. Mein zweites großes Glück sind die Kinder.»
    Sie schenkte die Steinkrüge randvoll.
    Catharina nahm einen kräftigen Schluck. «Und wie verläuft bei euch die Ehe nachts?»
    «O Cathi, du bist noch ganz die Alte, immer so verschämt! Also, um es klipp und klar zu sagen: In den ersten Jahren hat mein lieber Raimund jeden Rock gevögelt, der jünger als sechzig war und nicht wie eine Vogelscheuche aussah. Zuerst habe ich davon gar nichts mitbekommen, weil er mir in dieser Hinsicht nie Grund zur Klage gegeben hat – er ist nämlich wirklich ein guter Liebhaber. Doch als mir dann eines dieser missgünstigen Klatschweiber zugesteckt hat, was hinter meinem Rücken lief, war ich so wütend, dass ich mit einem Pfannenstiel auf ihn losgegangen bin. Da hat er dann Besserung gelobt, aber leider nicht eingehalten.»
    «Was hast du dann gemacht?»
    «Was sollte ich schon machen? Ich hab halt auch nichts anbrennen lassen, schließlich war ich noch jung. Aber spätestens als Ferdi auf der Welt war, hatte ich die Lust daran verloren, mich mit irgendwelchen hübschen Burschen in geheimen Verstecken herumzudrücken. Und inzwischen hat sich Raimund wohl auch die Hörner abgestoßen, denn er genießt nichts mehr, als mit mir und den Kindern am Ofen oder hinten im Garten zu sitzen und einen guten Meersburger zu trinken. Nein, es ist schon gut so, wie wir leben. Nur das ständige Umziehen macht mir zu schaffen. Und Christoph und du – ihr seid so weit weg!»
    Sie stand auf und nahm Catharina in den Arm.
    «Ich glaube fast, ich komme zu früh.» Christoph trat ein.
    Er ließ sich neben Catharina auf die Bank sinken und trank ihren Krug in einem Zug leer.
    «Es ist alles abgemacht. Wir haben eine Passage auf einem kleinen Lastkahn bis Schaffhausen, übermorgen früh um sieben.»
    «Sehr gut.» Catharina küsste ihn auf die Wange. «Und was ist mit diesem Gewürzhändler?»
    «Stöckli beliefert uns, und zwar, nachdem ich eine Stunde mit ihm gekämpft habe, zu meinen Konditionen. In einem Punkt allerdings hat er keine Zugeständnisse gemacht: Er liefert nicht bis nach Villingen, sondern nur nach Freiburg. Da war ich leider gezwungen, ihm das Haus zur guten Stund als Adresse anzugeben.»

    Die Zeit in Konstanz verging viel zu rasch. Catharina beschloss, Christoph erst auf dem Rückweg von Marthe-Marie zu erzählen, wenn sie wieder allein waren. Sie wollte auf keinen Fall, dass das Mädchen etwas bemerkte.
    Als sie zu früher Morgenstunde mit Lene und den Kindern an der Anlegestelle warteten, bis die Ladung auf ihrem Kahn verstaut war, setzte leichter Regen ein. Die Oberfläche des Sees verschwamm im Dunst zu einem schmutzigen Grau, das nur von den schwarzweißen Farbtupfern der Möwen unterbrochen wurde.
    «Das richtige Wetter zum Abschiednehmen», sagte Lene und wischte sich die Regentropfen aus dem Gesicht. Oder waren es Tränen? Catharina brachte kein Wort heraus, als der Bootsmann die Taue löste und sie drängte, endlich einzusteigen. Als der Kahn unter den steinernen Bogen der Rheinbrücke glitt, sah sie noch, wie Marthe-Marie den Arm hob und heftig winkte, dann verschwand sie aus ihrem Blickfeld. Bald war die Silhouette der stolzen Bischofsstadt nicht mehr zu sehen, und Catharina ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Christoph nahm ihre Hand.
    «Was ist mit dir? Du bist anders, seit du den Fuß über Lenes Türschwelle gesetzt hast. Ganz anders als sonst.»
    «Marthe-Marie ist meine Tochter.»
    Christoph starrte sie an. Sie berichtete in wenigen Worten von ihrer Ehe, vom ständigen Kampf gegen die Gefühle für Christoph und ihrem unerfüllten Wunsch

Weitere Kostenlose Bücher